Goch. Atemberaubende Gitarrennacht in Goch

Goch. · Einen riesigen Bogen vom jugendlichen Anfänger zum professionellen Virtuosen spannte die 10. Gitarrennacht, die nun schon zum fünften Mal im Gocher Kastell stattfand. Gitarreninitiative Niederrhein (GIN) und Kulturbühne hatten mit Unterstützung der Volksbank an der Niers und erstmals auch mit Förderung durch das Land NRW wiederum hochrangige Solisten eingeladen, die das Publikum im gut besetzen Kastell durch ihr Können begeisterten. Schwerpunkte waren brasilianische Bossa Nova Klänge, die vielen Facetten des Blues und der Gypsy Swing.

 Zu den Topacts des Abends gehörte der italienische Gitarrist Franco Morone, der das Gocher Publikum im Sturm eroberte.

Zu den Topacts des Abends gehörte der italienische Gitarrist Franco Morone, der das Gocher Publikum im Sturm eroberte.

Foto: Gottfried Evers

Traditionell eröffnete das Guitar-Mass-Orchestra unter der Leitung von Norbert van Os die dreistündige Nacht der Gitarren. 50 Gitarrenschüler waren der Einladung der GIN gefolgt, zusammen eine Gitarrenadaption von Vivaldis Vier Jahreszeiten sowie "Gonnemara", eine mehrstimmige irische Suite zu Gehör zu bringen. Nach nur zwei gemeinsamen Proben brachte Norbert van Os das Mass-Orchestra in einen gelungenen Einklang und dankte den Gitarrenlehrern vor Ort, die mit ihren Schülern in der Vorbereitung des Konzerts gearbeitet hatten. Im Rückblick auf die Veranstaltungen der GIN lobte er das Kastell als Aufführungsort mit optimaler Akustik und Räumlichkeit für die Bedürfnisse der Gitarristen.

"Es muss Liebe sein" lautet die deutsche Übersetzung eines Stückes des Bassa Nova Gitarristen Baden Powell, dargeboten vom Trio Balancado. Auch die Liebe zur Musik und zum Gitarrenspiel wurde hörbar im Zusammenspiel von Balancado und Gingo, dem Gitarrenorchster der GIN. Zu den Topacts des Abends gehörte der italienische Gitarrist Franco Morone, der mit Charme und viel Gefühl das Gocher Publikum eroberte. "Guitar is another Playstation" kommentierte er seine Begeisterung für das Instrument, das er erzählen ließ von allen wichtigen Orten des Blues. Die Zuhörer folgten dem Meister der Steelstring Gitarre nach New York, erlebten dort eine Regennacht, sahen Nashville, sogar Japan. Es gab stehende Ovationen für das emotionale Spiel mit einzigartiger Fingerstyle-Technik. Als Zugabe bot er eine ganz eigene Interpretation einer italienischen Tarantella und entführte die Zuhörer in sein Heimatland Italien.

Der Auftritt des Joscho Stephan Trio war weiteres Highlight der Gitarrennacht und eindrucksvolles Beispiel meisterhafter Virtuosität auf dem Instrument. Der 38jährige Sologitarrist Joscho Stephan gilt in der internationalen Gitarrenszene als bedeutender Interpret des Gipsy Swing, den er auf ganz individuelle Art und Weise mit anderen Genres wie Latin, Jazz, Rock und Klassik verbindet. Nach Django Reinhardt, legendärem Begründer der europäischen Jazzgitarre, ließ er Blues und Jazz erklingen, spielte atemberaubende Geschwindigkeiten. Mit Witz und Schwung moderierte er zwischen den Titeln. Das Publikum, zu einem großen Teil fachlich gut informiert und geschult, war begeistert und quittierte die improvisierte Kommunikation der Gitarre mit dem Bass mit häufigem Zwischenapplaus. Zugaben, Standing Ovations beschlossen die Jubiläumsnacht im Kastell.

(RP)
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