Straelen Straelener Hilfe kommt in Bulgarien an

Straelen · Seit 15 Jahren sammelt Hans Dietze Spenden für ein Internat in der Stadt Varna. Geld wird benötigt für Materialien bei der außerschulischen Bildung von 153 Sechs- bis 18-Jährigen. Aus den Kontakten sind Freundschaften entstanden.

 Hans Dietze übergibt in Varna Spendengeld an Julietta. Da kommt Freude auf.

Hans Dietze übergibt in Varna Spendengeld an Julietta. Da kommt Freude auf.

Foto: Privat

Bei der Frage nach Nachnamen im Blindeninternat von Varna muss Hans Dietze ein wenig nachdenken. "Julietta verwaltet die Spenden, und der Direktor heißt Peter - Potorov", schiebt er nach einigen Sekunden nach. Schon längst ist der Straelener per Du mit den Verantwortlichen des Blindeninternats in der großen bulgarischen Stadt. In den mittlerweile 15 Jahren, die Dietze diese Einrichtung unterstützt, sind Freundschaften gewachsen. Und nichts deutet darauf hin, dass die Hilfe nicht weitergehen muss. Das hat der 87-Jährige bei seinem jüngsten Besuch Anfang Juli erfahren.

Zwar sei die Finanzierung des Internats durch den bulgarischen Staat in den vergangenen Jahren besser geworden. Für jeden der zurzeit 153 Schüler zwischen sechs und 18 Jahren, von denen rund 80 in dem Haus wohnen, während der Rest aus Varna und Umgebung kommt, erhält es etwa 7500 Lewa, umgerechnet 3500 Euro. "Doch das langt vorne und hinten nicht", erklärt Dietze. Denn von diesem Geld muss das Internat alles bestreiten. Es bezahlt die 65 Lehrer und Therapeuten, 38 weitere Angestellte, den Bustransfer für die Kinder, Wasser, Strom, Verpflegung und Reparaturen. Da bleibt für Material zur außerschulischen Bildung nichts mehr übrig. Und genau da setzt die von Dietze organisierte Hilfe an, die neben Spendensammlungen durch eine Schule in Würzburg die wichtigste Stütze bei der Betreuung der blinden Kinder und Jugendlichen in Varna darstellt, von denen einige darüber hinaus mit weiteren körperlichen oder geistigen Behinderungen geschlagen sind.

 Für das Basteln sind die Materialien, die mit Spendengeldern gekauft werden, wichtig.

Für das Basteln sind die Materialien, die mit Spendengeldern gekauft werden, wichtig.

Foto: privat

Von dem Geld, das Dietze durch Spenden einnimmt, werden Materialien wie zum Beispiel Ton, Farbe, Papier, Wolle und Metall bezahlt. "Bei den Arbeiten mit Ton und Wolle etwa spielt nach Aussage der Therapeuten das Gefühl an den Händen eine große Rolle", umschreibt Dietze den Nutzen. Bei den Mal- und Schreibarbeiten seien die fühlbaren Punkte auf dem Papier eine große Hilfe. Geld aus der Blumenstadt floss darüber hinaus auch in eine Klimaanlage für den für die Berufsausbildung wichtigen Computerraum und einen "sprechenden" Aufzug für die Blinden.

Insgesamt 18 000 Euro hat Dietze dem Internat in Varna - die Stadt besuchte er übrigens mit dem Ferienwerk des Landessportbundes 1972 zum ersten Mal - überbracht. Auf die Spendenbereitschaft der Straelener kann er sich verlassen. "Da stoße ich nie auf taube Ohren", stellt er zufrieden fest. Besonders die Bruderschaften seien sehr aktiv. Aber auch Sparkasse und Volksbank, der SV Straelen, die AG 60 plus und viele Privatleute zählen zu dem Unterstützerkreis, ohne den Dietzes Geschenke für die bulgarischen Freunde nicht möglich wären. Großzügig zeigten sich immer wieder auch die Fluggesellschaften, die Dietze etliche Kilogramm Freigepäck für die Spenden gewährten, zu denen auch schon Brillengestelle für Altenheime gehörten.

"Ich sammle weiter", kündigt der rüstige Rentner an. Vor allem für Verbrauchsmaterialien sei nach wie vor Geld nötig. Das entsprechende Sonderkonto für das Blindeninternat hat Dietze bei der Sparkasse Straelen eingerichtet (Konto 515775, BLZ 32951996).

Spätestens im Herbst erwartet Dietze ein Paket aus Varna mit Bastelarbeiten der blinden Kinder. Die sollen auf dem Straelener Weihnachtsmarkt verkauft werden. "Denn in Bulgarien selber darf das Internat nichts verkaufen."

(RP)
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