Geldern Zeitreise in der Viller Mühle

Geldern · Pfingstsonntag und -montag öffnen sich wieder die Türen zum Raritäten-Paradies des "wahnsinnigen Puppenspielers" Heinz Bömler. Führungen, Entdecken auf eigene Faust und dazwischen im Biergarten sitzen und Kuchen essen.

Geldern: Zeitreise in der Viller Mühle
Foto: Michael Baers

Goch Mit Slogans wie "Hier betrügt sie der Chef persönlich" oder einem Firmenmotto "Täuschen und Tarnen" zu werben ist mutig - oder erwiesenermaßen zielführend. Heinz Bömler hat sein Unternehmen mit dem Untertitel "Lug und Betrug" natürlich zum Geldverdienen gegründet, aber auch, um den Besuchern Freude zu machen und vielleicht auch, um dem einen oder anderen den Spiegel vorzuhalten: So funktioniert unsere Welt! Zu Pfingsten lädt Gochs "wahnsinniger Puppenspieler" einmal mehr in die Viller Mühle zwischen Kessel und Hommersum ein.

Fünf Euro für den Eintritt sollten die Gäste mitbringen, und Lust auf einen Schritt zurück in eine Zeit, an die sich die etwas reiferen Semester naturgemäß am besten erinnern können. Aber auch die Jüngeren und Jüngsten dürften Spaß haben, wenn sie sehen, wie ulkig ein Friseurbesuch in Uropas Jugend war oder womit die Kinder damals spielten.

Die Herren Bömler - längst ist Junior Heinz ins Geschäft eingestiegen - verfahren übrigens nach einem weiteren Slogan, der deutlich mehr ernsthaften Hintergrund hat: "Ohne Herkunft keine Zukunft", sagen sie, womit gemeint ist, dass man etwas über seine Vergangenheit wissen sollte, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft angehen zu können. "Mit diesem Slogan sollen sich die Leute ruhig auseinandersetzen. Wir haben deshalb auf dem Gelände verschiedene Plakate mit Sprüchen aufgehängt, die mir manchmal so einfallen: ,Nichts ist größer als Liebe - außer Musik' zum Beispiel. Oder ,Wer nicht genießt, wird nicht genossen'. Gut gefällt mir auch ,die Nichtigkeit der Wichtigkeit'" erzählt der Chef-Unterhalter, der mit zunehmenden Jahren offenbar auch nichts gegen etwas mehr Tiefgang hat.

Wer aus Kleve oder Goch stammt, für Kevelaer oder Emmerich dürfte es ebenso gelten, wird in der Viller Mühle auf Schritt und Tritt über Altbekanntes stolpern, das nie wirklich vergessen wurde. Wie zum Beispiel Kinderkarussells funktionierten, bevor man sie elektrifizierte. Oder dass anstelle von Fernseher oder Spielekonsole ein aufzuklappendes Märchentheater mit den entsprechenden Handpuppen für Spannung sorgen kann. Glanzbilder, Märklin-Bahnen und Laufräder sind zu bestaunen, einiges krumme Spielgerät darf auch benutzt werden.

Zwischen 11 und 18 Uhr ist die Viller Mühle an beiden Pfingsttagen geöffnet. Zeitgeschichte zum Staunen wird geboten, in 43 historischen Läden mit abertausenden alten Waren. Viele Requisiten, die an Produktionsfirmen verliehen werden, sorgen dafür, dass Filme wie "Das Wunder von Bern" besonders authentisch wirken. Originalverpackungen von Keksen, Waschmitteln, Getränken, Kisten und Koffer aller Art, Knöpfe, Kinderkaufladen, ausgestopfte Tiere, Zeitschriften und Tabakwaren - alles von anno dazumal.

Zu Pfingsten werden im Märchenmuseum Märchen erzählt, es gibt Führungen durch die frühere industrielle Großmühle, Vieles ist auf eigene Faust zu entdecken. "Der schönste Biergarten am Niederrhein" hat vielleicht nicht die bequemsten Stühle, aber soviel Charme und Blick in die grüne Landschaft, dass es kaum auszuhalten ist. Der Eintritt für Kinder unter drei Jahren ist frei - ansonsten ist eine Familienkarte (für bis zu zwei Erwachsene und drei Kinder) günstig: 15 Euro.

"Wer ein originalverpacktes Produkt mitbringt, das vor 1965 produziert wurde, bekommt von uns eine kleine Überraschung", sagen die Bömlers. Schließlich soll die Sammlung immer weiter wachsen.

(RP)
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