Freizeit in Goch/Weeze Beliebte Herrensitz-Fahrradroute wird abgebaut

Goch/Weeze · Derzeit werden die Schilder für den beliebten Radweg überall abgebaut. Der Grund dafür ist, dass sämtliche Fahrradtouren am Niederrhein auf das Knotenpunktsystem der Niederlande umgestellt werden.

 Die Schilder, die die Herrensitzroute markierten , werden derzeit abgenommen.

Die Schilder, die die Herrensitzroute markierten , werden derzeit abgenommen.

Foto: pixabay

Es ist irgendwie paradox: Die Herrensitzroute, die Radler an schmucken Schlössern und Herrenhäusern vorbeiführt, ist bei den Ausflüglern beliebt und gefragt. Trotzdem wird diese Route jetzt abgebaut und damit bald Geschichte sein. Die Internetseite der Route ist bereits abgestellt, in der analogen Welt haben die Kommunen den Abbau gestartet. "Wir sind zu Gange. Alle Schilder werden abmoniert, bald soll nichts mehr an diese Route erinnern", berichtete Khalid Raschid von der Gemeinde Weeze, die so etwas wie die Federführung bei dem Herrensitz-Projekt übernommen hat und auch in Goch für das Abschrauben verantwortlich ist.

 Schild des Knotenpunktsystems.

Schild des Knotenpunktsystems.

Foto: euregio-stichting ecc

Auch Rashid weiß, dass die Tour bei Radlern sehr beliebt war. "Aber uns geht es einfach darum, das System zu vereinheitlichen, und mit den Tafeln der Herrensitzroute gab es in der Vergangenheit schon mal hin und wieder Kuddelmuddel", sagt der Tourismusexperte aus Weeze. Und nichts ist schlimmer auf der Radtour, als wenn plötzlich die Orientierung fehlt.

Während die Herrensitzroute abgebaut wird, laufen gleichzeitig die Vorbereitungen, die Region auf das Knotenpunkt-System umzustellen. Dieses "Fahren nach Zahlen" stammt aus den Niederlanden und hat dort die Radtouren erheblich vereinfacht. Die Radler suchen sich für ihre Tour einfach die entsprechenden Nummern aus, notieren sie auf einem Zettel und fahren die Zahlen nach und nach ab - fertig ist die Radtour. Länge und Route sind dabei individuell und variabel. Viersen hat das Knotenpunktsystem bereits, die Kreise Wesel und Kleve ziehen jetzt nach. Ab Spätsommer sollen dann auch hier in der Region Touren über die Grenze anhand der Knotenpunkte möglich sein. Würde man die Herrensitzroute beibehalten, bestünde die Gefahr, dass manche Punkte doppelt vergeben werden. "Es geht einfach darum, eine einheitliche Regelung hier im Grenzraum zu etablieren", sagt Rashid.

Unter der Federführung des Tourismusbüros der Gemeinde Weeze war 1994 die Herrensitz-Route an Maas und Niers, damals mit zwölf deutsch-niederländischen Partnerkommunen im Rahmen eines Interreg-Projektes der Euregio Rhein-Waal, als grenzüberschreitende Fahrradroute ins Leben gerufen worden. 1998 wurde die Route um acht Partnerkommunen, fünf niederländische und drei deutsche, erweitert und mit Knotenpunkten auf deutscher und niederländischer Seite ausgestattet, um eine Erleichterung für Radfahrer bei der Orientierung entlang der 16 Rundkurse zu gewährleisten. Beteiligt sind seitdem: Alpen, Arcen, Bergen, Boxmeer, Cuijk, Geldern, Gennep, Goch, Grave, Issum, Kerken, Kevelaer, Mill, Rheurdt, Sint Anthonis, Sonsbeck, Straelen, Uedem, Wachtendonk und Weeze. 1998 war dieser Schritt ein Novum, denn die Route war die erste thematische Route, die Knotenpunkte nutzte. Es war eine pragmatische Entscheidung, denn die niederländischen Provinzen Limburg und Nord-Brabant hatten schon längst auf das Fahren nach Zahlen gesetzt.

"Die Umstellung auf das Knotenpunktsystem im Kreis Kleve ist eine wichtige Errungenschaft, die den Rückbau der Herrensitz-Route rechtfertigt", so Rashid, der bei der Einrichtung der Route sogar mit dem Rad Teilstrecken der Herrensitz-Route extra gefahren ist. Er ist davon überzeugt, dass die Einführung und Umsetzung des Knotenpunktsystems das grenzüberschreitende Fahrradfahren verbessern und das Gesamtbild der deutsch-niederländischen Region besser prägen wird. Wie genau die Routen nach der Umstellung verlaufen werden, wird derzeit erarbeitet. Goch hat seine Knotenpunkte bereits definiert und dem Kreis Vorschläge unterbreitet.

Die Umstellung auf das Knotenpunktsystem kostet 430.000 Euro, 300.000 Euro gibt es als Zuschuss vom Land.

(zel)
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