Geldern Vom Platzanweiser zum Chef des Kinos

Geldern · Mit Henning Janssen geht die fünfte Generation an den Start der niederrheinischen Film-Welt. In Geldern ist er neuer Theaterleiter.

 Henning Janssen liebt Kino. Für ihn gibt es nichts Schöneres, als nur eine Tür von den Blockbustern entfernt zu arbeiten.

Henning Janssen liebt Kino. Für ihn gibt es nichts Schöneres, als nur eine Tür von den Blockbustern entfernt zu arbeiten.

Foto: Seybert

Für Kinder und Junggebliebene, Naschkatzen und Filmfreunde ist sein Arbeitsplatz das Paradies. Henning Janssen arbeitet umgeben vom Duft frischen Popcorns und nur eine Tür von den neuesten Blockbustern entfernt. Der 23-Jährige ist neuer Theaterleiter in Gelderns Kino. Damit stellt er die fünfte Generation seiner Familie. Auch Bruder Lennart, 19 Jahre alt, steht schon in den Startlöchern.

"Opa hat noch erzählt, wie alles angefangen hat", sagt der junge Theaterleiter. Er hat selbst auch noch mit Filmrollen gearbeitet. Das gehört aber längst der Vergangenheit an. Mittlerweile steht in jedem Kino ein Rechner. Ein digitaler Schlüssel sorgt dafür, dass die Filme wirklich erst ab einem bestimmten Zeitpunkt gezeigt werden. "Es hat sich so viel geändert", sagt Janssen. "Von der Filmrolle zum digitalen Film. Vom Stummfilm bis zum heutigen Dolby Surround." Und dann gibt es noch die Filme in 3D.

Geändert hat sich aber nicht das Gefühl, der Grund, warum Menschen ins Kino gehen. "Es ist das komplette Feeling, man geht raus, trifft Leute, isst Popcorn", beschreibt Janssen die verschiedenen Komponenten, die Kino ausmachen. "Fernsehen in 3D ist nicht dasselbe", sagt er überzeugt. Der besondere Reiz, der sei auch für ihn immer noch da, jeden Tag. "Sonst würde ich das nicht machen", sagt der Gelderner Theaterleiter. "Man muss schon ein bisschen verrückt sein, wenn man das macht", sagt er. "Aber das ist mein Traum."

Sein Tag beginnt um neun Uhr. Gemeinsam mit seinem Vater Frank Janssen entscheidet er, wo was läuft und wie lange. Auch das Kino in Kempen und Kleve gehört zur Familie. Das Minimum sind vier Wochen Laufzeit für einen Film. Vater und Sohn haben die Qual der Wahl zwischen 900 Filmen im Jahr. 90 bis 100 Stück werden in den Kinos in Geldern, Kempen und Kleve gezeigt. "Wir müssen entscheiden, was ist für unsere Kinos geeignet, und was nicht?", beschreibt Janssen die Aufgabe. Dazu zählen auch Blockbuster wie aktuell "Warcraft". "Ich spiele es nicht, aber den Film finde ich super." Einen absoluten Lieblingsfilm hat er nicht. "Es gibt so viele gute Filme, da kann ich mich gar nicht festlegen", sagt der 23-Jährige.

Viele Handgriffe sind nötig, damit es ein gelungenes Kinoerlebnis wird. Janssen hat schon alle Stationen durchlaufen. "Ich habe als Platzanweiser angefangen", sagt der Theaterleiter. Neben der klassischen Aufgabe, die Plätze zwischen Saal und Loge anzuzeigen, hat er Kühlschränke aufgefüllt, gefegt und im Kinosaal nach der Aufführung aufgeräumt. Das macht er heute als Theaterleiter auch noch so. "Man hilft immer mit, ist ein Team", sagt er. Und Sauberkeit, die sei wichtig, denn der Kinobesucher soll sich wohlfühlen. Im Kempener Kino hat Janssen seine Ausbildung zum "Theaterkaufmann" gemacht. Vieles passiert im Büro, das Festlegen der Filme, die Bestellung von Chips, Eis, Süßwaren und Getränken. Personalplanung muss auch gemacht werden. Am Rechner wird auch festgelegt, wann der Vorhang aufgeht, das Licht aus und die Trailer kommen. Nachmittags macht Janssen die Kassen an, die Theke fertig, schaut alle Säle nach, ob sie sauber sind. Filmvorführer ist Janssen auch noch. Feierabend hat er erst gegen 23.30 Uhr. Aber manchmal, da nutzt er auch die Vorzüge, Theaterleiter eines Kinos zu sein. "Bei der ersten Vorstellung eines neuen Films setze ich mich dazu", sagt Janssen. Und Kinofilme, die haben ihn schon immer fasziniert, von klein auf.

In Geldern haben sich neben anderen auch die kleinen, feinen Filme einen festen Platz im Programm gesichert. "Für die anspruchsvolle Generation" nennt Janssen die Auswahl der Filmauslese. Diese kommt immer mittwochs um 20 Uhr auf die Leinwand. Gezeigt werden Filme fernab der großen "Bum-bum-Blockbuster". Das gilt auch für die Filme, die in Kooperation mit dem Kunstverein Gelderland über die Leinwand flimmern.

In diesem Sommer erlebt Janssen noch eine ganz eigene Premiere. Nämlich seinen ersten Gottesdienst im Kino. Der findet in der Reihe "v-the experiment" von Kaplan Christian Olding am Sonntag, 12. Juni, um 12 Uhr statt. "Für mich ist das eine ganz spannende Geschichte", sagt Janssen, bevor er zurück zur Arbeit geht, umgeben vom Duft frischen Popcorns.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort