Ulrich Schlotmann Vorsicht bei Pillen aus dem Internet

Geldern · Der Pressesprecher der Apotheker im Kreis Kleve warnt vor gefälschten Medikamenten, die online angeboten werden.

 Ulrich Schlotmann

Ulrich Schlotmann

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Gelderland Vermeintlich günstige Preise, "rezeptfreie" Bestellung, formlose Zahlung per Onlinedienst und die schnelle Lieferung "frei Haus" verleiten viele Patienten dazu, Medikamente im Internet zu bestellen. Doch immer öfter hört man von gefälschten Medikamenten, die der Gesundheit gar nicht zuträglich sind.

Was halten Sie davon, Medikamente im Internet zu bestellen?

Ulrich Schlotmann Die Käufer gehen dabei häufig ein hohes Risiko ein, denn das Internet ist ein schwer zu kontrollierender Tummelplatz für Arzneimittelfälscher. Zollkriminalamt und Bundeskriminalamt warnen immer öfter vor gefälschten und illegalen Arzneimitteln aus dem Internet.

Gibt es Erkenntnisse darüber, wie viele der im Internet angebotenen Medikamente von Fälschungen betroffen sind?

Schlotmann Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt, dass jedes zweite im Internet gehandelte Medikament eine Fälschung ist. Die angebotenen Arzneimittel stammen oft nicht von den Original-Herstellern, sondern aus dubiosen Produktionsstätten. Einige sind völlig frei von Wirkstoffen und bestehen nur aus Puder oder Speisestärke. Andere können qualitativ minderwertige Wirkstoffe enthalten oder mit gesundheitsschädlichen Stoffen angereichert sein.

Welche Medikamente sind betroffen?

Schlotmann Wurden früher vor allem gefälschte Medikamente gegen Haarausfall oder Erektionsstörungen auf den Markt gebracht, werden inzwischen zunehmend auch Mittel zur Behandlung von schweren Erkrankungen wie Krebs, HIV, Alzheimer, Bluthochdruck, Depressionen oder Rheuma gefälscht. Das kann lebensgefährlich werden.

Nehmen die Produktfälschungen zu?

Schlotmann Der Handel mit gefälschten Medikamenten verzeichnet hohe Zuwachsraten und somit steigt das Risiko für die betroffenen Patienten von Jahr zu Jahr. Allein zwischen 2012 und 2013 ist laut Angaben der Zollkriminalämter die Zahl der sichergestellten Fälschungen um 15 Prozent gestiegen.

Was sollte man beim Verdacht auf ein gefälschtes Medikament unternehmen?

Schlotmann Wenn ein im Internet bestelltes Medikament anders aussieht als bisher oder anders wirkt, sollten Patienten misstrauisch werden. Denn das kann auf eine Fälschung hindeuten. Bei solchen Verdachtsfällen von Arzneimittelfälschungen sollten sich Patienten und Kunden an ihre Apotheke vor Ort wenden.

DIE FRAGEN STELLTE MARC CATTELAENS

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort