Straelen Vier Lebensretter aus Auwel-Holt

Straelen · Einen Mann aus Kevelaer haben die 16-Jährigen Dennis, Jan, Luca und Steffen an der Arcener Straße hilflos im Graben gefunden. Mitten in der Nacht. Die Jugendlichen bargen ihn mit vereinten Kräften. Dankschreiben aus der Marienstadt.

 In diesem Graben an der Arcener Straße haben Steffen Delbeck, Jan Brüx, Luca Labinski und Dennis Tepaß (v.l.) das Fahrrad und dann den Mann gefunden.

In diesem Graben an der Arcener Straße haben Steffen Delbeck, Jan Brüx, Luca Labinski und Dennis Tepaß (v.l.) das Fahrrad und dann den Mann gefunden.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Drei Worte hat die Frau aus Kevelaer auf das gelbe Kuvert geschrieben: "An die Lebensretter." Auf der Karte in dem Umschlag bedankt sie sich bei Jan Brüx, Steffen Delbeck, Luca Labinski und Dennis Tepaß. Denn ohne das Eingreifen der vier 16-Jährigen aus Auwel-Holt wäre sie jetzt höchstwahrscheinlich Witwe.

Einige Tage zurück liegt das dramatische nächtliche Geschehen. Es war noch in den Weihnachtsferien. In der Gartenhütte bei Brüx hatten die vier Kumpels mit anderen Freunden gemütlich gefeiert. Sehr spät war es für die Letzten geworden. "Wir wollten nach Hause, da haben wir ein Fahrrad im Straßengraben gesehen", erzählt Steffen. Die Jugendlichen schauten sich um, ob da jemand in der Nähe wäre, sahen aber niemanden. Sie holten das Fahrrad, ein herkömmliches Modell ohne Elektroantrieb, aus dem Graben an der Arcener Straße.

Nach einer Weile hörten sie "komische Geräusche", wie sie es im Nachhinein beschreiben. So etwas wie ein Stöhnen oder Ächzen. Wobei das gegen die Musik, die zuvor auf Steffens Handy lief, keine Chance gehabt hätte. "Aber das ging plötzlich einfach so aus", erinnert sich der 16-Jährige. So war es still. Im Stockdunklen gingen die Jungs der Geräuschquelle nach, langsam am Graben entlang, wobei sie mit den Taschenlampen ihrer Handys die Umgebung ableuchteten. Bis sie nach ein paar Minuten einen Mann im Graben fanden. Auf dem Rücken liegend. Neben dem schweigenden Handy ein weiterer glücklicher Umstand. Denn hätte er auf dem Bauch gelegen, wäre er in dem einige Zentimeter hohen Wasser wohl ertrunken. So aber ragten Nase und Mund heraus.

Während Jan die etwa 50 Meter zu seinem Elternhaus zurücklief, zogen die anderen Drei den Mann, der wegen der nassen Kleider ziemlich schwer war, aus dem Graben. Bärbel Brüx, Jans Mutter, alarmierte einen Krankenwagen und machte mit Kissen und Decken die Lage für den Mann komfortabler. Den hatten die Jungs schon in die stabile Seitenlage gebracht. Da sie gerade den Führerschein machen, kennen sie sich in Erster Hilfe gut aus. Nach einigen Minuten erschienen Rettungswagen und Polizei, die Profis konnten sich um den schon ziemlich Betagten kümmern.

Mittlerweile waren seine Frau und sein Sohn zu Besuch in Auwel-Holt, um sich zu bedanken, auch mit einer Belohnung. "Der Mann startete um 17 Uhr in Kevelaer, um dort jemanden zu besuchen", blickt Jans Vater Norbert Brüx zurück. Danach sei er nicht mehr gesehen worden. Vermutlich habe er wegen Unterzuckerung die Orientierung verloren, habe auch Herzprobleme gehabt. Er befinde sich noch im Krankenhaus.

Wie lange der Kevelaerer hilflos im Graben lag, lässt sich nicht mehr ermitteln. Doch kam die Hilfe der vier Jugendlichen auf den letzten Drücker. "Der Mann hätte es höchstens noch eine halbe Stunde oder eine Stunde ausgehalten", gibt Brüx die Aussage der Frau des Gestürzten wieder.

Der Vorfall beschäftigt die vier Jugendlichen aus Auwel-Holt immer noch "Ich hatte die ersten Tage nur den Mann im Graben vor Augen", erzählt Jan. Doch der Schreck ist bei ihm, wie bei den anderen Lebensrettern, mittlerweile dem Stolz gewichen.

(RP)
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