Turnen Mit ganz viel Körperspannung zum Erfolg

Wachtendonk · Der TSV Wachtendonk-Wankum bietet nicht nur Fußball, sondern auch Leistungsturnen an. Wettkämpfe sind eine Selbstverständlichkeit.

 Farina El Kalla (vorne) und Steffi Theisen bei einer Übung auf dem Schwebebalken. Alles sei eine Frage der Körperspannung und vor allem der eigenen Disziplin, verrät Trainerin Maria Mertens-Buynck. Für die Mädchen ist Leistungsturnen "schön und abwechslungsreich".

Farina El Kalla (vorne) und Steffi Theisen bei einer Übung auf dem Schwebebalken. Alles sei eine Frage der Körperspannung und vor allem der eigenen Disziplin, verrät Trainerin Maria Mertens-Buynck. Für die Mädchen ist Leistungsturnen "schön und abwechslungsreich".

Foto: Gerhard Seybert

Nur das leise Tapsen nackter Füße ist auf dem Hallenboden zu hören. Ansonsten herrscht konzentrierte Stille. Später wird Trainerin Maria Mertens-Buynck sagen, dass Fleiß und Disziplin nötig sind, um beim Leistungsturnen am Ball zu bleiben. Leistungsturnen, "da ist schon jeder auf sich alleine gestellt", sagt die Trainerin. Was manchen beim Sportunterricht das Herz in die Hose rutschen ließ, sieht bei den Wachtendonkerinnen ganz leicht aus. Schon die Kleinen nehmen Anlauf, springen, vollbringen einen Handstand auf dem Kasten, bevor sie dann weich auf der Matte landen.

Seit 32 Jahren ist Maria Mertens-Buynck Übungsleiterin, heute feiert sie ihren 50. Geburtstag. Vor 20 Jahren entschied sie sich dafür, das Leistungsturnen beim TSV Wachtendonk-Wankum aufzubauen. "Vorher war es nur Breitensport. Das reichte mir nicht", erklärt sie. "Mit den Geräten ist es eine größere Herausforderung." In der großen Turnhalle sind alle Geräte aufgebaut, die auch bei Olympia zum Einsatz kämen. "Sprung, Spannbarren, Balken und Boden", zählt die Trainerin die olympische Reihenfolge auf. Bei den Männern kämen noch Ringe und Pferd dazu, der Parallelbarren, statt des Spannbarrens und Hochreck.

Männer oder Jungs sind beim Wachtendonker Training aber nicht dabei. "Jungs können das machen. Aber alleine kommen sie nicht." Dafür haben zahlreiche Mädchen den Weg in die Turnhalle gefunden. An verschiedenen Stationen üben sie. "Spannung halten", fordert Svenja Linke und gibt Hilfestellung. Die 28-Jährige ist Trainerin und hat als Kind bei Maria Mertens-Buynck trainiert. "Wir waren schon immer Hallenkinder", sagt sie lachend. "Wir sind damit groß geworden." Diese Lust und Fähigkeit an Bewegung sei im Laufe der Jahre bei vielen Kinder verloren gegangen, sind sich die beiden Trainerinnen einig. "Es gibt oft kein reines Turnen mehr im Sportunterricht", sagt Mertens-Buynck. "Wir haben es deutlich schwerer, das Thema den Kindern nahe zu bringen." Der Einstieg ist für alle gleich. Zunächst geht es um Grundelemente, wie eine Rolle vorwärts und kleine Gleichgewichtsübungen. "Die Kinder müssen dafür diszipliniert sein", sagt Mertens-Buynck.

Die saubere Technik ist für den eigenen Körper wichtig und natürlich auch später auf Wettkämpfen gefragt. "Kinder, die nur spielen wollen, sind bald wieder weg", weiß die Trainerin. "Und wenn sie im Abi sind, sind die meisten weg." Aber nicht alle. Farina El Kalla ist 20 Jahre alt und weiß die Vorzüge des Leistungsturnens zu schätzen. "In der Klausurphase war so ein Handstand ein guter Ausgleich", sagt sie. In Wachtendonk ist sie seit ein paar Jahren. Vorher hat sie Akrobatik in Straelen gemacht. "Aber das war nur eine Stunde in der Woche", sagt Farina. Das reichte ihr nicht. "Ich finde, wenn man einen Sport macht, sollte man ein Ziel haben, sonst kommt man nicht weiter." Zum Austesten der eigenen Grenzen gibt es Wettkämpfe.

Die Mädchen der Leistungsturngruppe nehmen regelmäßig teil. "Wir konnten in den vergangenen Jahren drei Teilnehmer zu den Rheinischen Meisterschaften schicken", sagt Trainerin Mertens-Buynck stolz. Ihre persönliche Motivation: "Die strahlenden Augen der Kinder."

Die Zwillinge Marlene und Katharina Kreutzer mit ihren 17 Jahren und Steffi Theisen, 18 Jahre, gehören zu den Großen, zu denen die Kleinen aufblicken. Die Jugendlichen finden es schade, dass Turnen so wenig präsent ist. "Selbst die Leute, die bei Olympia teilnehmen, sind nicht so bekannt, wie Fußballer", sagt Katharina. "Dabei sind Turner viel durchtrainierter." Für alle drei steht fest, dass es keine schönere Sportart geben kann. Sie sprechen vom Ganzkörpertraining, gut fürs Körpergefühl und die Beweglichkeit. Genug geredet. Marlene geht mit leisen Schritten zum Spannbarren.

Am 17. April findet der nächste Einzelwettkampf statt, bei dem Farina und Steffi als Kampfrichter vor Ort sind, am 11. September ist der Mannschaftswettbewerb. Außerdem geht es nächstes Jahr zum Internationalen Deutschen Turnfest. Das ist die Gelegenheit, endlich mal in aller Ruhe vom Lieblingssport mit Gleichgesinnten zu schwärmen.

(RP)
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