Goch 600 Schüler auf dem Weg zur Gottesmutter

Goch · Die Fußwallfahrt nach Kevelaer ist ein fester Termin im Gaesdoncker Kalender. Kurz vor den Sommerferien macht sich dabei die ganze Schule samt Personal auf den Weg. Gebete, Lieder und Kartoffelsalat.

"So weit bin ich noch nie gelaufen", sagt Fünftklässlerin Hannah, wirkt dabei aber nicht verzagt. Sie hat ihre Freundin neben sich, einen Rucksack mit Getränken auf dem Kreuz und die Aussicht auf einen "Wandertag" ohne Regen - Grund genug für gute Laune. Gemeinsam mit rund 600 Mitschülern sowie den Lehrern, Erziehern und weiteren Mitarbeitern des bischöflichen Gymnasiums machte sich die Elfjährige gestern fröhlich auf den Weg Richtung Kevelaer. Denn die jährliche Fußwallfahrt in die Marienstadt ist ein festes Datum im Schulkalender.

18 Kilometer wandern - vom Tempo her eher ein Marschieren als ein Schlendern - ist für Ungeübte schon ordentlich. "Wir hatten schon Kinder dabei, die im Gottesdienst in der Basilika vor Müdigkeit eingeschlafen sind", erinnert sich Lehrer Peter Verhaelen, der die Veranstaltung in jedem Jahr koordiniert. Zu warm ist es diesmal ja nicht. "Sonnencreme haben wir trotzdem dabei, man weiß nie, wie sich das Wetter noch ändert", sagt Lehrerin Christiane Burdich. Tobias Berns und sein Malteser-Team, aus älteren Schülern bestehend, sind auf Blessuren aller Art, auf Sonnen- und Mückenstiche vorbereitet.

Nicht ohne Gottes Segen zogen die Jungs und Mädchen los: Ein kleiner Wortgottesdienst in der Gaesdoncker Klosterkirche war für alle der Auftakt. Dann ging es klassenweise los: Links herum wanderten die Jüngeren über Hülm und Helsum nach Weeze, der Weg für die (fitteren?) älteren Schüler führte rechts herum über den Hülmer Deich und im Zickzack durch die Heide Richtung Hees. Zwei Lehrer und vier in Warnwesten gekleidete Querungshelfer begleiteten jede Klasse. "Das ist absolut nötig, denn es gibt einige gefährliche Übergänge. An der Kreuzung nahe dem Weezer Wildgehege sind sogar stationäre Helfer eingesetzt, um für Sicherheit zu sorgen", berichtet Verhaelen. Was ihn etwas betrübt: Einige Anlieger seien nicht bereit gewesen, die Wallfahrt mit Strom und Wasser (für Toilettenwagen) zu versorgen. "Bei Familie van Stephoudt an der Kendel sind wir zum Glück willkommen." Feste Versorgungs-Stopps sind nämlich unverzichtbar. Ebenso wie zwei Stationen für geistige Impulse, an denen die Schüler selbst Bibeltexte vortrugen.

Bis zur Bauernschaft Keylaer kurz vor Kevelaer bleibt die Motivation erfahrungsgemäß bei den meisten Schülern erhalten. "Dann, nach dem Mittagessen, ist es schon mal schwer, die Schüler zur Prozession aufzustellen", weiß Verhaelen. Würstchen und Kartoffelsalat machen so schön träge. Sechstklässler Markus ist jedoch voller Elan. Im vergangenen Jahr hat er zum ersten Mal erlebt, wie es sich anfühlt, mit der ganzen Schule in Kevelaer einzuziehen. "Nach der Pause bekommen wir die Liedhefte, sprechen Psalmen und singen Lieder bis zum Ziel", erinnert sich der Junge. Erzieher Jan Hendricks freut sich, dass seine Zöglinge beim Wandern die Gelegenheit nutzen, sich zu unterhalten, ohne dass es um Schulisches gehen müsse. Peter Verhaelen hofft nur, dass Regionalbischof Werner Theising den Pilgergottesdienst in der Basilika nicht allzu lange ausdehnt. Denn danach dürfen die Schüler beim Stadtbummel so langsam ihre Ferien einläuten.

(RP)
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