Geldern Stadt vergisst 100.000 Euro im Haushalt

Geldern · Überlastung in der Gelderner Verwaltung: Bei der Planung für 2016 fiel ein dicker Posten unter den Tisch. Sanierung der Turnhallen kostet zudem über 500.000 Euro. Anderswo wird nun gespart. Schulräume werden nicht in Ferien fertig.

 Einen wichtigen Posten haben die im Gelderner Rathaus Verantwortlichen für die Finanzplanung übersehen. Jetzt muss einiges umgeplant werden.

Einen wichtigen Posten haben die im Gelderner Rathaus Verantwortlichen für die Finanzplanung übersehen. Jetzt muss einiges umgeplant werden.

Foto: mvo

Bei ihrer Finanzplanung für das laufende Jahr hat die Stadt Geldern einen Posten von 100.000 Euro vergessen. Die Kosten für die Herrichtung von naturwissenschaftlichen Fachräumen an der Sekundarschule sind im Haushalt 2016 nicht berücksichtigt. Weil die Ausstattung der Räume aber unstrittig notwendig ist, muss das Geld trotzdem im laufenden Etat bereitgestellt werden.

Dezernent Helmut Holla gibt den Fehler der Stadtverwaltung unumwunden zu. "Es ist passiert. Es tut uns leid", sagt er. Zur Erklärung führt er das massive Arbeitsaufkommen an, das die zuständigen Abteilungen seit vielen Monaten zu bewältigen hätten. Im Herbst 2015, also zur Zeit der Haushaltsplanungen, galt es, die vielen Flüchtlinge in der Stadt unterzubringen, mit enormem Personal-, Zeit- und Finanzaufwand. In dieser Phase sei der Fehler geschehen. "Das ist erst nach Verabschiedung des Haushaltes bemerkt worden", erläutert Holla weiter - "und dann kamen die Turnhallen." Reihenweise städtische Turnhallen wurden im Frühjahr wegen Schäden an den Decken geschlossen. In diesem Trubel sei das Problem erneut untergegangen, die Information nicht an die Politik weitergegeben worden. Holla: "Wenn es schief läuft, dann läuft's auch richtig schief."

Um die 100.000 Euro aufzutreiben, werden andere, geplante Maßnahmen im Haushalt zurückgestellt. Das ist generell das Verfahren bei unvorhergesehenen Kosten. Die Sanierung der Turnhallen-Decken schlägt da erwartungsgemäß am heftigsten ins Kontor. Für diese rechnet die Stadt derzeit mit Kosten von insgesamt über einer halben Million Euro, die 2016 ungeplanterweise fällig werden.

Zum Ausgleich für all das sollen unter anderem Sanierungsmaßnahmen in den Schulen, Arbeiten an den Feuerwehrgerätehäusern in Lüllingen und Geldern oder Zuwendungen an das Stadtarchiv auf das nächste Jahr verschoben werden.

Wegen Personalengpässen in der Stadtverwaltung gibt es noch ein weiteres Problem, das ebenfalls die Sekundarschule betrifft. Diese wächst bekanntlich Jahrgang für Jahrgang und wird dafür nach und nach erweitert. Normalerweise geschehen die nötigen Um- und Ausbauarbeiten in den Sommerferien, so dass zum Start des Schuljahres alles für die neuen Klassen bereit ist. In diesem Jahr wird das aber nicht der Fall sein.

Wegen des gegenwärtigen Arbeitsaufkommens seien die anfallenden Planungen nicht in der notwendigen Geschwindigkeit abzuarbeiten, heißt es seitens der Stadt. Vielleicht könnten die Sanierungsaufträge in den Herbstferien erledigt werden, sicher sei aber auch das nicht.

"Obdachlos" sind die Sekundarschulklassen zwar nicht; es gebe Möglichkeiten, sie unterzubringen - nur eben nicht unter den eigentlich gewünschten Bedingungen, erklärt Helmut Holla. Die Regelung sei aber für die Übergangszeit "vertretbar". Der Dezernent weiter: "Wir sind ja dran. Aber wir können nicht hexen", wirbt er um Verständnis. "Es geht eben nicht alles." Und er fügt hinzu: "Wir haben im Moment außergewöhnliche Umstände und Zeiten. Es kommt Gott sei Dank nicht alle zehn Jahre vor, dass wir sieben Turnhallen dichtmachen müssen."

(RP)
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