Goch/Kevelaer Ärger über Baumfrevel auf Schulhof

Goch/Kevelaer · Fünf Linden auf dem Schulhof geschädigt. Stadt hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Der Natur- und Heimatverein setzt eine Belohnung von 2000 Euro aus. Grünen-Politiker beklagt Laschheit der Behörden bei Umweltdelikten.

 Werner Neumann, Martin Kehren, Norbert Kehren und Johannes Janßen (von links) vom Natur- und Heimatvereins Twisteden vor den Linden. Die Bäume weisen Lücken im Grün auf. Blätter sind bräunlich verfärbt und vertrocknet.

Werner Neumann, Martin Kehren, Norbert Kehren und Johannes Janßen (von links) vom Natur- und Heimatvereins Twisteden vor den Linden. Die Bäume weisen Lücken im Grün auf. Blätter sind bräunlich verfärbt und vertrocknet.

Foto: MVO

Jetzt ist die Zeit, wo die Bäume ihr prächtiges Laubkleid tragen. Mit ihrem dichten Blätterdach schützen sie die Menschen vor der Sonne und bieten schattige Zuflucht. Nicht jedoch die fünf Linden an der Ostseite des Schulhofs in Twisteden. Die 25-Meter-Riesen weisen große Lücken im Grün auf. Etliche Blätter sind bräunlich verfärbt und vertrocknet. "Eine Sauerei", schimpft Werner Neumann, der Vorsitzende des Natur- und Heimatvereins Twisteden. Denn die Schäden an den hölzernen Riesen sind vorsätzlich herbeigeführt worden.

Wie Kevelaers Bauhofleiter Johannes Baaken gestern berichtete, ist der Baumfrevel Ende vergangener Woche während einer routinemäßigen Kontrolle entdeckt worden. Jemand habe eine Substanz an die Linden gebracht, die das Absterben verursachte. Von einem "seltsamen Geruch" sprach Baaken. Als Zeitpunkt der Tat tippt er auf März oder April. "Die Bäume waren im Austrieb, als das geschah. Danach verloren sie ihr Laub."

Die Stadt hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Der Natur- und Heimatverein setzt eine Belohnung von 2000 Euro für Hinweise aus, die zur Ergreifung des Täters oder der Täter führen. Meldungen sind an jede Polizeidienststelle möglich oder aber bei Neumann unter den Telefonnummern 02832 7535 oder 0172 2506176.

Der Vorsitzende und andere Vertreter des Vereins standen gestern erschüttert vor den geschädigten Linden. "Die sind mehr als 60 Jahre alt. Sie wurden zum Bau der Fran ziskus-Schule 1952 gepflanzt", blickt der Vorsitzende in Twistedens Geschichte zurück. Und bis vorigen Freitag haben die Grundschüler unter den Linden getobt.

Dass die Täter mit der Flüssigkeit nicht nur die Bäume schädigten, sondern womöglich auch Menschen gefährdeten, macht den Bauhofleiter noch wütender. Damit die Substanz analysiert werden kann, schickte er gestern Gewebeproben zum Pflanzenschutzdienst.

Auch der Kreis als Untere Landschaftsbehörde wurde eingeschaltet. Voraussichtlich noch in dieser Woche wird der Bauhof die Kronen der betroffenen fünf Linden kappen. "Noch droht wegen der Standfestigkeit keine Gefahr", sagte Baaken.

Doch schon beim nächsten Sturm könne das anders aussehen. Der Stadt entstand wirtschaftlicher Schaden. Und der ökologische Verlust lässt sich laut Baaken überhaupt nicht ermessen.

"Das ist kein Kavaliersdelikt", beurteilt Stephan Martens, Sprecher des Kevelaerer Ortsverbands von Bündnis 90/Die Grünen, den Vorfall. Er hofft darauf, dass dank der "1000 Ohren im Dorf" der Täter gestellt werden kann.

Der habe nicht nur leichtfertig Kinder gefährdet, sondern auch gegen die Baumschutzsatzung verstoßen. "Das kostet bis zu 50 000 Euro pro Baum", sagt Stephan Martens. Macht in diesem Fall also 250 000 Euro.

Dass sich jemand so etwas traut, lastet Martens auch den Behörden an, der Stadt und dem Kreis. Sie hätten Umweltdelikte immer wieder als Bagatellfälle heruntergespielt. Zum Beispiel, indem sie sich als nicht zuständig erklärten. Eine solche lasche Handhabe ermutige dann unter Umständen zu solch einem Baumfrevel.

(RP)
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