Straelen Vince Ebert bringt das Universum ins Forum

Straelen · Für Unsterblichkeit braucht es nicht die Verheißung von Religionen - naturwissenschaftlich betrachtet. Jedermanns Gene leben in Nachkommen weiter. Und keines der 10 hoch 28 Atome, aus denen ein Mensch besteht, geht mit dem Tod verloren. Sondern materialisiert sich neu, wenn auch nicht so geordnet wie der Verstorbene. Zum Beispiel als Darmbakterie.

 Vince Ebert hat die Menschheit durchschaut.

Vince Ebert hat die Menschheit durchschaut.

Foto: Büchen

Mit einem tröstlichen Ausblick angesichts des "memento mori" entließ Wissenschaftskabarettist Vince Ebert am Wochenende rund 300 Zuhörer aus dem Straelener Forum in die ungemütliche Novembernacht. Das Publikum hatte freilich keinen Trost nötig, sondern zuvor seine helle Freude mit "Evolution", wie der studierte Physiker sein mittlerweile viertes Kabarettprogramm genannt hat. Er präsentierte es auf Einladung des Kulturrings.

Ebert brachte nichts weniger als das Universum ins Forum. In 90 Minuten spannte er einen Bogen vom Urknall über Milliarden Jahre bis zur Gegenwart. In dieser leistet sich der vernunftbegabte Mensch Dinge, über die er sich vor Generationen noch an die Stirn getippt hätte. Zum Beispiel rennt er in Designerläden und kauft Kaffee in kleinen Aludöschen für teures Geld. Und nur, weil's alle machen. Vom steinzeitlichen Herdentrieb, damals überlebenswichtig, hat die Spezies im 21. Jahrhundert nichts verloren.

Dass der Mensch kosmologisch nur eine Randerscheinung ist, machte Ebert durch Illustrationen deutlich. Unser Sonnensystem liegt auf einem Nebenarm der Milchstraße. Die wiederum ist unter den Galaxien nichts Besonderes. Und bis zur Nachbargalaxie bräuchte ein Jumbo Jet etwa 400 Millionen Jahre. "So viel Tomatensaft können die gar nicht mitnehmen."

Durch Analogschlüsse zu Alltagssituationen und regionalen Eigenheiten sorge der Kabarettist für befreiendes Lachen - mit Vorliebe beim Thema Sex. Und war ein Bild "unappetitlich", schaltete Ebert flink süße Katzenbilder dazwischen. A propos Katzen: Die kamen beim Evolutions-Experten nicht gut weg als Tiere, die rein zum Vergnügen töten: "Erst den Bauch mit Whiskas vollschlagen, und dann raus zur ethnischen Säuberung." Ähnlich schlechte Noten erhielten ihre großen Verwandten, die Löwen. Laut Ebert nur "Trittbrettfahrer", die den Hyänen ihre Beute klauen. Die Hyänen wiederum, unbeliebt, weil hässlich, kümmern sich liebevoll um einen Artgenossen, der an Einsamkeit leidet.

Die kulturelle Evolution, so Ebert, machte den Menschen schließlich zur Krone der Schöpfung. Die Erfindung des Rades trug dazu bei, die Metallverarbeitung, die Glühbirne und der Bausparvertrag. Ein gelungener Abend: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Ebert mit seinem fünften Programm zum fünften Mal in Straelen zu Gast sein wird.

(kla)
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