Triathlon Purer Nervenkitzel und schöne Geschichten

Aldekerk · Neunter Triathlon des TV Aldekerk: Der Herner Kolja Milobinski musste sich einige Zeit gedulden, bis er seinen Sieg bejubeln durfte.

 Großer Andrang beim Start: Insgesamt machten 141 Männer mit. Aufgrund der hohen Anzahl musste der Start in zwei Gruppen erfolgen.

Großer Andrang beim Start: Insgesamt machten 141 Männer mit. Aufgrund der hohen Anzahl musste der Start in zwei Gruppen erfolgen.

Foto: Gerhard Seybert

Sand wirbelte auf, als sich die Männer im schnellen Laufschritt in die Fluten des Eyller Sees stürzten. "Da wäre ich jetzt auch gerne", seufzte eine Zuschauerin. Aber die Männer machten das nicht zum Spaß, sondern aus sportlichem Ehrgeiz. Der TV Aldekerk hatte am Samstag zum 9. Volkstriathlon eingeladen, und viele waren dem Ruf gefolgt.

 Nach dem anstrengenden Schwimmen ging es auf die Radstrecke. Insgesamt 20 Kilometer musste jeder absolvieren.

Nach dem anstrengenden Schwimmen ging es auf die Radstrecke. Insgesamt 20 Kilometer musste jeder absolvieren.

Foto: Seybert Gerhard

Erster oder nicht Erster, das war die entscheidende Frage beim Triathlon des ATV, die sich Kolja Milobinski stellen musste. Die Männer starteten in der neunten Auflage des Volkstriathlons in zwei Gruppen. Der Mann mit der Nummer 281 aus Herne musste sich im Ziel gedulden, bis sein härtester Konkurrent, der in der zweiten Gruppe gestartet war, ebenfalls einlief.

 Extreme Temperaturen: Viele Triathleten nutzten die Chance und kippten sich Wasserbecher über den Kopf.

Extreme Temperaturen: Viele Triathleten nutzten die Chance und kippten sich Wasserbecher über den Kopf.

Foto: Seybert Gerhard

Das war Thomas Seelen, Vorjahressieger aus Rees. Mit einer Schwimmzeit von 5:37 Minuten war er Milobinski, der 6:24 auf der Uhr hatte, deutlich voraus. Letzterer holte sich allerdings beim Radfahren den entscheidenden Vorsprung. Mit einer Gesamtzeit von 53:19 kam er ins Ziel. Seelen (53:42 Minuten) freute sich dennoch, dass er seine Zeit um 41 Sekunden verbessert hatte.

Drittschnellster Mann wurde Valentin Mussehl mit einer Zeit von 54:40 vom Triathlon Team Ratingen. Für Milobinski war der Triathlon eine willkommene Trainingseinheit. "Nächste Woche bin ich für die Zweite Bundesliga unterwegs beim Triathlon in Münster. Ich starte für das Sparda-Bank-Team", sagte der Erstplatzierte in Aldekerk. Und weil in der Zweiten Bundesliga kein Neoprenanzug erlaubt ist ("Neo ist schneller, weil man höher im Wasser liegt"), verzichtete er auch im Eyller See auf dieses Material.

Allerdings erlebte er noch einige Schrecksekunden. Sein Transponder, der Zeitnehmer, blieb im See. "Dann wurde schnell reagiert", sagte Olaf Müller vom Aldekerker Orga-Team. Sofort wurde ein neues Gerät besorgt, die Startzeit eingestellt und Milobinski, als er auf die Laufstrecke ging, übergeben. "Der war komplett richtig eingestellt", versicherte Müller. Gastgeber TV Aldekerk tauchte übrigens in den Ergebnislisten erstmals auf Rang fünf auf, in Gestalt eines sehr glücklichen Mike Jordan. "Voll okay", sagte er über seine Leistung (55:27) und schob ein "Radfahren war ultrahart" hinterher.

