Geldern Streetworker: Geldern braucht Möbellager nicht

Geldern · Wenn es nach Miroslaw Merdzik geht, seit fünfzehn Jahren Streetworker in Geldern, dann braucht die Stadt überhaupt keinen weiteren Treffpunkt für die Jugend. Und schon mal gar nicht braucht sie das alte Möbellager am Holländer See. "Das, was wir hier zur Zeit haben - das reicht", sagte er im Rats-Ausschuss für Jugendhilfe: "Wir haben genug Räumlichkeiten." Wenn schon, dann würde es aus seiner Sicht eher Sinn machen, gezielt neue Treffpunkte für junge Flüchtlinge zu schaffen.

Miroslaw Merdzik gibt allerdings selbst zu bedenken, dass er eine ganz eigene Sicht auf die Dinge hat. Als Streetworker geht er zu den Jugendlichen, nicht sie zu ihm. Er hat es also mit einer speziellen Klientel zu tun: Viele der jungen Menschen, mit denen er in Kontakt steht, sind durch die ,normale' offene Jugendarbeit ohnehin weniger gut zu erreichen.

Seine Erfahrung ist: Die Jugendlichen, die die Halle im Frühjahr 2015 mit Begeisterung "eroberten", taten das, weil sie sie als "ihren" Ort empfanden. Sie wollten dort frei zusammen sein und - nicht nur, aber gelegentlich - über die Stränge schlagen, trinken, rauchen, kiffen, Mutproben erleben, Streit und Liebschaften austragen. Sollte man eine städtische Einrichtung aus der Halle machen, mit allen Regeln, die dazu gehören, dann - so Merdzik - bleiben diese Jugendlichen weg.

Die Politiker im Jugendhilfeausschuss nahmen diese Meinung etwas distanziert zur Kenntnis. Tendenz: Die Mehrheit glaubt nichtsdestotrotz, dass es Bedarf an weiteren Orten für die offene Jugendarbeit gebe. Nur ob die Möbelhalle der richtige Standort dafür sein könnte, darüber gehen die Meinungen auseinander. CDU und FDP melden Skepsis an.

Kontrovers sehen die Politiker auch Merdziks Anregung, stattdessen Orte für junge Flüchtlinge zu schaffen. Orte, "wo sie ihre eigene Kultur pflegen können", macht der Streetworker klar. "Die sind fremd hier. Ihre Kultur ist alles, was sie haben." Die Neuankömmlinge, etwa aus Syrien oder dem Irak, seien äußerst motiviert, in Deutschland zurechtzukommen. Aber schon jetzt machten sich bei einigen Anzeichen von Entmutigung breit. "Wenn wir die jungen Menschen jetzt nicht an die Hand nehmen, können wir mit misslungener Integration rechnen", so Merdzik.

Steffen Feltens (FDP) wandte sich aber deutlich gegen die Idee, deshalb eigene Treffpunkte einzurichten, während andererseits die Alteingesessenen unter sich bleiben. "Wir halten es für Integration, wenn diese Gruppen zueinander kommen", betonte Feltens.

(szf)
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