Gelderland Weltpolitik verändert die Reiseziele

Gelderland · Der Sommerurlaub wird jetzt gebucht. Dabei zeigen sich in heimischen Reisebüros Trends, die mit der Lage in der Welt zusammenhängen: Die Türkei, sonst Dauerbrenner, ist momentan nicht beliebt. Stattdessen geht's nach Spanien.

Tunesien? Da zieht es die erholungssuchende Seele gerade nicht hin. Türkei? Eigentlich ist sie eines der Top-Reiseziele für die Deutschen. Aber angesichts der allgemeinen politischen Lage in dem Land, angesichts des Krieges im Nachbarland Syrien und der Flüchtlingskrise sind die Buchungen eingebrochen. Ägypten? Muss noch nicht sein. Aber Spanien - Spanien ist gewaltig im Aufschwung. Das ist der bundesweite Trend, und das ist auch das, was in den Reisebüros vor Ort ankommt.

"Spanien brummt ganz stark", sagt Hermann Leurs vom Sevelener Reisebüro Leurs. "Wer da jetzt nicht zeitig bucht, der muss nachher - in Anführungsstrichen - das nehmen, was noch übrig bleibt." Die Deutschen, so seine Erfahrung, reagieren bei der Wahl der Urlaubsregion sehr feinfühlig auf das, was in der Welt geschieht. Kriege, Terroranschläge oder Katastrophen können da eine Rolle spielen. "Mit ängstlichen Gefühlen zu reisen, das macht der Deutsche nicht."

In den Reisebüros durch die Bank ebenfalls stark gefragt: die Kanaren, außerdem Portugal, Griechenland, Italien, "generell das westliche Mittelmeer", fasst Heiko Schreurs vom Gelderner Tui-Reisecenter zusammen. "Unser Hauptklientel im buchungsstärksten Monat Januar sind die Familien, und gerade die suchen sich absolut sichere Reiseregionen aus." Auch die Karibik oder Nordamerika, stellt er fest, "erfreuen sich wachsender Besucherzahlen".

Ein Trend, den auch Dennis Kinnaer vom Reisebüro Schatorjé aus Kevelaer bestätigt. Ihm ist zudem aufgefallen, dass verstärkt nach Kuba gefragt wird. "Offenbar wollen viele Urlauber das Land noch einmal in seiner ursprünglichen Form erleben, bevor es sich nach der Öffnung immer mehr dem Westen anpasst", vermutet er.

Gefragt seien auch Kreuzfahrten, und hier vor allem die Touren in Skandinavien. Auch Deutschland liegt weiterhin im Trend. Hier zieht es die Besucher aus dem Gelderland dann ganz klassisch in die Berge oder an die Nordsee. Und was immer geht, ist ein Trip ins Nachbarland Niederlande.

Dass die Türkei gemieden wird, habe den Effekt, dass es jetzt vor allem auf den Kanaren voller werden. "Viele, die früher in die Türkei geflogen sind, weichen jetzt hierhin aus", berichtet er.

Dass Spanien der Trend schlechthin ist, hat man auch bei Holiday Dreams festgestellt. Das Reisebüro sitzt direkt am Flughafen Weeze. Daher fragen hier viele Kunden auch direkt nach einer Verbindung von Weeze aus. "Es ist den Leuten schon wichtig, von hier zu starten, wenn sie den Airport direkt vor der Tür haben", heißt es. Allerdings weicht mancher dann doch nach Düsseldorf aus, weil von dort einige Flüge günstiger sind.

Nicht nur in den Trends, auch im Blick in die Zukunft sind die Reise-Fachleute sich einig: Die Ziele mögen sich ändern - die Reiselust an sich nimmt aber nicht ab. Bei Heiko Schreurs aus Geldern liegen "die gebuchten Umsätze der Sommersaison 2016 derzeit fast auf Vorjahresniveau", erklärt er. Fazit: "Die Kunden schauen wohl sehr genau hin, welche Länder sicher sind und welche nicht, aber gereist wird trotzdem."

Sein Kollege Hermann Leurs aus Sevelen schöpft aus jahrzehntelanger Erfahrung: Nach 2001 hielten die Anschläge auf das World-Trade-Center mit anschließenden verschärften Sicherheitskontrollen die Reisenden fern. "Da flog keiner mehr nach Amerika", so Leurs. "Das hat sich jetzt erholt." Und erste Signale einer Normalisierung gebe es derzeit wieder in Ägypten.

(RP)
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