Jugendfußball US-Kicker wollen den Straelener Fußball-Spirit spüren

Straelen · Im kommenden Juni weht beim SV Straelen wieder ein Hauch von Amerika über die Fußballplätze. Drei Jugendteams des texanischen Lonestar SC sind zu Gast, um den familiären Geist eines deutschen Vereins zu spüren. Vertreter beider Clubs haben sich nun getroffen, um einander kennenzulernen.

 Lockere Runde im Straelener Hof: Don Cameron (m.) im Gespräch mit dem Vorsitzenden des SV Straelen, Hermann Tecklenburg.

Lockere Runde im Straelener Hof: Don Cameron (m.) im Gespräch mit dem Vorsitzenden des SV Straelen, Hermann Tecklenburg.

Foto: Markus van Offern

Locker geht es zu im Saal des Hotels "Straelener Hof". Ein deutsch-amerikanisches Stimmengewirr erfüllt den Raum. Im Hintergrund läuft auf einem großen Flachbildschirm das Halbfinalspiel der deutschen Handball-Nationalmannschaft.

Barry Walmsley blickt fasziniert auf den Schirm. "Wie lange wird beim Handball eigentlich gespielt", fragt er in die Runde. Von Handball hätten Amerikaner nämlich nur wenig Ahnung, entschuldigt er sich. Dagegen spiele Fußball im Land der unbegrenzten Möglichkeiten eine immer größere Rolle.

Walmsley ist Inhaber von "Travel and play" und hat gemeinsam mit dem deutschen Reiseveranstalter Bernd Matthes eine europäische Entdeckungstour für amerikanische Fußball-Junioren aus Austin/Texas organisiert. Im kommenden Juni soll es soweit sein. Durch gute Kontakte zustande gekommen, die seit vielen Jahren gepflegt werden, ist auch wieder ein mehrtägiger Aufenthalt beim SV Straelen geplant. Das muss natürlich sorgfältig geplant werden.

Und deshalb trafen sich nun Delegierte des amerikanischen Lonestar SC mit Vertretern des SV Straelen, um sich einander kennenzulernen und die ersten Programmpunkte abzustecken. Anders als bei ähnlichen Touren steht nicht das Erlernen einer Sprache sondern allein das sportliche Miteinander im Mittelpunkt.

"Es ist vorgesehen, dass drei Mannschaften, zwei C-Jugendteams und eine D-Jugend-Mannschaft, bei uns vorbeischauen, um zu trainieren und an einem Turnier gegen unsere Teams teilzunehmen", erklärt Herbert Lampey, Mitorganisator auf Straelener Seite.

Wie es ist, Gäste aus Übersee begrüßen zu dürfen, weiß Lampey genau. Schon viele amerikanische Jugendmannschaften haben beim SV Straelen erfahren, wie Fußball in Deutschland zelebriert und vor allem gelebt wird.

Gerade das sei das Faszinierende, findet Don Cameron, Director of Coaching beim Lonestar SC. "In amerikanischen Fußballvereinen herrscht ein ganz anderer Spirit als in Deutschland. In deutschen Vereinen geht es viel familiärer zu. Genau das wollen wir unseren Nachwuchsspielern näherbringen", sagt Cameron.

Wirklich familiär gehe es im Lonestar SC auch deshalb nicht zu, weil rund 2000 Kinder und Jugendliche im Verein aktiv sind - eine fast unüberschaubare Anzahl von leidenschaftlichen Kickern.

"Bei uns sind 45 Trainer hauptberuflich angestellt. Eltern müssen pro Jahr 2000 Dollar (umgerechnet 1800 Euro) zahlen, damit ihre Kinder bei uns spielen dürfen", erklärt Cameron, der es vor allem schätzt, dass deutsche Vereine ihre Jugendfußballer später in Seniorenmannschaften integrieren und das Fußballspielen somit über das Jugendalter hinaus ermöglichen.

"Bei uns im Club sieht die Struktur ganz anders aus. Wir haben gar keine Seniorenteams", erklärt Cameron. Obwohl Fußball in den USA immer mehr im Kommen ist, bei Männern und Frauen gleichermaßen, sei die Dichte an Vereinen relativ gering.

Anders als in Deutschland, wo jedes Dorf einen eigenen Fußballverein hat, müsse man auf der amerikanischen Landkarte schon genau hinschauen. "Da viele unserer Spieler später auf Colleges gehen oder sich auf den Beruf konzentrieren, hören die meisten auch auf, Fußball zu spielen. Nur wenige machen im College mittels Stipendien weiter", sagt Cameron. Zwar hat die Reformierung des deutschen Schul- und Universitätssystems auch hierzulande bei einigen Vereinen dafür gesorgt, dass Spieler lieber studieren gehen, statt ihrem sportlichen Talent nachzugehen, beim SV Straelen hat man diesbezüglich aber noch keine Sorgen.

Leon Piket, Trainer der grün-gelben C2-Jugend, freut sich bereits auf den Besuch der amerikanischen Jugendteams. "Für unsere Jungs ist das eine super Gelegenheit, zu sehen, wie in Amerika Fußball gespielt wird. Bereits im vorigen Jahr haben wir mitgemacht", sagt der Coach.

Besonders auffällig sei die Spielweise der US-Nachwuchskicker. "In der Regel gehen sie viel härter zu Werke. Sie attackieren sehr früh und spielen mit einem ganz anderen System, das weniger auf Taktik ausgelegt ist", erklärt Piket. Im Juni können der Trainer und sein Team sich erneut ein Bild vom American Soccer-Spirit machen.

"Drei bis vier Tage bleiben die Mannschaften hier in Straelen. Außerdem ist ein Besuch eines Bundesliga-Spiels geplant", sagt Herbert Lampey. Und Don Cameron ergänzt: "Während unserer Europatour werden wir natürlich auch die Fußball-Europameisterschaft verfolgen. Das soll ja eine ganz große Sache sein." Recht hat er.

(RP)
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