Rp-Serie Wegekreuze Und Heiligenhäuschen (38) Zu Besuch bei Kleinkevelaer in Veert

Geldern · Die versteckt gelegene Kapelle auf dem Tombergsweg in Veert ist ein echtes Schmuckstück. Die Anbetungsstätte aus dem Jahr 1699 hat bereits einen Umzug hinter sich. Eine ganze Nachbarschaft kümmert sich um ihren Erhalt.

 Hanna Dohmen ist eine derjenigen, die sich um die Kapelle am Tombergsweg kümmert. Die 89-Jährige ist inoffizielle Küsterin dort.

Hanna Dohmen ist eine derjenigen, die sich um die Kapelle am Tombergsweg kümmert. Die 89-Jährige ist inoffizielle Küsterin dort.

Foto: Gerhard Seybert

Veert Die beiden Laternen leuchtend einladend über der Tür. Im Inneren scheint das Licht auf die bunten Bleiglasfenster. In den Kirchenbänken haben einige Frauen aus der Nachbarschaft Platz genommen. Gesungen wird a capella. Eine Dame steht auf und hält eine Lesung aus dem Alten Testament. Den Wortgottesdienst leitet Bärbel Ingendae als Laie.

Jeden zweiten Montag im Monat findet ein kleiner Gottesdienst in der Kapelle "Zur schmerzhaften Mutter" Kleinkevelaer statt. Der schmucke Backsteinbau steht versteckt zwischen hohen Bäumen am Ende vom Tombergsweg in Veert. Es werden auch Maiandachten, Rosenkreuzandachten und Kreuzwegandachten in der kleinen Kapelle begangen, organisiert von Maria Wolf. Einmal im Jahr wird das Inventar auf links gedreht und alles geputzt. Dann sind Marianne Dicks, Maria van den Berg, Elisabeth und Hanna Dohmen im Einsatz. Die 89-jährige Hanna Dohmen hat auch den Schließdienst inne. "Das haben die Generationen vor uns auch schon gemacht", sagt sie bescheiden. Von ihrem Zuhause sind es nur wenige Schritte bis zur Kapelle.

Das war nicht immer so. Denn ursprünglich stand die 1699 erbaute Anbetungsstätte an "sent hoebbert", an der Straßenkreuzung Beurskensweg/Grunewald und Richtung Xanten-Straelen. Gebaut worden ist sie auf Kosten des Marquis von Hoensbroech. Daran erinnert das Wappen über der Kapellentür. Der nach links aufgerichtete Löwe erinnert aber auch an das Wappentier Gelderns. Vermutlich ist das von Akanthusblättern umrahmte und mit einer Krone versehene Wappen eine Kombination von beidem, Wappen der Hoensbroechs und der Stadt Geldern.

Ein Grund, warum die Kapelle erbaut wurde, ist durch den Volksmund überliefert. Durchziehendes, fremdes Kriegsvolk soll eine Muttergottesstatue entwendet haben. Deren überdrüssig, wurde sie einfach in ein Gebüsch geworfen. Für diese Statue sollte ein passender Platz geschaffen werden: die Kapelle.

Nur vier Jahre nach ihrem Bau wurde sie bei der Belagerung Gelderns an ihrem alten Standort zerstört. Vermutlich um das Jahr 1723 wurde die Kapelle an ihrem heutigen Platz aufgebaut. 1930 bekam die Kapelle neue Fenster aus der Glasmalerei Mulders in Kevelaer und wurde noch einmal instandgesetzt.

Aus dem Jahr 1937 gibt es einen Bericht, dass der Platz um die Kapelle von Unkraut überwuchert war. Das sollte sich schnell ändern. "Auf Anregung von Kaplan Alois Stiens machte sich die Lehrerin Hedwig Böttgenbach mit interessierten Nachbarn und anderen Leuten daran, ihn zu säubern und neu anzulegen", heißt es in der Beschreibung zur Kapelle. Heutzutage kümmert sich "die Nachbarschaft am Kanal" um die Außenanlage. Bänke unter den Bäumen laden als lauschiger Platz zum Verweilen ein. "Es kommen auch Leute, die wirklich auch beten, manchmal auch nur zum Gucken", sagt Hanna Dohmen. Zu entdecken gibt es einiges. An den Wänden hängen die vom Gelderner Kunstmaler Heinrich Brey gestalteten Kreuzwegstationen. Blickt der Besucher Richtung Altar, sieht er auf eine Statue Marias, die den vom Kreuz abgenommenen Körper Jesu in den Armen hält. Diese Darstellung nennt sich "Pietà", daher rührt auch der Beiname der Kapelle "Zur schmerzhaften Mutter".

Während innen der kleine Wortgottesdienst stattfindet, ist das leise Prasseln des Regens am Bleiglasfenster zu hören. Die Kapelle bietet Schutz. Die 89-Jährige erinnert sich noch gut an folgende Begebenheit. "Irgendwann hat mal einer in der Kapelle übernachtet. Da hat es auch so geschüttet", sagt sie. Für sie ist es keine Frage, dass dieses Kleinod der Stille erhaltenswert ist. "Ich bin sehr dafür, die Mutter Gottes zu verehren", sagt Hanna Dohmen. "Sie gibt Schutz und Halt. Deswegen ist es wichtig, diese Gedenkstätte zu erhalten und zu pflegen." Die Kapelle bietet auch Orientierung im Alltag. Ein Faltblatt am Eingang lädt zu Stille und Gebet ein. "Ich bin angekommen" steht dort als Überschrift in großen Buchstaben.

Vor den Andachten läutet Werner Jockweg die Glocke. Die Kapelle, das ist ein Gemeinschaftsprojekt der Nachbarschaft. Und Hanna Dohmen, die schließt die Türe auf. Das Auf- und Zuschließen stehe für Anfang und Ende des Tages, erklärt die 89-Jährige. "Denn es gibt ja immer etwas, wofür man zu bitten und zu danken hat."

(RP)
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