Der "Aller-aller-Erste", der am Samstag durch das Ziel lief, war allerdings Chris Ohletz, der als Läufer für die Staffel SVN-Elite an den Start ging. Die Staffeln und Frauen waren die ersten, die beim Wettbewerb starteten. Die SVN-Elite holte sich auch den ersten Platz in der Gesamtwertung der Staffeln mit einer sehr guten Zeit von 53:32 Minuten. Die Staffel teilte sich Ohletz mit Mara Hebner und Michael Tempesta. Dieser Nachname tauchte ganz oben auf einer anderen Liste auf. Angela Tempesta vom AS Neukirchen-Vluyn war die schnellste Frau bei der neunten Auflage des ATV-Triathlons. Sie konnte darüber hinaus einen persönlichen Sieg feiern. Im vergangenen Jahr war sie noch Drittplatzierte mit 1:04:14 Stunden. In diesem Jahr verbesserte sie sich auf 1:02:26. Zweite wurde Birgit Wellmanns vom TV Goch mit 1:03:20, hinter ihr kam Carina Huhn für die Tri-Geckos Dortmund als Drittplatzierte mit 1:04:48 ins Ziel. Danach kam bereits Sabine Casimir, die ebenfalls für den AS Neukirchen-Vluyn startet. "Es ist so eine schöne Veranstaltung, da muss man einfach hin", lautete ihr Fazit. "Schön klein und fein", ergänzte die Erstplatzierte, die bereits zum vierten Mal mit dabei war.

Neben dem sportlichem Leistungsdenken waren da noch die ganz individuellen Erfolgsgeschichten, die so schön sind, dass sie erzählt werden müssen. Da ist dieser Läufer mit dem grünen Trikot und der Rücken-Nummer 77. "Am 7.7.1999 haben wir uns kennen gelernt", klärt seine Frau auf. Empfangen wird er von seinen Kumpels mit den Worten "Da ist der Champion" und "Du bist der Held".

Er ist nicht im Vorderfeld ins Ziel gekommen. Und trotzdem ruft ihm jemand zu: "Jochen, du bist der Größte, geil, geil, geil." Jochen Steeger schaut zu dem Mann, der ihm das zurief. "Das ist einer aus der richtigen Triathlon-Abteilung", sagt er und nickt. Ja, er hat es geschafft, zuerst von 145 auf 100 Kilo abgespeckt und dann seinen ersten Dreikampf ins Ziel gebracht. "Superschön" sei es gewesen. "Alle feuern einen an, das beflügelt einen, wenn es am Ende schwerer wird", sagt Steeger.

Und die Moderatoren des Triathlons, Reinhard Pösel und Klaus Hilbertz, versorgten die Zuschauer nicht nur mit wichtigen Infos, sondern machten auch ordentlich Stimmung. "Ich möchte, dass die Triathleten mit unserem Applaus ins Ziel getragen werden", war so ein Satz.

Und dann gab es auch noch einen Moment der Stille, an dem nichts zu hören war, als Vogelgezwitscher und das leise Säuseln des Winds in den Blättern. Bürgermeister Dirk Möcking rief vor dem Start eine Schweigeminute aus, für Werner Wahl, der im vergangenen Jahr unmittelbar nach dem achten Triathlon vollkommen überraschend gestorben war. "Der hat diesen Triathlon geliebt, wie kaum was anderes", sagte Möcking.

Der Triathlon geht selbstverständlich in die nächste Runde. Olaf Müller gibt einen Ausblick auf das kommende Jahr. Dann ist es der zehnte. "Wir wollen ein großes Event machen", sagt der Mann vom Organisations-Team. "Auf jeden Fall wird ganz Aldekerk auf den Beinen sein", verspricht er. Und diejenigen Sportler, die nicht gleich alle drei Disziplinen allein bestreiten möchten, können in aller Ruhe überlegen, eine Staffel auf die Beine zu stellen. Denn genügend Zeit zum Training ist schließlich noch allemal.

(RP)
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