Goch-Pfalzdorf Abschied von der St.-Martin-Hauptschule

Goch-Pfalzdorf · Für die Lehrer, die sich in ein neues System einfinden müssen, ist der Schritt größer als für die Schüler. Die gehören zwar nach den Ferien auch zu Gustav Adolf, können aber noch ein Jahr lang ihr altes Schulgebäude nutzen.

 In der Sporthalle gab es gestern ein gemeinsames Abschiedsfrühstück. Das Transparent hing zwar außen an der Fassade, zu Anschauungszwecken hat RP-Fotograf Gottfried Evers es jedoch in die Turnhalle montiert.

In der Sporthalle gab es gestern ein gemeinsames Abschiedsfrühstück. Das Transparent hing zwar außen an der Fassade, zu Anschauungszwecken hat RP-Fotograf Gottfried Evers es jedoch in die Turnhalle montiert.

Foto: Evers Gottfried

Dass es so ruhig in einer Turnhalle mit fast 100 Menschen sein kann - erstaunlich. Mustergültig schweigend lauschten die Schüler der St. Martin Hauptschule Pfalzdorf gestern den Worten ihres Schulleiters Norbert Arntz. Der hatte zu einem "leisen" Abschied eingeladen, denn die Gemeinschaftshauptschule schließt heute dauerhaft ihre Türen. 50 Jahre nach ihrer Eröffnung ist Schluss mit der zweiten Gocher Hauptschule, die als katholische Volksschule begonnen hatte und im Ort immer sehr anerkannt war. Doch zurückgehende Schülerzahlen in den vergangenen Jahren hatten die Politik Ende 2014 veranlasst, über die Schließung der einzigen weiterführenden Schule am Ort zu befinden. Die Ratsentscheidung fiel damals denkbar knapp aus: Insbesondere gegen die Stimmen von CDU und FDP, die sich vorher entsprechend positioniert hatten, gab es eine kleine Mehrheit für die Auflösung.

Neue Schüler wurden in den Folgejahren nicht mehr aufgenommen. Jetzt ist es so weit - die verbliebenen Schüler gehören künftig zur innerstädtischen Gustav-Adolf-Schule.

Für die Schüler ist der "Schulwechsel" zurzeit nicht ganz so spannend, wie man meinen könnte, denn die Jungen und Mädchen, die nach den Ferien das achte, neunte und zehnte Schuljahr besuchen werden, bleiben in Pfalzdorf. Einige Räume des bisherigen Schulgebäudes nutzt Gustav Adolf für ein Jahr als Dependance. Die Ganztagsschule an der Wiesenstraße hat nämlich nach wie vor recht viele Anmeldungen und schlicht keine freien Räume für drei zusätzliche Klassen. In einem Jahr wird das anders aussehen: Dann verlassen die drei Zehner-Klassen aus Goch und die eine (ehemalige) zehnte Klasse aus Pfalzdorf die Schule, nur zwei Fünfer rücken nach. Und alle Pfalzdorfer finden Platz an der Gocher Schule. Bis dahin bleibt auch die "Flüchtlingsklasse" in Pfalzdorf.

Rund 70 Jungen und Mädchen saßen gestern an hübsch gedeckten Tischen in der gepflegten St.-Martin-Turnhalle. Ein großer Tisch war für die Lehrer reserviert - für jetzige und frühere. Natürlich dabei: die ehemaligen Rektoren. Ulrike Flores, die vor einem Jahr in den Ruhestand ging, und Theo Sprenger, der nach fast 20 Jahren als Schulleiter bereits 2009 den Staffelstab weitergab. "Als ich die Schule übernahm, war an ein Ende noch nicht zu denken", erinnert sich Ulrike Flores.

Sie weiß noch gut, wie es sich anfühlte, als "ihre" erste Schule geschlossen wurde. "Das war 1976 in Moers, und ich war jung. Unsere Schule an die erste Gesamtschule abgeben zu müssen, tat weh. Der Niederrhein blieb von Auflösungen ja zum Glück lange verschont." Die Pensionärin glaubt - nicht nur angesichts der jüngsten Erkenntnisse zur Schülerzahlentwicklung - dass es viele Kommunen noch bedauern werden, sich von so vielen Hauptschulen getrennt zu haben. Hauptschule, zuvor Volksschule, war einst eine Schule für alle. Nur wenige gingen zum Gymnasium, "gemeinsames Lernen" war damals normal.

Maria Bourceau wechselt jetzt in den Ruhestand, ein Kollege geht an eine Klever Gesamtschule. Die übrigen Lehrer gehören nach den Ferien dem Gustav-Adolf-Kollegium an. "Ich wünsche uns einen schönen gemeinsamen Vormittag, erholsame Ferien und dass wir uns stärken für die Aufgaben, die wir künftig jeweils haben", erklärte Rektor Norbert Arntz, der jetzt erst einmal wieder "normaler Lehrer" wird.

Die Jugendlichen widmeten nach den Worten, die sie mit Applaus bedachten, ihre Aufmerksamkeit dem tollen Frühstücksbuffet. Und wenn sie heute mit dem Zeugnis in der Tasche nach Hause gehen, werden sich alle nochmal nach dem Transparent an der Fassade umdrehen, auf dem selbstbewusst geschrieben steht: "Die Besten gehen zum Schluss & machen für immer das Licht aus".

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort