Goch 569 Flüchtlinge - keiner mehr als 2015

Goch · Seit Monaten werden den Kommunen deutlich weniger Flüchtlinge zugewiesen; in Goch in diesem Jahr noch kein einziger. Dennoch bestehen Pläne zum Bau eines Asylbewerberheims fort.

Zurzeit leben in Goch 569 Flüchtlinge - genau so viele wie im Dezember vergangenen Jahres. "In diesem Jahr ist noch kein einziger hinzu gekommen", erklärt Gochs Stadtsprecher. Während im Jahr 2015 alle paar Tage mit neuen Zuweisungen zu rechnen war, stellt die Verwaltung nun eine "vollständige Stagnation" fest, wie Matenaers sagt. Das führe zu einem willkommenen Atemholen, wie es weitergehe, sei aber nicht vorherzusagen. "Niemand kann einordnen, wie sich die Entwicklung fortsetzen wird. Was die Informationen angeht, sind die Kommunen das letzte Glied in der Kette." Grundsätzlich ist bekannt, dass durch die geschlossene Balkanroute deutlich weniger Flüchtlinge nach Deutschland kommen. Allerdings könnten künftig umso mehr Menschen mit Booten übers Mittelmeer nach Europa gelangen; die jüngsten Unglücksfälle bereiten allen Beteiligten größte Sorgen.

Doch im Moment ist die Situation hierzulande vergleichsweise entspannt. "Wir haben zum Beispiel die ehemalige Liebfrauenkirche, die ja hergerichtet wurde, um neu zugewiesene Flüchtlinge aufzunehmen, bis für sie eine Wohnung gefunden ist, noch gar nicht in Gebrauch genommen", berichtet der Pressesprecher. Platz für 40 Menschen wäre dort, zusätzlich besteht die Option für eine Erweiterung. Doch bislang wird nur das Tiefgeschoss samt früherer Bücherei für Unterbringungszwecke genutzt.

Unabhängig davon, dass die Anzahl der Flüchtlinge zumindest vorerst konstant bleibt, plant die Stadt Goch den Bau eines neuen Asylbewerberheimes. "Die Politik wird sich mit dem Thema im nächsten Bauausschuss beschäftigen", sagt Matenaers nach Rücksprache mit dem Bürgermeister. Das Geld für derartige Schlichtwohnungen steht im Haushalt. Wo die Einrichtung errichtet wird, stehe noch nicht fest. Eine Idee wäre die Fläche schräg hinter der Stadtbücherei in Richtung Emmericher Weg.

Ob auch dann gebaut werden soll, wenn erst einmal gar keine neuen Asylbewerber mehr kommen? Offenbar ja, denn die Stadt zahlt momentan vielen Eigentümern Miete für Wohnungen, die an Flüchtlinge vergeben sind. Das soll auf Dauer nicht so bleiben.

Großunterkünfte wie die Tennishalle, die die Stadt im vergangenen Jahr von privat angekauft hat, um dem Land NRW damit eine Notunterkunft bieten zu können, sollen nicht dauerhaft Wohnstatt für die Menschen werden. "Der Vertrag mit der Bezirksregierung gilt zunächst bis Oktober, wir haben aber angeboten, das Objekt auch gerne länger zu vermieten", erklärt Matenaers. Ob die Bezirksregierung dieses Angebot nutzen werde, sei noch unbekannt.

Was geschieht mit den 569 Männern, Frauen und Kindern, die auf unabsehbare Zeit oder sogar dauerhaft in Goch leben werden? Hilde Fielenbach-Hensel vom Verein zur Betreuung Asylsuchender engagiert sich, für Koordination und Vernetzung ist Monika Riße zuständig. Der Runde Tisch Flüchtlinge bietet zahlreiche Treffs und Hilfen an, auch Hausaufgabenunterstützung und Sportprojekte.

Volkshochschule, Internationaler Bund und die Awo kümmern sich um Sprachkurse auf verschiedenen Niveaus. Weil das noch nicht genügt (und die Kurse finanziert werden müssen), verweist die Gocher Internetseite auch auf Online-Angebote zum Erlernen der deutschen Sprache.

(RP)
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