Goch/Kevelaer 120 Jahre St. Marien-Kindergarten

Goch/Kevelaer · 1895 startete die Bewahrschule. Damit war Kevelaer eine der ersten Städte im Bistum Münster, die so etwas ähnliches wie einen Kindergarten hatte. Auf 140 Kinder kamen drei Ordensschwestern als Betreuer. Am Sonntag wird gefeiert.

Die Mädchen sitzen mit Schürzchen im Sandkasten. Betreut werden sie von einer Ordensschwester. So war das damals, vor 120 Jahren. So lange gibt es schon eine kirchliche und organisierte Kinderbetreuung in Kevelaer.

"Es ist ganz erstaunlich, diese Zeit, wie lange die Arbeit mit Eltern und Kindern schon betrieben wird", sagt Pfarrer Rolf Lohmann. "Man muss sagen, unser Marien-Kindergarten ist einen vorbildlichen Weg gegangen. In den 120 Jahren ist er auf dem Boden des Evangeliums geblieben und war gleichzeitig bereit, sich zu wandeln", lobt der Geistliche. Wandel, den gab es reichlich.

Kindergartenleiterin Maria van Meegen wagt einen Rückblick. Angefangen hat alles mit einer Anregung von Hermann Dingelstad, Bischof von Münster. In seinem Schreiben vom 6. Februar 1895 macht er deutlich, dass er einen dringenden Bedarf für die Kinderbetreuung und eine Haushaltsschule sieht. Unterstützt wurde das Anliegen vom damaligen Pfarrer St. Mariens, Joseph van Ackeren. Der Grund waren die Folgen der Industrialisierung und in Kevelaer speziell auch des Pilgerns. Immer mehr Elternpaare gingen arbeiten. Die Pilgerhoteliers hatten alle Hände voll zu tun und zu wenig Zeit für ihre Kinder. Die Berufstätigkeit der Frauen nahm zu, um der Familie ein zusätzliches Einkommen zu bescheren. "Das ist fast so wie heute", sagt van Meegen erstaunt mit Blick in die alten Bücher.

Im September 1895 zogen drei Schwestern des Ordens von der Göttlichen Vorsehung nach Kevelaer. Das Mutterhaus ist in Friedrichsburg bei Münster. Diese drei Schwestern passten im Gründungsjahr der Bewahrschule, 1895, auf 140 Kinder auf. Darunter auch Kleinkinder von zwei Jahren. Auch das ist hochaktuell angesichts der U-3-Betreuung in Kindergärten. Allerdings war der Personalschlüssel ein deutlich anderer, wenn man bedenkt, dass drei Ordensschwestern für 140 Kinder zuständig waren.

Im heutigen Marien-Kindergarten sind 14 Erzieher und Heilpädagogen für 70 Kinder da. "Die Arbeit mit den Kindern ist viel individueller geworden", sagt van Meegen. Während früher 40 Kinder an einem Tisch saßen und Knöpfe sortierten, spielt heute die individuelle Förderung eine starke Rolle. Der Begriff Kindergarten, der tauchte erst später unter Friedrich Fröbel auf und löste den Begriff "Bewahranstalt" ab. Van Meegen und ihr Team sind dem "Kindergarten" als Wort treu geblieben und nicht auf Kindertagesstätte umgeschwenkt. Denn wie beim Garten, so habe auch der Kindergarten etwas mit Hegen, Pflegen, Wachsen und Gedeihen zu tun, erklärt van Meegen. Sie ist übrigens die erste weltliche Kindergartenleitung von St. Marien. Sie übernahm 1988 die Leitung von Ordensschwester Stephanie. Sie wechselte anschließend zur Gaesdonck. Reger Kontakt besteht noch. Und wer weiß, vielleicht kommt im Jubiläumsjahr noch manche interessante Geschichte zu Tage, vom Kindergarten, wie er einmal früher war. Rolf Lohmann ist jetzt schon überzeugt: "Wir sind mit dem Kindergarten auf einem guten Weg."

(RP)
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