Gelderland Vorsicht, brünftige Rehe!

Gelderland · Der Sommer ist auch Blattzeit. Das Rehwild wird brünftig - und unvorsichtig. Die Zahl der Wildunfälle steigt. Die Kreisjägerschaft mahnt Autofahrer, jetzt besonders achtsam zu sein und Unfälle unbedingt zu melden.

 Das Rehwild ist die kleinste heimische Art (Archivbild).

Das Rehwild ist die kleinste heimische Art (Archivbild).

Foto: dpa

Es ist wieder Blattzeit. So nennen Jäger die Brunftphase des heimischen Rehwilds. Ab Mitte Juli sind die Rehe etwa einen Monat lang paarungswillig. Das macht sie unvorsichtig - und zu einer Gefahr auf den Landstraßen. "Die Tiere folgen ihren Trieben und rennen auch auf die Straße", sagt Gerhard Thomas, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Kleve. Dadurch steigt die Unfallgefahr erheblich an, Autofahrer sollten in diesen Tagen besonders vorsichtig fahren.

Das Rehwild ist die kleinste Art, die in Deutschland heimisch ist. In NRW gibt es Schätzungen zufolge ungefähr 60.000 Rehe. Wie viele im Kreis Kleve leben, ist nicht abzuschätzen. Fest steht aber, dass im Jagdjahr 2016/17 (also vom 1. April 2016 bis zum 31. März 2017) insgesamt 2048 tote Rehe von den Jagdpächtern an die Kreisverwaltung gemeldet wurden. Davon waren 739 Verkehrsverluste. Sie starben also an den Folgen eines Autounfalls.

Aber auch für die Autofahrer kann ein solcher Unfall gefährlich sein. "Auf Landstraßen ist das Bremsen kaum noch möglich", erklärt Thomas. Je nach Geschwindigkeit können die Folgen auch ernst sein - nicht nur für das Tier. Wiegt ein Reh 20 Kilogramm, hat es bei einer Kollision mit einer Geschwindigkeit von 100 Stundenkilometern ein Auftreffgewicht von mehr als einer halben Tonne. Um die Unfallgefahr zu mindern, gibt es an zwei Stellen im Kreis derzeit ein Pilot-Präventionsprojekt. "Die Geschwindigkeit ist etwa auf der B 504 zwischen Goch und Kranenburg auf 70 km/h beschränkt. Wenn jemand trotzdem zu schnell fährt, schaltet sich ein Display ein, das auf den Geschwindigkeitsverstoß aufmerksam macht", sagt Thomas. Erste Auswertungen zeigen, dass der Effekt greift. Die Zahl der Wildunfälle in diesem Gebiet sei laut Thomas deutlich zurückgegangen. Der Grund für die vielen Unfälle während der Sommermonate: Während der Brunftzeit kommt es unter alten und jungen Rehböcken immer wieder zu Territorialkämpfen. Auch dies kann dazu beitragen, dass die Tiere unvorsichtig sind. "Das Wild ist vor allem in der Dämmerung unterwegs und quert auch stark befahrene Straßen", warnt Gerhard Thomas. Sowohl die Kreisjägerschaft als auch die Polizei raten deshalb, die Geschwindigkeit grundsätzlich anzupassen und nach Wildwechselschildern Ausschau zu halten. Besonders gefährlich sind oft die Übergänge zwischen Wald und Feld. Auch sollten Autofahrer die Fahrbahnränder im Auge behalten. "Läuft ein Reh auf die Straße, muss man außerdem mit weiterem Wild rechnen", sagt Thomas. In einem solchen Fall sollte der Autofahrer vorsichtig bremsen, abblenden und hupen. "Dabei sollte man sich nicht selbst in Gefahr bringen und nicht in den Gegenverkehr ausweichen", sagt der Vorsitzende der Kreisjägerschaft Kleve. Auch auf den nachfolgenden Verkehr muss geachtet werden.

Wenn es trotz Vorsichtsmaßnahmen doch zu einem Wildunfall kommen sollte, muss dieser gemeldet werden. Das gilt nicht nur, wenn das Tier anschließend tot auf der Straße liegt. "Es gilt also die gesetzliche Meldepflicht. Die Polizei wird dann befinden, ob das Tier erschossen werden oder der Kadaver entsorgt werden muss", sagt Thomas. Die Polizei kümmert sich auch um die Unfallmeldung und kontaktiert den zuständigen Jagdpächter. Der muss den Wildunfall bestätigen, ansonsten zahlt die Versicherung nicht. In den meisten Autoversicherungen sind Wildunfälle aber mittlerweile abgedeckt. Der Jagdpächter ist außerdem dafür zuständig, das tote Reh zu entsorgen. Dieses darf nicht einfach vom Autofahrer selbst eingepackt und entsorgt werden - oder gar auf dem eigenen Teller landen. Das ist dem Gesetz nach nämlich Wilderei und damit strafbar.

Weitere Infos zur Blattzeit und dazu, wie man Wildunfälle vermeiden kann, bietet etwa der Landesjagdverband NRW auf seiner Homepage (www.ljv-nrw.de). Bei Fragen helfen auch die örtlichen Kreisjägerschaften weiter.

(RP)
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