Geldern Wohnraum muss auch im Kreis bezahlbar sein

Geldern · Beim "Springenden Punkt - Themen die bewegen" diskutierte die Kreis Klever SPD mit Bundes-Bauministerin Barbara Hendricks und der bau- und wohnungspolitischen Sprecherin der NRW-Landesregierung.

 Die Bundes-Bauministerin Barbara Hendricks vertrat ihre Positionen während der Podiumsdiskussion energisch.

Die Bundes-Bauministerin Barbara Hendricks vertrat ihre Positionen während der Podiumsdiskussion energisch.

Foto: Gottfried Evers

Kleve Es fehlt günstiger Wohnraum im Kreis Kleve. Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen, aber auch Wohnraum für die, die bei der Suche nach einem Dach über dem Kopf benachteiligt sind: junge Menschen zwischen 18 und 27 Jahren, Bezieher von Hartz IV, Menschen mit Behinderung, psychisch Kranke oder einfach jene, denen die Schufa das Falsche ins Papier geschrieben hat.

Mangelnder bezahlbarer Wohnraum ist nicht nur im Kreis Kleve ein Problem. "Der Bund hat das erkannt, deshalb haben wir die Förderung von sozialem Wohnungsbau von 450 Millionen Euro auf 700 Millionen Euro angehoben, so dass viele Anträge positiv beschieden werden können", sagte in der Klever Stadthalle Bundesbauministerin Barbara Hendricks, wo sie mit Kleves Bürgermeisterin Sonja Northing, der bau- und wohnungspolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Sarah Philipp, und Dieter Paeßens von der AG Wohnungslosenhilfe unter der Moderation von SPD-Kreistagsfraktionschef Jürgen Franken beim SPD-Forum "Der springende Punkt - Themen, die bewegen! Schöner Wohnen im Kreis Kleve" diskutierte.

Waren es 2009 noch 160.000 Wohnungen, die gebaut wurden, wuchs die Zahl 2015 auf 270.000. Tatsächlich brauche man aber 350.000 Wohnungen pro Jahr. Und das seien Zahlen, die schon vor der Flüchtlingsfrage diskutiert wurden. Die Zahlen aus dem Kreis Kleve sehen ähnlich aus: 2013 wurden kreisweit 4660 sozial geförderte Wohneinheiten gebaut, 2014 waren es 4780 und 2015 schließlich 4798, so Elke Sanders, Sprecherin des Kreises Kleve.

Northing brachte in der Diskussion die Klever Zahlen: 1350 Wohnungen habe man im Bestand, allein in den ersten Monaten 2016 seien schon 500 neue Anträge gestellt worden. Man freue sich, in Kleve mit der GeWoGe seit 1902 eine Wohnbaugesellschaft zu haben. Northing verwahrte sich gegen die Furcht, dass bei Vierteln mit sozialem Wohnungsbau Ghettos entstehen könnten. "Einkommen für Singles bis 18.000 Euro und für Familien bis einem Jahreseinkommen von 40.000 Euro sind antragsberechtigt. Da kann von Ghettoisierung keine Rede sein", sagte sie. Hendricks brachte es auf den Punkt: "Wir wollen hier neue Nachbarschaften schaffen - keine Ghettos."

Philipp riet Planern, unbedingt auf Quartiersentwicklungen zu achten, die diese Nachbarschaften im Blick haben. Das sollte später Roland Katzy bestätigen: Es gebe in Kleve Beispiele für gute Quartiere. Diese Quartiere sollen künftig in den Städten und nicht auf den Dörfern entstehen, sagte Hendricks: "Einzelne Bauvorhaben, wenn ein Kind bei den Eltern bauen möchte, müssen natürlich möglich sein. Aber wir können auf den Dörfern keine großen Baugebiete ausweisen", sagte Hendricks. Nachverdichtung sei angesagt. Quartiere, die eine gute Durchmischung von frei finanziertem und gefördertem Wohnraum bieten, echte Nachbarschaften eben.

Gegen Baugebiete auf den Dörfern spreche die Tendenz, dass Menschen aus vielen Dörfern wegziehen und es am Niederrhein schon Orte gibt, wo Häuser nicht mehr zu vermarkten sind. "Davor müssen wir die Menschen schützen", sagte die Bauministerin. Hendricks wünschte sich von den Kommunen einen flexiblen Umgang mit der Stellplatzverordnung bei kleineren Wohnungen und eine Angleichung der Landesbauordnungen. Philipp stellte eine Novellierung der Bauordnung NRW für 2016 in Aussicht. Paeßens brach eine Lanze für die Benachteiligten, die ein Dach über den Kopf verdient hätten.

Zum Abschluss gab's für die Diskutierenden einen guten Tropfen als Dank - natürlich "roten", scherzte Franken bei der Übergabe.

(RP)
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