Gelderland Wallfahrt in verschiedenen Dimensionen

Gelderland · Kevelaer ist der zweitgrößte Pilgerort in Deutschland. Etwa 800 000 Besucher strömen jährlich in die Marienstadt. Auch Aengenesch ist Pilgerziel - mit bescheidenen 2000 Besucher pro Jahr. Ein Vergleich kurz vor Eröffnung der Wallfahrt.

 Jährlich besuchen rund 800 000 Menschen das Gnadenbild in Kevelaer (links und unten). 1000 angemeldete Pilgergruppen sind darunter. Zur Aengenescher Wallfahrtskirche "Zur Schmerzensmutter" und der angebauten Seitenkapelle kommen lediglich 2000 Besucher. Die Aengenescher, wie Helga Janßen (r.), sind dennoch stolz auf ihren Wallfahrtsort. Zurecht.

Jährlich besuchen rund 800 000 Menschen das Gnadenbild in Kevelaer (links und unten). 1000 angemeldete Pilgergruppen sind darunter. Zur Aengenescher Wallfahrtskirche "Zur Schmerzensmutter" und der angebauten Seitenkapelle kommen lediglich 2000 Besucher. Die Aengenescher, wie Helga Janßen (r.), sind dennoch stolz auf ihren Wallfahrtsort. Zurecht.

Foto: Gerhard Seybert/privat (2)

In wenigen Wochen startet die diesjährige Kevelaerer Wallfahrt. Tausende Menschen kehren in die Marienstadt ein, um den Beginn zu feiern. Was nur wenige wissen: Einige Kilometer entfernt befindet sich ein weiterer Wallfahrtsort, dessen Dimensionen aber um ein Vielfaches kleiner sind. Trubel in den Straßen mit internationalem Flair gibt es dort aber nicht.

Die Rede ist von Aengenesch, ein kleiner Ortsteil zwuischen Issum und Geldern mit rund 250 Einwohner. Ein paar Häuser, einige Höfe und eine Menge freies Feld machen den Ort aus. Ein Bauwerk zieht bei einem Besuch aber alle Aufmerksamkeit auf sich - die Wallfahrtskirche "Zur Schmerzensmutter", die bereits im Jahr 1430 errichtet wurde und seitdem von Pilgern angesteuert wird. "In jedem Jahr kommen rund 2000 Pilger vorbei. Die meisten kommen in Gruppen, viele zu Fuß", erklärt Heinrich Uehlenbruck, Vorsitzender des Kirchenchors. Zwar können sich Pilgergruppen vorher im Pfarrbüro der St.-Maria-Magdalena-Gemeinde anmelden, aber auch Spontanbesuche sind möglich.

 Jährlich besuchen rund 800 000 Menschen das Gnadenbild in Kevelaer (links und unten). 1000 angemeldete Pilgergruppen sind darunter. Zur Aengenescher Wallfahrtskirche "Zur Schmerzensmutter" und der angebauten Seitenkapelle kommen lediglich 2000 Besucher. Die Aengenescher, wie Helga Janßen (r.), sind dennoch stolz auf ihren Wallfahrtsort. Zurecht.

Jährlich besuchen rund 800 000 Menschen das Gnadenbild in Kevelaer (links und unten). 1000 angemeldete Pilgergruppen sind darunter. Zur Aengenescher Wallfahrtskirche "Zur Schmerzensmutter" und der angebauten Seitenkapelle kommen lediglich 2000 Besucher. Die Aengenescher, wie Helga Janßen (r.), sind dennoch stolz auf ihren Wallfahrtsort. Zurecht.

Foto: Gerhard Seybert/privat (2)

In der kleinen Seitenkapelle, die früher als Sakristei diente, steht das Gnadenbild, ein Holzbild der Schmerzensmutter, und kann von den Pilgern von morgens bis abends besucht werden. Helga Janßen, ehrenamtliche Küsterin, kümmert sich unter anderem darum, dass die Tür immer geöffnet ist.

Da Aengenesch keinerlei Gastronomie mehr zu bieten hat und somit auch keine Toiletten mehr für die Pilger zur Verfügung stehen, macht Familie Janßen seit einigen Jahren bei der Aktion "Nette Toilette" mit. Privatpersonen bieten öffentlich zugängliche Toiletten an. "Unser WC ist von außen für jedermann zugänglich. Wenn größere Gruppen kommen, wird sie auch gerne benutzt", sagt Janßen.

In Kevelaer dagegen sind die Dimensionen deutlich größer. "Rund 800 000 Besucher kommen in jedem Jahr nach Kevelaer. Allerdings kann man kaum unterscheiden, wie viele wirklich Pilger sind. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2013 sind etwa 40 Prozent der Pilger privat organisiert", erklärt Dr. Rainer Killich, Generalsekretär der Kevelaerer Wallfahrt. Die Organisation für die anderen 60 Prozent übernimmt das Wallfahrtsbüro. Rund 1000 angemeldete Pilgergruppen werden pro Jahr betreut. Dabei arbeitet das Büro eng mit dem Verkehrsverein zusammen. Besonders im Sommer sind Dutzende Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen schnell ausgebucht.

Einen Aufschwung erlebte die Kevelaerer Wallfahrt aber in den Jahren 1987, als Papst Johannes Paul II. zu Gast war, und 1992, zum 350. Jubiläum der Wallfahrt. "Es kamen spürbar mehr Pilger. Seitdem haben sich die Besucherzahlen stabilisiert. Interessant ist, dass eine Gruppe aus Rees seit 1642 jedes Jahr nach Kevelaer kommt - auch in Kriegszeiten", sagt Killich.

Was vielen Menschen auch unbekannt ist: Die Kevelaerer Wallfahrt ist 212 Jahre jünger als ihr Pendant in Aengenesch. Als sich das Holzbild der Schmerzensmutter im Jahr 1430 auf wundersame Weise immer wieder in einer Aengenescher Esche wiederfand, obwohl man es zuvor dreimal von dort entfernt und nach Kapellen gebracht hatte, entstand erst die Wallfahrtskirche und damit auch die Aengenescher Wallfahrt.

Große Pilgerströme gab es aber nie. "In der Vergangenheit hat man die Wallfahrt nie wirklich organisiert oder vorangetrieben", sagt Uehlenbruck. Und diejenigen, die dennoch in den kleinen Gelderner Ortsteil pilgern, kommen aus der näheren Umgebung und bleiben (wohl auch aufgrund des fehlenden touristischen Angebots) nur wenige Stunden. Das kann Jürgen Peters, Vermieter einer Ferienwohnung, bestätigen: "Wir haben zwar internationale Gäste, Pilger sind aber nicht darunter", sagt er.

Um der Wallfahrt in diesem Jahr eine zusätzliche Bedeutung zu geben, feiert die Gemeinde am 15. September, dem Gedächtnistag der Schmerzen Mariens, eine festliche Messe mit Rahmenprogramm.

Trotz der kleineren Dimensionen sind die Dorfbewohner stolz auf ihren Wallfahrtsort. "Aengenesch ist der zweitälteste Wallfahrtsort am Niederrhein. Und wir haben eine besonders lebendige Gemeinde mit Kirchenchor, Bruderschaft und Frauengemeinschaft. Und unsere Stammpilger finden in Aengenesch eine Hilfe in ihrem Glauben", sagt Uehlenbruck.

(cad)
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