Wachtendonk Stefan Luyven: Alle zehn Jahre wieder

Wachtendonk · Im Dekadenabstand zeigt der Künstler seine Werke in seiner Heimat Wachtendonk. Der 60-Jährige ist seinem Stil treu geblieben. Mit ruhiger Hand schafft er seine Linienstrukturen. Figuratives und Geometrisches kombinieren.

 Stefan Luyven mit seinem Angela-Merkel-Triptychon. Er ist eines von rund 100 Exponaten in der neuen Ausstellung.

Stefan Luyven mit seinem Angela-Merkel-Triptychon. Er ist eines von rund 100 Exponaten in der neuen Ausstellung.

Foto: gerhard Seybert

Für Leute mit Hummeln im Hintern ist das nichts. Zentimeter für Zentimeter zieht Stefan Luyven seine Linien. Mit ruhiger Hand und hoch konzentriert. "Das hat etwas Meditatives", sagt er. Gut drei Stunden kann er sich so in seine Arbeit versenken. Nach dieser Zeit ist er freilich weit davon entfernt, ein Bild vollendet zu haben. "Für eines in der Größe 30 mal 30 Zentimeter brauche ich eine Woche."

Was er in den vergangenen zehn Jahren seiner eh schon umfangreichen Werksammlung im Linearismus hinzugefügt hat, zeigt Luyven am Wochenende in einer neuen Ausstellung. Damit bleibt er seinem Dekaden-Rhythmus treu, was Präsentationen in seinem Geburts- und Wohnort Wachtendonk betrifft. Unverändert ist auch seine Arbeitsweise. "Wenn man einmal etwas entwickelt hat und es ist einzigartig, dann bleibt man auch dabei", erklärt der 60-Jährige. Auf in der Regel quadratischen schwarzen Holzplatten verbindet er Figuratives und Geometrisches. Die Grundierung erstellt er dabei in Acryl, die feinen Linien darüber sind in Ölfarben und rufen immer einen dreidimensionalen Eindruck hervor.

Und manchmal liefert Luyven Vexierbilder. Wie in dem Angela-Merkel-Triptychon, der zu den Exponaten der Ausstellung im Bürgerhaus "Altes Kloster" gehört. Die Flügel bestehen aus zur Mitte laufenden Figuren. "Das sind Flüchtlinge", erläutert der Künstler. Der breite Mittelteil weist einen schwarz-rot-goldenen Hintergrund auf, darauf ist ein Schriftzug zu lesen. Je nach Neigungswinkel zeigt sich "Angela" oder "Merkel". Das politische Thema versteht Luyven aber nur als Randaspekt. "Wenn man so sitzt, entwickeln sich die Gedanken."

Ebenfalls im Bürgerhaus hängt eine 15-teilige Kuh-Serie. Insgesamt werden rund 100 Exponate die Wände füllen. Luyven beschränkt sich nach wie vor auf die Primärfarben. Ganz neu finden sich bei ihm fluoreszierende Farbtöne für den Hintergrund. "Darauf hat mich mein Sohn gebracht." Manche Flächen bedeckt Luyven mit Blattmetall, das edel aussieht und mit einem speziellen Kleber befestigt wird.

Seit gut 30 Jahren malt Luyven in seinem Linearismus-Stil. Die ersten derartigen Bilder entstanden in Schwarz-Weiß, hatten eher surrealistischen Charakter. Dann unterlegte er farbig. Immer wieder hatte er Phasen, in denen er ein Motiv bevorzugte. Da entstanden eine Zeit lang nur Verkehrsschilder, dann waren es Flaggen. Vor allem am Niederrhein hat er damit viele Fans gefunden. Seine Bilder hängen unter anderem in Arztpraxen in Kempen und Viersen, in der Sparkasse Wachtendonk, auch Diebels habe mal ein Bild gekauft, erinnert er sich. Und wundert sich, so viel verkauft zu haben. "Ich mache nichts, um jemandem zu gefallen", betont Luyven. Entweder, jemand mag seinen Stil, oder eben nicht.

Am liebsten sitzt Luyven zu Hause und malt. "Ich bin mit mir und der Welt zufrieden. Ich muss nicht immer raus." Ihm ist bewusst, dass ein Künstler sich auf Ausstellungen immer mal wieder zeigen muss. Begeistert ist er darüber trotzdem nicht. "Das ist doch immer ein Riesenaufwand." Er zeigt auf die vielen Bilder, die in seiner Wohnung stehen und die er für die Veranstaltung im Bürgerhaus noch vorbereiten und verpacken muss. Wäre er auf Verkauf aus, würde er viel mehr Ausstellungen machen.

Was seiner Produktivität jedoch keinen Abbruch tut. Kontinuierlich sitzt er mit feinem Pinsel über den Holzplatten. Und zieht gerade Linien, Zentimeter für Zentimeter. "Nach 30 Jahren geht das."

(RP)
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