Straelen Straelener Stammzellen retten Leben

Straelen · Es ist die Geschichte einer kleinen Spende, die eine große Wirkung hatte: Doris Berten aus Straelen rettete durch ihre Stammzellen eine Frau aus Amerika. Danach war das Leben aller Beteiligten nicht mehr wie zuvor.

Doris Berten hat im Januar vor acht Jahren Stammzellen gespendet und damit viele Leben für immer verändert. Die Woche davor musste sie sich Medikamente spritzen, die Grippesymptome hervorrufen, um die Bildung der Stammzellen anzuregen. Schließlich saß sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten Jack Hensen in der Knochenmarkspenderzentrale (KMSZ) des Universitätsklinikums Düsseldorf. Da sie allerdings schlechte Armvenen hatte, legten die Ärzte Doris Berten einen Halskatheter an, doch die Frau aus Straelen sah das Ganze gelassen: "Es war nicht so prickelnd, aber was ist das schon, wenn man ein Leben retten kann?"

Sie hatte auch noch einen weiteren Ansporn: "Ich habe meine Mutter 2003 durch Krebs verloren. Da konnte ich nicht helfen, aber hier vielleicht schon. Und allein, dass es diese Chance gab, vielleicht ein Leben zu retten, hat es alles schon gerechtfertigt."

Nachdem Doris Berten sich als Spenderin hatte registrieren lassen, passierte viele Jahre nichts. Dann bekam sie eines Tages einen Anruf. Man müsste ein paar Tests mit ihr machen, da man vielleicht jemand hätte, der zu ihr passen würde und eine Spende braucht. Ein paar Tage verstrichen, dann kam die Rückmeldung, dass man schnell einen Termin vereinbaren müsse. Nach der gesamten Prozedur, "welche ständig von der KMSZ gut begleitet wurde", so Berten, gab es eine zweijährige Anonymitätsfrist für alle Beteiligten. Während dieser kommunizierten Berten und die Person, der sie spendete, über die KMSZ mit Briefen, bei denen die Namen und Anschriften geschwärzt waren. Als die Frist verstrichen war, lernte man sich endlich kennen.

Bei der Frau, welche die Stammzellen gebraucht hatte, handelte es sich um die Amerikanerin Kathi Hahn. Sie hatte erst Eierstockkrebs, und ein Jahr, nachdem dies überstanden war, bekam sie Leukämie. Um gegen den Blutkrebs anzutreten brauchte sie Doris Bertens Spende. Die erinnerte sich, "dass es das Ziel von Kathi war, auf der Hochzeit ihrer Tochter zu tanzen. Und das hat sie schließlich auch geschafft".

Doch damit nicht genug. Ihre Tochter Ashley Calvery veröffentlichte 2013 das Buch "Survivor - My Mom the Miracle", auf Deutsch: "Überlebende - Meine Mutter das Wunder." Es trug den prägnanten Untertitel: "1 Frau, 2 Krebse, 3 Jahre, 4-immer dankbar." Auch schrieb Ashley: "Danke, dass du das Leben meiner Mutter gerettet hast. Du bist ihr Engel. Alles Liebe!"

Wie hat Doris auf all das reagiert? "Ich habe mich gefreut, aber auch geheult, so richtig", meinte sie mit einem Lächeln auf den Lippen und einem kleinen Seufzen. "Das war richtig heftig emotional."

Doch das Buch und die Briefe aus Amerika waren nur der Anfang. Doris Berten und Jack Hensen besuchten auch Kathi und ihre Familie in den USA. "Eigentlich sollte da ein Fernsehteam sein, um das Ganze aufzuzeichnen, was wir nachher erst erfahren haben. Aber da die Flüge Verspätung hatten, mussten wir eine Nacht warten und trafen so ganz privat aufeinander", erinnerte sich Berten. "Es war total emotional. Auch, weil Kathi überall immer und allen die Geschichte von uns erzählte, das war schon heftig."

Erst der Brief-Kontakt, dann Gespräche via Skype und schließlich der Besuch in den USA haben noch zu einer weiteren wundervollen Sache geführt: "Man wird Teil der Familie", erklärte Jack Hensen. "Nächstes Jahr wollen Kathis Sohn und ihre Schwiegertochter mal zu uns kommen, und wir stehen alle weiterhin in Kontakt. Es ist so schön, dass man durch das Ganze noch eine Familie dazu bekommen hat."

Gab es bei all dem auch negative Erfahrungen für Doris und ihren Lebensgefährten? Hensens Miene verfinsterte sich: "Ich fand es schrecklich, dass einige bei der Spendensache ernsthaft irritiert waren und gefragt haben: 'Was kriegt ihr denn dafür?' Wie kann man das in so einer Situation fragen? Es ist schade, dass viele Leute noch so materiell denken."

Doris Berten selbst fiel abschließend noch ein wichtiger Punkt ein: "Nur etwa vier Prozent der Weltbevölkerung sind Spender. Ich hoffe vor allem, dass nach meiner Geschichte sich mehr Leute registrieren lassen. Man sollte einmal mit dem eigenen Arzt darüber reden, oder sich direkt bei der Knochenmarkspenderzentrale unter www.kmsz.de informieren. Es ist nicht viel dabei, und vielleicht kann man ja ein Leben retten."

(cnk)
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