Goch 50 Jahre "bewegte" Kita-Geschichte

Goch · Die Kindertagesstätte Martin Franz, Teil des Gocher "Familienzentrums im Verbund" und Bewegungskindergarten, feiert 50-jähriges Bestehen. Anlass zum Feiern und für einen Blick zurück in die Geschichte des Gründers.

Goch: 50 Jahre "bewegte" Kita-Geschichte
Foto: Evers Gottfried

50 Jahre wird er alt, seine Ursprünge aber reichen noch viel weiter zurück. Ein Blick auf die Chronik des Martin-Franz-Kindergartens am Gärtnerweg in Goch lässt eine bewegte Geschichte erkennen. An deren vorläufigem Höhepunkt steht am Samstag, 23. September, von 11 bis 16 Uhr ein Tag der offenen Tür zum Jubiläum. Und dazu haben die Verantwortlichen natürlich viele Aktionen für große und kleine Besucher vorbereitet. Unter der Überschrift "Sinnvolle Reise durch die Zeit" blicken Kinder, Erzieherinnen und Eltern in Vergangenheit und Gegenwart.

 Ob in der Turnhalle (oben) oder im Freien - im Martin-Franz-Kindergarten steht die Bewegung hoch im Kurs.

Ob in der Turnhalle (oben) oder im Freien - im Martin-Franz-Kindergarten steht die Bewegung hoch im Kurs.

Foto: GOTTFRIED EVERS

"Bewegte Geschichte" ist dabei ein wichtiges Stichwort, denn der Kindergarten Martin Franz ist seit 2012 ein anerkannter "Bewegungskindergarten mit dem Pluspunkt Ernährung". "Bewegung ist das Tor zum Lernen", betont Kathrin van der Louw, die die Einrichtung seit 2015 leitet. "Über Bewegung begreifen wir die Umwelt, kommen vom Ich zum Du", so die Erzieherin. So bieten eine 250 Quadratmeter große Turnhalle und drei Außenbereiche genügend Spielraum für die 88 Kinder, die beinahe alle bis zum Nachmittag im Kindergarten leben, spielen und lernen. Freispiel wird groß geschrieben, für den Aufenthalt in der Turnhalle, in der viele Matten, Klettermöglichkeiten und Spielgeräte vorhanden sind, gibt es ein Eintrittskartensystem, damit eine Aufsicht durch Erzieher immer gewährleistet ist. Die Kinder werden angeregt, möglichst selbstständig zu entscheiden, was, mit wem und wo sie spielen - eine Herausforderung auch für das Team der 14 Erzieherinnen. "Auch wir sind immer in Bewegung", sagt Kathrin van der Louw.

Der Gocher Martin Franz Fonck, Namensgeber und Gründer der Martin-Franz-Stiftung im Jahre 1868, war Mitglied des Provinziallandtages in Düsseldorf und zeitweilig auch Landtagsabgeordneter in Berlin. Er hatte 12 Geschwister, blieb selbst unverheiratet und bestimmte in seinem Testament, dass sein Vermögen für die Einrichtung eines Waisenhauses für bedürftige Jungen katholischer Konfession verwendet werden sollte. Es folgte ein vielfaches Auf und Ab der Stiftung durch Brände, Weltkriege und mehrfache Schließungen.

Dort, wo früher das "Martin-Franz-Waisenhaus" stand, befindet sich heute die Filiale der Verbandssparkasse an der Voßstraße. 1968 wurde schließlich eine Kindertagesstätte an der Herzogstraße eröffnet. Die erste Leiterin, Schwester Fidelis, ist vielen Gochern heute noch ein Begriff. Integriert war ein Hort für Schulkinder. 120 Kinder fanden Raum im neuen Gebäude. Wegen fehlenden Nachwuchses endete 1990 die Leitung durch Ordensfrauen. Henny Nagelschmitz, seit 1972 Erzieherin im Kindergarten, übernahm die Führung. Auch sie begleitete bis 2003 viele Kinder in der wichtigen Lebensphase vor der Einschulung.

Noch heute wird hier im Sinne des Stifters Martin Franz Fonck erzogen. Verwaltungsleiter Gerd Thyssen erklärt den Zusammenschluss mehrerer Gocher Kindergärten: "Für vier Kindergärten, Martin Franz, Arnold Janssen, Irmgardis Hülm und die Einrichtung Am Sandthof ist neben der Stadt Goch auch die Martin-Franz-Stiftung der Träger. Zusammen mit den beiden katholischen Kindergärten Maria Magdalena und Liebfrauen bilden wir das ,Familienzentrum im Verbund'. So können Betreuungsangebote, Termine und spezielle Förderungen gebündelt angeboten werden."

Kathrin van der Louw, das Team der Erzieherinnen, Kinder und Eltern freuen sich auf das Jubiläumsfest. "Von den Eltern erhalten wir immer sehr gute Unterstützung", sagt die 37-jährige Leiterin. Zum Beispiel organisierten die Eltern alljährlich einen Reibekuchenstand auf den beiden Gocher Flachsmärkten, dessen Erlös dem Kindergarten zukomme. Seit 1981 gibt es auch eine Vätergemeinschaft, die einmal im Monat Reparaturen sowie Auf- und Abbauarbeiten übernimmt. "Einige Väter sind auch über die Kindergartenzeit ihrer Kinder hinaus noch aktiv für uns", weiß Gerd Thyssen.

(RP)
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