Straelen "Vogelsiedlung" Straelen unter der Lupe

Straelen · Das alte Wohnquartier soll energetisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Dafür sind zwei Klimamanager im Einsatz. Sie bieten eine kostenlose Beratung an. Der Aufbau eines Netzwerks ist eines der Ziele.

 195 Wohngebäude in der "Vogelsiedlung" sollen energetisch saniert werden. Hausbesitzer können sich kostenlos von den beiden Klimamanagern dazu beraten lassen, welche Maßnahmen sinnvoll sind und was sie kosten.

195 Wohngebäude in der "Vogelsiedlung" sollen energetisch saniert werden. Hausbesitzer können sich kostenlos von den beiden Klimamanagern dazu beraten lassen, welche Maßnahmen sinnvoll sind und was sie kosten.

Foto: GErhard Seybert

Die "Vogelsiedlung" in Straelen ist zum Teil recht betagt. Bis in die 1950er Jahre zurück reichen die Baudaten der Häuser an Meisen-, Amsel-, Nachtigallenweg und Co., Erweiterungen wurden in den folgenden Jahrzehnten vorgenommen, vor allem bis in die 1970er Jahre hinein. Jetzt sollen die 195 Wohngebäude auf der knapp zwölf Hektar großen Fläche auf den Stand von 2015 gebracht werden. Zumindest, was das Energiesparen betrifft. Deshalb hat die Stadt ein Sanierungsmanagement für das Klimaquartier "Vogelsiedlung" ins Leben gerufen.

Es ist Teil des energiepolitischen Arbeitsprogramms, das der Rat beschlossen hat. Denn nach der Verleihung des European Energy Award (europäischer Energiepreis) 2014 will sich die Blumenstadt nach Auskunft des Umweltbeauftragen Thomas Linßen nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen.

Mit der Durchführung des Projekts in der Straelener "Vogelsiedlung" wurden die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) und die Gesellschaft Infas Enermetric betraut. Sie wollen den Hauseigentümern Möglichkeiten aufzeigen, wie sie ihre vier Wände "energetisch ertüchtigen" können.

Die ersten Schritte sind getan. Nach dem Start mit einem Bürgerfest Anfang Oktober wurden regelmäßige Sprechstunden donnerstags von 14 bis 18 Uhr im Rathaus eingerichtet. "Die haben bereits zu sieben Einzelgesprächen bei den Eigentümern geführt, weitere drei sind terminiert", berichtet DSK-Vertreter Dieter Antonius Wahlen. Noch mehr bekannt werden soll das Klimamanagement durch eine Haus-zu-Haus-Beratung, die als nächste Phase vorgesehen ist.

Malin Berges von Infas Enermetric sieht in der "Vogelsiedlung" ein großes Potenzial für klimaschonendere Energieträger und moderne Technik. "Es gibt mehr als 60 Prozent Ölheizungen dort, oft mehr als 25 Jahre alt, und kaum Brennwert-Technik." Jede Menge Ansatzpunkte also, um die Versorgung mit Strom und Wärme auf die aktuelle Technik zu bringen.

Das Problem, dass die oft alten Bewohner vielleicht nicht bereit oder in der Lage seien, große Beträge für Sanierungen auszugeben, sehen die beiden Klimamanager durchaus. "Doch manchmal führt schon eine Investition von wenigen Hundert Euro zu einer Verbesserung der Werte", stellt Malin Berges klar. Sie denkt da an die Dämmung von Heizungsnischen und Rolladenkästen. Wahlen hat bei den bisherigen Treffen durchaus Aufgeschlossenheit für das Thema gespürt.

Die Beratung durch die Klimamanager ist kostenlos und als niederschwelliges, freiwilliges Angebot zu begreifen. Ihnen kommt es darauf an, Alternativen aufzuzeigen. Entschließt sich der Eigentümer zu einer Sanierung, wären die Förderanträge über einen Energieberater und die Hausbank zu stellen. Wahlen und Berges könnten dann auf Wunsch die Maßnahme weiter begleiten.

Bis 2017 wird das Sanierungsmanagement durch ein Programm der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) gefördert. Wahlen und Berges wünschen sich, dass möglichst bald gelungene Sanierungen zu Nachahmungseffekten in der Nachbarschaft führen und ein Netzwerk entsteht. "Selbstverständlich steht das Projekt auch Interessenten aus anderen Stadtvierteln offen", betont Linßen.

Und nach dem Auslaufen des Sanierungsmanagements geht es mit dem energiepolitischen Arbeitsprogramm weiter. 100 Prozent Ökostrom in den städtischen Liegenschaften ist eines der Ziele. Und der Anteil erneuerbarer Energien am in Straelen verbrauchten Strom, derzeit rund 70 Prozent, soll weiter steigen.

(RP)
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