Leichtathletik Pfalzdorf – ein gigantisches Läufermeer

Geldern · Mehr als 2500 Langstreckler boten einen wunderbaren Rahmen für ein sehr besonderes Ereignis: Der Pfalzdorfer Sylvesterlauf feierte sein 25-jähriges Jubiläum. Zu bestaunen gab es einige sehr gute Leistungen.

 Luca Fröhling bei seinem vorerst letzten Auftritt im Trikot der Alemannia.

Luca Fröhling bei seinem vorerst letzten Auftritt im Trikot der Alemannia.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

Renate Verwayen aus dem Organisationsteam des Sylvesterlaufes, das bei der 25. Austragung erneut einen prima Job machte, hatte allen Grund zu strahlen. Von den Wettermachern, die sich zuletzt nicht von ihrer besten Seite gezeigt hatten, hatte sie sich für die Jubiläumsveranstaltung "endlich mal wieder trockenes Wetter" gewünscht. Verwayens Wunsch wurde erhört — kein Regen, Temperaturen nah an der Zweistelligkeit — dazu allerdings ein stark böiger Wind, der nicht allein die Werbemännchen auf der Pausenhalle des Schulgebäudes schwer durchrüttelte.

Der Schulhof war mit Menschen übersät. Dort kulminierte das Leben: Abholen der Startnummern, Umziehen und Duschen in der Turnhalle, Druck der Urkunden, Einlösen des Pfands für den elektronischen Chip, Mitnahme von Ausschreibungen für zukünftige Läufe — im Foyer des Schulgebäudes war das Funktionszentrum der Veranstaltung eingerichtet — klar strukturiert und bestens organisiert. Pfalzdorf spielt mit dem Sylvesterlauf ohne Zweifel in der Liga der ganz Großen. Überlagert wurde das bunte Treiben zwischen Schule und Laufstrecke von verlockenden Röstaromen aus den Bratwurstständen oder vom Duft des Glühweins, der in großen Bottichen vor sich hin simmerte und auf Wunsch auch mit Schuss angeboten wurde.

Die großen Uhrzeiger unter dem Zwiebeltürmchen der St.-Martin-Kirche arbeitete sich auf 13.15 Uhr vor. Auf dem Asphalt zwischen Schule und Kirche wurde es ein erstes Mal eng. Damit verbunden zwei Premieren: erstmalig wurde eine Nettozeit genommen und ebenfalls zum ersten Mal stand Ferdi van Heukelum als Streckensprecher alleine in der Veranwortung. Vorgänger Laurenz Thissen, vermummt bis unter die Nase, hatte sich unter die 5000-Meter-Läufer gemischt und genoss nach eigenem Bekunden "entspannt und kein bisschen wehmütig" die neue Rolle in Pfalzdorf — ohne Mikrofon in der Hand. "Nächstes Wochenende sieht das ja schon wieder anders aus ", sagte Thissen und verwies auf den Kevelaer-Marathon, bei dem er wie gewohnt stimmlich unterwegs ist.

Gemessen an der Wertigkeit und als Verfechter des Leistungsaspekts im Sport hätte Thissen vielleicht aber doch gerne am Mikrofon das Sagen gehabt. Denn was Armin Gero Beus, der vor einem Jahr die Farben von Leichtathletik Nütterden gegen die des SV Sonsbeck eingetauscht hatte, da auf dem Asphalt 5000 Meter lang veranstaltete, war großartig. Mit dem Vorjahressieger Tim Sporkmann (TV Wattenscheid) und Stefan Vössing (LAV Oberhausen) lieferte sich Beus einen großartigen Kampf. In sehr guten 15:45 Minuten hatte der Schüler von Trainer Johannes Krasemann schließlich der namhaften Konkurrenz 13 Sekunden abgenommen.

Der ausgezeichneten Leistung zollte auch Alemannen-Urgestein Theo Aymanns, der wegen einer hartnäckigen Fußverletzung seit fast zwei Jahren nicht mehr in die Vollen gehen kann, hohen Respekt. "Das ist für mich ein Beleg dafür, dass in Pfalzdorf der Spagat zwischen einer Spaß-Veranstaltung und einem Lauf mit Leistungsanspruch nach 25 Jahren immer noch funktioniert." Die Kleverin Melina Buil, die als A-Jugendliche die Frauenkonkurrenz in 18:19 Minuten gewann und zukünftig für den SV Sonsbeck startet, machte ebenfalls deutlich, dass die Leichtathletik im Kreisgebiet punktuell im Laufbereich mit den namhaften Zentren der Sportart mithalten kann.

Ein weiteres Bonbon aus eben dieser Tüte zauberte der Pfalzdorfer Luca Fröhling hervor — auch wenn dessen Perforceritt an die Spitze des Schülerlaufes nicht überraschte. Der 13-Jährige, der sich in der kommenden Saison dem Kevelaerer SV anschließt, hat sich bundesweit in den Langstrecken-Bestenlisten bereits einen ausgezeichneten Namen erworben. Im Rahmen des Sylvesterlaufes unterstrich er sein läuferisches Potenzial ein weiteres Mal. Leichtfüßigen Schrittes beherrschte er von der Spitze weg die Konkurrenz, die zwar stark war, aber nicht gut genug, um Fröhlings Zeit von 10:08 Minuten auch nur im Ansatz Paroli zu bieten.

Der Hauptlauf über 10 000 Meter sah an der Spitze einen Zweikampf zwischen Tobias Balthesen (TSG 78 Heidelberg) und Christoph Verhalen (Bunert Running-Team Kleve). In der ersten Hälfte des Rennens wechselten sich beide in der Führungsarbeit ab, um so die Last des Windes auf beide Schultern zu verteilen. Doch bereits eingangs der letzten Runde wurde deutlich, über wen an diesem Tag der Sieg führte. Balthesen, der durch seine Eltern von der guten Stimmung der Veranstaltung erfahren hatte und ihr deshalb den Zuschlag gab, setzte sich allmählich ab und erreichte in exakt 33:00 Minuten das Ziel, am Ende mit doch komfortablen 41 Sekunden Vorsprung. Auf die verpasste 32er-Zeit angesprochen meinte der Heidelberger: "Das ist ärgerlich, aber trotzdem bin ich mit meiner Leistung überhaupt nicht unzufrieden."

(RP)
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