Goch Automaten-Sprengung erneut vor Gericht

Goch · Im Juli wurden bereits drei Täter einer Bande, die im vergangenen Jahr zahlreiche Geldautomaten sprengte, verurteilt. Seit gestern müssen sich auch noch die beiden letzten Beschuldigten dafür verantworten.

 Die Geldautomaten sind bei den Überfällen völlig zerfetzt worden. Ans Bargeld kamen die Täter jedoch nie.

Die Geldautomaten sind bei den Überfällen völlig zerfetzt worden. Ans Bargeld kamen die Täter jedoch nie.

Foto: Sebastian Latzel

Nach viereinhalb Stunden Verhandlung war der 28-jährige Angeklagte gestern dem Zusammenbruch nahe. Mit Schweißperlen auf der Stirn bat er den Vorsitzenden Richter Norbert Scheyda während einer Zeugenaussage um eine kurze Unterbrechung. Zuvor hatte der Angeklagte selbst über eine Stunde lang ausgesagt.

Dem Niederländer wird vorgeworfen, an einer Serie von Geldautomaten-Sprengungen, die im vergangenen Jahr für große Aufregung im Kreis Kleve sorgte, beteiligt gewesen zu sein. Gemeinsam mit einem 34-jährigen Klever muss er sich seit gestern unter anderem wegen versuchten schweren Bandendiebstahls und Sachbeschädigung in mehreren Fällen vor der zweiten großen Strafkammer des Klever Landgerichts verantworten.

Die Zahl der Taten, die Oberstaatsanwalt Guido Schulz in seiner Anklageschrift auflistete, ist besonders beim Klever hoch. Im Zeitraum vom 23. März 2015 bis zum 23. Dezember 2015 soll er an insgesamt elf Bankautomaten-Sprengungen unter anderem in Kranenburg, Bedburg-Hau, Goch, Kevelaer, Kleve, Xanten und Nettetal mitgewirkt haben. Der Bande gelang es jedoch nie, an das in den Automaten befindliche Geld zu gelangen. Teilweise scheiterte sie sogar am Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion. Zu den Vorwürfen schwieg der 34-Jährige gestern. Sein Anwalt Peter Nickel kündigte allerdings an, dass sein Mandant sich am nächsten Prozesstag am Freitag dazu äußern möchte. Außerdem habe der 34-Jährige bislang bestritten, an allen elf Taten beteiligt gewesen zu sein.

Der Niederländer gab indes seine Mitwirkung an den ihm vorgeworfenen Taten zu. "Die Anklage stimmt", sagte er kurz und schmerzlos. Er sei vom Klever, den er "seinen Freund" nannte, im November 2015 angerufen worden, ob er nicht bei den Sprengungen mitmachen möchte. Der 34-Jährige soll zu diesem Zeitpunkt bereits an mehreren versuchten Bandendiebstählen beteiligt gewesen sein. Aus "Dummheit" und wegen finanzieller Not, so der Niederländer, habe er zugesagt. Nur zwei Tage nach dem Anruf, am 25. November, habe er bereits an einer Sprengung eines Bankautomaten mitgewirkt. Am 6. und 18. Dezember seien zwei weitere gefolgt.

"Der Ablauf war bei allen Sprengungen der Gleiche", sagte der 28-Jährige. So habe ein Mitglied der Bande zunächst die Überwachungskameras mit schwarzer Farbe angesprüht. Anschließend sei jemand für das Bohren eines Loches in den Automaten, die zumeist in einem Pavillon standen, zuständig gewesen. Das Loch sei dann mit Gas und Sauerstoff befüllt worden, um schließlich eine Explosion herbeizuführen. Mit Autos, deren Kennzeichen sie zuvor abgeklebt hätten, seien sie vom Tatort geflüchtet.

Auch wenn sich die Beute auf insgesamt null Euro beläuft, so war der durch die Explosionen angerichtete Schaden doch beachtlich. Er beträgt insgesamt 850.000 Euro. Dabei sei ursprünglich sogar nur eine Tat geplant gewesen. Weil der Diebstahl aber immer wieder missglückte, hätten sie doch weiter gemacht, sagte ein weiterer Mittäter gestern. Er wurde bereits im Juli zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt. Zwei weitere Mittäter bekamen zudem Freiheitsstrafen von fünf Jahren beziehungsweise einem Jahr auf Bewährung.

(RP)
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