Serie Die Kandidaten Sven Kaiser: Ohne Anlauf im Endspurt

Geldern · Der Gelderner CDU-Bürgermeisterkandidat Sven Kaiser kämpft nicht nur wie alle anderen um Wählerstimmen, er kämpft auch gegen die Zeit. Denn für Planungen und Vorbereitungen hatten seine Partei und er kaum Ruhe.

 Der Gelderner CDU-Bürgermeisterkandidat Sven Kaiser inmitten seiner Wahlkampfmaterialien.

Der Gelderner CDU-Bürgermeisterkandidat Sven Kaiser inmitten seiner Wahlkampfmaterialien.

Foto: Thomas Binn

Es ist nicht zu leugnen, der Wahlkampf geht an die Substanz - rein körperlich jedenfalls. Vier Kilogramm seines Lebendgewichtes hat Sven Kaiser seit seiner Kür zum CDU-Bürgermeisterkandidaten auf der Strecke gelassen. Wie derzeit alles so läuft? Kaiser atmet durch: "Könnte besser laufen", sagt er.

Da ist diese Sache mit den Wahlplakaten: Zu voll, sein Bild zu klein, im Vorbeifahren nichts zu erkennen, findet er: "Ich habe noch mal 50 neue nachbestellt", ärgert er sich. "Hätte ich mehr Zeit gehabt, ich hätte das vorher mal ausgedruckt, zur Probe an die Laterne gehängt und sofort gesehen: Sollte man ändern."

Und überhaupt: die Zeit. Kein anderer Kandidat steht so sehr unter Zeitdruck wie er; sein Wahlkampf ging Ende Juli vom Anlauf nahtlos in den Endspurt über. Alles musste ganz, ganz schnell gehen: Fotoshooting für Flyer und Homepage, Terminplanung, Wahlkampfstrategien entwerfen - alles hopplahopp. "Wir waren einfach nicht so gut vorbereitet", resümiert Kaiser für die CDU.

In seinem kleinen, nüchtern eingerichteten Büro im Einfamilienhaus seiner Familie stapeln sich Kartons mit Wahlkampfmaterial: Flyer, Kugelschreiber, Straßenmalkreiden für Kinder. Der Blick geht aus dem Fenster in die ruhige und sehr ordentliche Wohnstraße in Veert - da sind die Hecken wie mit dem Lineal gestutzt, die Buchsbäume akkurat gerundet und die Wege laubfrei.

Sein Lebensgefühl derzeit: "Man ist immer unter Grundspannung." Und quasi nicht mehr zu Hause. "Aber was wirklich schön ist: Dass viele Leute sehr positiv sind", relativiert er. Er erfahre auf seinen Touren durch Geldern viel Zuspruch. Eine Reihe von Botschaften will er noch vermitteln. Er will freies W-Lan in der Stadt, und zwar kurzfristig. Er ist für eine Zwölf-Stunden-Kita und mehr U-Drei-Betreuung: "Es wäre für Geldern gut, wenn wir da besser ausgestattet wären." Um- und Ausbauten für eine Erweiterung der Verwaltung will er vermeiden: "Wenn ich 400 Arbeitsplätze habe und 30 weitere brauche, dann muss ich das über andere Arbeitsmodelle schaffen." Tele-Arbeit zum Beispiel. Und ein Hausärztezentrum wünscht er nicht.

Er sei auch auf bestehende Mängel aufmerksam gemacht worden. "Wenn mir mehrere Unternehmer sagen, mit der Wirtschaftsförderung hätten sie noch nie gesprochen, dann verwundert mich das." Als Bürgermeister wolle er "regelmäßige und geplante Gespräche" mit lokalen Akteuren einführen.

Wenig erfreulich sei es, auf der Straße immer wieder auf die "Zerstrittenheit" der CDU angesprochen zu werden. Er findet, dass "zerstritten" eigentlich nicht das richtige Wort ist. "Wir sind eine demokratische Partei", sagt er: Da solle es durchaus unterschiedliche Meinungen geben. "Der Unterschied scheint mir zu sein, dass die Leute das bei uns auch laut äußern."

Und mit manchem, was ihm begegnet, hätte er nicht gerechnet. Etwa damit, wie sehr die Familie "mitkämpfen" muss. Ehefrau Michaela ist berührt, wenn sie persönliche Angriffe auf die Kandidaten mitbekommt oder erfährt, wo die Gerüchteküche mal wieder kocht. Um den Trubel von den Kindern Tim (13), Elena (11) und Luisa (5) ein wenig fernzuhalten, haben die Eltern "Auszeiten" eingeführt, in denen nur über andere Sachen gesprochen wird und nicht über die Wahl. Er aber freue sich auf eins, sagt Kaiser: Im Rathaus als neuer Bürgermeister loszulegen. Trotz allem Ärger im Augenblick.

(RP)
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