Goch-Kessel. 96 Prozent: Nein zu Windkraft im Wald

Goch-Kessel. · Heimat- und Verkehrsverein Kessel übergibt Gochs Bürgermeister Ulrich Knickrehm Ergebnis der HaushaltsbefragungFast der gesamte Ort lehnt die geplante Errichtung von Windkraftanlagen auf Kranenburger Gebiet im Reichswald ab.

 Die Kesseler Bürger bei der Überreichung der Ergebnisse der Haushaltsbefragung an Bürgermeister Ulrich Knickrehm (2.v.l.).

Die Kesseler Bürger bei der Überreichung der Ergebnisse der Haushaltsbefragung an Bürgermeister Ulrich Knickrehm (2.v.l.).

Foto: Gottfried Evers

Es war voll in den Räumen der Gaststätte Gossens in Kessel. Warum so viele Kesseler sich Zeit genommen hatten, war das viel diskutierte Thema Windkraft im Reichswald. Der Heimat- und Verkehrsverein des Gocher Ortsteils hatte dazu im Herbst eine Haushaltsbefragung durchgeführt und übergab das Ergebnis nun an Ulrich Knickrehm, Bürgermeister der Stadt Goch. Von 930 Haushalten wurden 749 erreicht, 718 sprachen sich gegen den Bau der Anlagen aus, das sind 96 Prozent. Zahlreiche Teilnehmer der Versammlung bei Gossens trugen daher ein Schild mit der Aufschrift "96 % Nein".

Über die Hintergründe der Befragung referierte Bettina van Meegen vom Arbeitskreis. "Je mehr Informationen über den Regionalplan B der Bezirksregierung über die geplanten Windkraftanlagen bekannt wurden, desto größer wurde die Ablehnung in der Bevölkerung," berichtete sie über die Gespräche mit den Bürgern. Sie habe auch selbst die Befragung mit durchgeführt und sei durch viele Begegnungen gerade mit älteren Bürgern sehr bewegt gewesen. "Ich wusste gar nicht, dass gerade die Kesseler kurz nach dem Zweiten Weltkrieg den Reichswald maßgeblich mit aufgeforstet haben", beschrieb sie die Berichte. Die Bürger seien in großer Sorge, konkret wegen der Gesundheitsgefährdung des Trinkwassers, der Waldbrandgefahr und der Zerstörung eines jahrtausendealten Lebensraums für Tier und Mensch. "Früher war ich für Windkraft, weil es eine alternative Energieform ist, aber nachdem ich nun so viel mehr darüber weiß, bin ich dagegen," sagt van Meegen. Die Gesundheitsschäden durch "Infraschall" zum Beispiel seien anerkannte Krankheitssymptome, ganze Ortschaften seien entvölkert, weil die Menschen deshalb weggezogen seien.

Bernd Thönnesen, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins Kessel, übergab das Ergebnis der Befragung an Ulrich Knickrehm mit der Bitte, dass er bei allen Vorhaben und Entscheidungen an seine Bürger denken möge. Knickrehm, der zur Übergabe gekommen war, bedankte sich bei den Kesselern für ihr Engagement. Er betonte, viel Arbeit, Zeit und Herzblut sei nötig, um so eine Befragung durchzuführen. Der Vorwurf "Ihr macht ja nichts" gelte nicht für die Bewohner von Kessel. Er gelte aber ebenso nicht für die Stadt Goch, und er verwies darauf, dass der Rat der Stadt bereits eine Stellungnahme zu den geplanten Bauvorhaben im Reichswald auf Gebiet der Gemeinde Kranenburg abgegeben hat. Darin lehne die Stadt Goch den Plan ab, äußerte Bedenken besonders wegen der Gefährdung des Trinkwassers. "Unser stärkstes Argument aber ist, dass wir bereits im Ortsteil Pfalzdorf eine Konzentrationszone von Windrädern haben", betonte der Bürgermeister. Er versicherte den besorgten Kesselern, die Stadt Goch werde gegen einen Eingriff beispielsweise in ihr Planungsrecht nötigenfalls auch gerichtlich vorgehen. Nach seiner Rede blieb Knickrehm im Kreis der Windkraftgegner und diskutierte weiter. Mehr und mehr Wortmeldungen kamen auf, die zeigten, dass sich alle intensiv informiert und vorbereitet hatten. Zum Beispiel wurde geäußert, dass die Windkraftfirmen in die Wälder gehen, weil sie in besiedelten Gebieten wegen des vorgeschriebenen Abstands keinen Platz mehr hätten. Eine weitere Wortmeldung befasste sich detailliert mit der Stellungnahme des Nabu, worin eine klare Gefährdung des Artenschutzes deutlich werde. Es wurde auch Kritik laut: "Man hört und sieht nichts, und wie es weiter geht, ist ungewiss", lautete ein Einwand. Der Bürgermeister bestätigte dies, er mahnte jedoch dazu, nicht emotional zu diskutieren. "Wir als Verwaltung wollen nicht Stimmung machen, sondern nach Recht und Gesetz handeln. Wir wollen uns auch in Zukunft noch mit dem Bürgermeister von Kranenburg zusammensetzen und sachlich sprechen können." Dass die geplanten Anlagen auf dem Gebiet der Gemeinde Kranenburg stehen sollen, war einmal mehr Thema der Versammlung.

Bernd Thönnesen und Peter Sinsbeck, zweiter Vorsitzender des Verkehrsvereins und Organisator der Haushaltsbefragung bedankten sich noch einmal bei den Helfern der Befragung für ihren Einsatz und dem Bürgermeister für sein Kommen.

(RP)
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