Geldern Sven Kaiser (CDU) tritt gegen Janssen an

Geldern · Der 44-jährige Diplom-Verwaltungswirt und Familienvater aus Veert will Bürgermeister werden. Vor allem die Stadtentwicklung und die Schulpolitik hat er im Blick. Die Parteibasis muss noch ihr Okay für seine Kandidatur geben.

 Bürgermeisterkandidat Sven Kaiser (2. v. r.) und seine Frau Michaela im Gespräch mit dem CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Stefan Wolters (2. von links) und Vorstandsmitglied Georg Kreutz.

Bürgermeisterkandidat Sven Kaiser (2. v. r.) und seine Frau Michaela im Gespräch mit dem CDU-Stadtverbandsvorsitzenden Stefan Wolters (2. von links) und Vorstandsmitglied Georg Kreutz.

Foto: Gerhard Seybert

Sven Kaiser kann ganz genau sagen, wann die Entscheidung fiel, dass er es wirklich wagen will: vergangene Woche Dienstag beim Essen mit seiner Frau. Er will als Kandidat der CDU ins Rennen gehen, will Bürgermeister von Geldern werden. Und dann ein paar Sachen anders machen als Amtsinhaber Ulrich Janssen.

Denn das habe bisher ja "nicht so gut funktioniert in Sachen Transparenz und Bürgerbeteiligung", sagt Kaiser. Ganz allgemein die Kommunikation: "Das lief nicht so gut", stellt er fest. "Ich habe den Anspruch, es anders zu machen." Die Bürger sollten spüren: "Dem kann ich vertrauen. Dem kann ich glauben, was er sagt."

Geldern: Sven Kaiser (CDU) tritt gegen Janssen an
Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Sven Kaiser ist am Sonntag 44 Jahre alt geworden. Mit Ehefrau Michaela (43), den Kindern Tim (13), Elena (11) und Luisa (5) sowie dem Familienhund, Golden Retriever Neele, ist er in Veert zu Hause. Hobbys: Ski fahren und kurze Trips mit der Familie nach Holland. In der CDU ist er seit gerade mal knapp zwei Jahren - alles andere als ein Urgestein. Kaiser sieht das aber als Vorteil. Er sei unvoreingenommen. Und er sei in keinerlei Seilschaften verheddert - wichtig für die Nicht-CDU-Wähler, die er ja auch gewinnen wolle.

Mit dem Verwaltungsgeschehen hat der studierte Diplom-Verwaltungswirt bei seinem Beruf als Teamleiter im Kommunalen Rechenzentrum in Kamp-Lintfort dafür schon reichlich zu tun. "Mein täglicher Job ist es, mit den 43 Kommunen, die uns angeschlossen sind, zu sprechen." Da erlebe er auch die Bandbreite unterschiedlicher Arbeitsweisen. In der Gelderner Stadtverwaltung vermutet er eine zu autoritäre Führungspraxis: "So kann es nicht weitergehen. Man muss im Team arbeiten heutzutage."

Politisch sind ihm die laufenden Projekte der Stadtentwicklung wichtig. Bei dem Woolworth-Komplex in der Innenstadt sei man auf einem gutem Weg. Was das Kapuziner-Tor angehe, sei er froh über die Entscheidung für das nun anvisierte Projekt. Die früheren Favoriten-Pläne der Gruppe "Bieber-Kranich-Scholten" hätten ihm weniger gut gefallen.

Doch was den Nierspark betrifft: "Da hat Geldern die Super-Chance, solche Flächen noch besser zu vermarkten." So könne man Familien locken.

Gerade beim Angebot für Familien sei Geldern eigentlich insgesamt gut aufgestellt. Dafür könne man für den Tourismus "wesentlich mehr tun", etwa für Wohnmobilisten.

Seit 2014 ist Kaiser stellvertretender Sachkundiger Bürger im Schulausschuss des Rates. Die Schulpolitik ist ihm auch als Vater wichtig: "Die Sorgen, die andere Eltern sich machen, die machen wir uns genau so", betont er. Einen Neubau zwischen Sekundar- und Realschule an der Fleuth findet er vernünftig. Aber: "Ob der in dem Umfang sein muss, wie die Verwaltung ihn jetzt vorgeschlagen hat, wage ich zu bezweifeln." Die Schulen bräuchten weniger Mediathek und mehr Klassenräume. Da werde an den tatsächlichen Bedürfnissen vorbei geplant.

Was das Thema Gesamtschule betrifft: Viele Eltern - auch aus dem Umland - seien froh, dass es in Geldern noch eine Realschule gebe. Zukunftsweisend sei es, wenn "die Realschule eine bessere Zusammenarbeit mit Gymnasien organisiert". Und sollte irgendwann doch eine neue Richtungsentscheidung nötig sein: "Dann bin ich dafür, dass man mal eine wirklich ganz offene Elternbefragung macht."

Überhaupt wolle er die Interessenlage der Bürger sehr viel intensiver ermitteln, als das bisher geschehe - rechtzeitig und offen. "Ich bin überzeugt, dass das die Politik sogar einfacher macht", sagt er. Immerhin wüssten die Entscheider dann, was die Leute wollten. Das gelte nicht zuletzt für die Belange von Jugendlichen, betreffe es Skatertreffpunkte oder andere Angebote. "Wir haben jetzt ein Jugendparlament", so Kaiser: "Warum frag' ich da nicht mal nach?"

Jedenfalls wolle er nicht, dass wichtige Entwicklungen irgendwie im kleinen Kreis hinter verschlossenen Türen in die Wege geleitet würden. Und auch nicht, dass Informationen über Millionenprojekte der Politik - und der Öffentlichkeit - erst kurz vor der Entscheidungsfindung zugänglich gemacht würden.

Bisher wird Sven Kaiser durch die Findungskommission der Gelderner CDU-Spitze als möglicher Kandidat unterstützt. Die Parteibasis soll nun bei einer Mitgliederversammlung noch im Juli darüber entscheiden, ob sie ihn ebenfalls will oder nicht.

Der amtierende Bürgermeister Ulrich Janssen wurde bei der vergangenen Mitgliederversammlung nur knapp als CDU-Kandidat für die Wahl im September abgewählt. Er will nun auf eigene Faust "aus dem Amt" antreten.

Ob Janssen ihm, Sven Kaiser, im September innerhalb der CDU-Wählerschaft Stimmen stehlen werde? Wahrscheinlich schon, vermutet der Herausforderer. Und er wolle Janssens vorhandene Erfolge auch nicht schlechtreden.

Andererseits: Viele hätten Janssen bei jener schicksalhaften Mitgliederversammlung nur unterstützt, weil sie dachten, die CDU hätte keine Alternative. Das sei jetzt vorbei. Und, so Kaiser: "Vielleicht ist es für die CDU eine Chance, jemanden zu haben, der nicht schon jahrelang im Parteiapparat dabei war und alle Stationen durchlaufen hat, sondern einen frischen Blick hat."

(RP)
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