Geldern Widerstand gegen Aus für Fleuth-Schule

Geldern · Eltern fordern mehr Zeit für die Realschule an der Fleuth. Die Stimmung im Kollegium ist auf dem Tiefpunkt, beschreibt Rektor Wilfried Schönherr. Der berührendste Protest: Ein Achtklässler sammelt Unterschriften - 340 hat er schon.

Achtklässler Alen Hasanovic will das Aus für seine Schule nicht einfach hinnehmen. "Ich versuche, das Schlimmste noch zu verhindern", sagt der 13-Jährige. Er sammelt jetzt Unterschriften - in der Schule, in der Fußgängerzone, er geht in den Straßen von Haus zu Haus. Seine Botschaft: "Die Stadt Geldern soll die Realschule an der Fleuth behalten." 340 Unterzeichner hatte er bis gestern Mittag zusammen. Wie lange er weitermachen will: "Bis es genug ist, dass die Stadt das behandelt", sagt Alen.

Heftige Kritik an Politik und Stadtverwaltung kommt von der Elternschaft der Fleuth-Realschule. "Wir wollen die Realschule retten", kündigt der Schulpflegschaftsvorsitzende Thomas Brüx an erhebt zugleich harsche Vorwürfe.

Wie berichtet sollen die Realschule und die Sekundarschule für die Gründung einer Gesamtschule in 2018 aufgegeben werden. Um das durchzupeitschen, bauten die Entscheidungsträger nun künstlich Zeitdruck auf, beschuldigt sie Elternvertreter Brüx. Das Schreckens-Szenario: zu wenige Anmeldungen an der Sekundarschule - die Schule läuft aus - die Stadt Geldern kann nicht mehr reagieren - sei nicht realistisch.

Die zuständige Bezirksregierung habe ihm gegenüber signalisiert, dass sie die Stadt nicht zur Eile antreibe, versichert Brüx: "Die haben Ermessensspielräume, und die würden sie auch nutzen." Würde man sich noch ein oder zwei Jahre Zeit lassen, "dann steht der Schulneubau vielleicht schon", stellt Brüx in Aussicht. "Dann wäre zumindest das Raumproblem gelöst." Ansonsten sei die Gründung völlig überhastet. "Gründlichkeit vor Schnelligkeit", fordert Brüx.

Die Elternschaft hält den angepeilten Weg für Gelderns Schullandschaft überhaupt für verfehlt. "Wir können uns nicht vorstellen, dass eine erfolgreiche und bei den Eltern sehr beliebte Schule wie die Realschule an der Fleuth nicht zumindest Teil einer Alternativlösung sein kann", meint Brüx. Die Politik nehme das Gutachten, das das nicht zulasse, zu unkritisch hin.

Die Stimmung im Kollegium der Fleuth-Realschule sei unterdessen "schwierig. Äußerst schwierig", erklärte gestern auf Anfrage der Rektor Wilfried Schönherr. Die Motivation der Belegschaft, sich noch in die Neugestaltung der Schullandschaft einzubringen, sei am Boden. "Die Bereitschaft ist - stand heute - null, an der Konzeptionsarbeit für die neue Schule mitzuwirken, weil wir uns so mies behandelt fühlen", sagt Schönherr. "Auch ich selbst bin immer noch nicht sicher."

Die Lehrer stellten sich jetzt Fragen zu ihrer Zukunft. So auch einige Eltern: Eine Familie aus Kevelaer habe ein Kind wieder abgemeldet, das in die fünfte Klasse kommen sollte. "Die sagten, wir wollen unser Kind nicht an einem auslaufenden System haben", so Schönherr.

Er sieht den Elternwillen in Geldern ignoriert. Fürs neue Schuljahr hätten sich 29 Kinder aus Kerken, Kevelaer uns Sonsbeck angemeldet. Gesamtschulen gäbe es dort. "Die kommen, weil sie eine Realschule wollen", so Schönherr. "Und das wird einfach nicht diskutiert."

Auch Elternvertreter Thomas Brüx bezeichnete den Lauf der Dinge als "Unding". "Da geht es um die größte Schule der Stadt Geldern. Und kein einziges Schulausschussmitglied sieht die Notwendigkeit, die Ideen und Hintergründe mal gegenüber den Eltern zu erläutern."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort