Goch "In Goch findet keine Jugendarbeit statt"

Goch · Bettina Trenckmann kandidiert für die Sozialdemokraten um das Bürgermeisteramt in Goch. Sie will neue Stellen in der Verwaltung schaffen und sich um die jungen Menschen in der Stadt kümmern.

 Bettina Trenckmann tritt am 13. September für die SPD in Goch an.

Bettina Trenckmann tritt am 13. September für die SPD in Goch an.

Foto: GOTTFRIED EVERS

Ihr Wahlkampfmanager ist kaum 30, in ihrem Flyer setzt sie auf Bilder statt auf seitenweise Text, und sie will sich stark machen für die jungen Menschen in der Stadt: Bettina Trenckmann geht für die SPD ins Rennen ums Bürgermeisteramt und in Sachen Wahlkampf ist die 55-jährige Gocherin kein unbeschriebenes Blatt. Zum vierten Mal kandidiert die Sozialdemokratin, die auf Schlagworte statt auf lange Ausschweifungen setzt: zum Beispiel kostenbewusst zu planen oder die Nahversorgung für alle zu sichern.

Die Frau, die seit mehr als 20 Jahren in Kleve als Strafrichterin arbeitet, scheut sich nicht vor Konflikten. Mit einem Augenzwinkern sagt sie: "Als Juristin kann man grundsätzlich erstmal alles." Damit will sie nicht hochmütig in den Wahlkampf starten, sondern vielmehr deutlich machen, dass sie Ahnung von Gesetzen hat. Und weil sie seit 15 Jahren auch noch Kreis-Vorsitzende der Awo ist, hat sie auch keine Schwierigkeiten, eine Verwaltung zu führen. Und genau da will die Mutter zweier erwachsener Söhne ansetzen. "Wir müssen mehr Stellen schaffen", fordert Trenckmann. Im Jugendamt zum Beispiel sei die Besetzung nicht ausreichend. Sonst hätte man sicher früher bemerkt, dass Kitaplätze fehlen. "Dabei lag der Kindergartenbedarfsplan schon seit 2011 vor", sagt Bettina Trenckmann. Den Astra-Umbau hätte es ihrer Meinung nach so nicht geben müssen. Für Trenckmann der Hauptgrund, warum sie wieder kandidiert.

Neue Stellen bedeuten aber auch neue Kosten. Und das in Zeiten von mehr als 100 Millionen Euro Schulden. Natürlich will die 55-Jährige sparen, die Schuldenpolitik so nicht weiterbetreiben. "Aber die Zukunft gibt es nicht für lau", sagt sie. Jeder Euro, der nicht in Kinder- und Jugendarbeit gesteckt wird, koste die Stadt später ein Vielfaches, so die Bürgermeisterkandidatin. "In Goch findet aber keine Jugendarbeit statt", bemängelt sie. Bettina Trenckmann will auf die Jungen zugehen, mit ihnen kommunizieren, sie nach den Bedarfen fragen. Sie wünscht sich zum Beispiel schon seit vielen Jahren eine Skaterhalle für Goch. "Wir Alten können allerdings nicht entscheiden, was die Jugend braucht", findet sie. Umso sicherer weiß Trenckmann, dass ein Hauptamtlicher Mitarbeiter im Jugendzentrum Astra zu wenig ist. Sie will einen Streetworker, der dort unterwegs ist, wo die Jungen sind.

Ein weiteres wichtiges Thema für Bettina Trenckmann ist die Landflucht. "Wir haben so schöne Neubaugebiete", findet sie. Die Menschen würden aber nur bleiben, wenn die Nahversorgung in den Ortsteilen gewährleistet sei. Trenckmann selbst setzte sich damals ein, als die Volksbank in Kessel die Filiale schloss. "Zumindest ist der Geldautomat geblieben", sagt sie.

Apropos Geld: Sparen will sie beim Dienstwagen. "Den brauche ich nicht", sagt die 55-Jährige. Der Leasingvertrag sei im April ausgelaufen, und das wird unter Bettina Trenckmann auch so bleiben. Wenn sie schon immer ins Gericht nach Kleve mit dem Fahrrad gefahren ist, kann sie das erst recht ins Gocher Rathaus.

Am 13. September sind die Bürger am Zug. Wer für Bettina Trenckmann stimmt, der bekomme eine überparteiliche Bürgermeisterin, sagt sie. Die Sozialdemokraten haben keine Mehrheit im Rat, unter anderem deswegen hat sie ganz bewusst auf das SPD-Logo auf dem Deckblatt des Flyers verzichtet. Trotzdem will sie versuchen, im Rat zu kämpfen, zu argumentieren. "Aber ich kann nicht allein bestimmen", sagt Trenckmann.

(RP)
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