Lokalsport "Die Nase ist heute noch krumm"

Kreis Kleve · Paul Dickerboom erlebte seine fußballerische Glanzzeiten links und rechts des Rheins. Auch für den SV Straelen kickte er.

 Am Elsabrunnen: Paul Dickerboom heute.

Am Elsabrunnen: Paul Dickerboom heute.

Foto: MvO

Der "Paule" kann es nicht lassen. Auch mit 51 Jahren gibt es für Paul Dickerboom nichts Schöneres, als nach dem runden Leder zu jagen. Die ganz großen Zeiten sind natürlich vorbei, als der Stürmer in der Verbandsliga und Landesliga das Runde im Eckigen unterbrachte, doch auch beim B-Kreisligisten Fortuna Keppeln, wo er als Spielertrainer fungiert, macht es ihm noch Spaß.

 Dickerboom (2.v.l.) im Trikot des SV Straelen.

Dickerboom (2.v.l.) im Trikot des SV Straelen.

Foto: Photo Riese

"Ich habe immer vorne gespielt. Schon als Kind wollte ich Stürmer sein", sagt Paul Dickerboom, der "op de gönne Kant" in Praest bei Emmerich aufgewachsen ist. "Meine Brüder interessierten sich mehr für Pferdesport. Ich war der Einzige in der Familie, der immer schon Fußball spielen wollte", unterstreicht er.

 Beim TuS Xanten: Duell mit dem GSVer Markus Hermsen.

Beim TuS Xanten: Duell mit dem GSVer Markus Hermsen.

Foto: Wensierski Siegfried

Als Achtjähriger kickte er erstmals beim RSV Praest, wo er alle Jugendmannschaften durchlief. Als 17-Jähriger hat er beim 1. FC Bocholt in der A-Jugend-Niederrheinliga angeheuert. Doch nach einem Pokalspiel in Heiligenhaus wäre Dickerbooms Leben beinahe schon zu Ende gewesen. "Wir waren auf der Rückfahrt, als auf der Autobahn bei Hünxe ein Reifen geplatzt ist. Der Wagen ist in eine Böschung gerutscht, ich bin durch die Heckscheibe geflogen. Brustwirbel waren gebrochen, vier Wochen musste ich im Krankenhaus flachliegen."

Als es ihm wieder besser ging, angelte Vrasselts Vorsitzender Josef Helmes den talentierten Angreifer. Dickerboom begann eine Lehre bei der Sparkasse und spielte während der dreijährigen Ausbildung in der Landesliga. Vereine sammelte der "Paule" in seiner langen Karriere wie ein Sammler seine Briefmarken. Verbandsligist Olympia Bocholt, dann wieder SV Vrasselt, ehe er zum ersten Mal beim Landesligisten Sportclub 1863 Kleve kickte. Insgesamt spielte er für die Blau-Weißen in drei Etappen gut neun Jahre. Dazwischen kamen noch Verbandsligist SV Straelen und Rheingold Emmerich. "Das war eine wunderbare Zeit beim Sportclub. Und wenn es mal darum ging, Bandenwerbung anzuschrauben, dann war die ganze Mannschaft zur Stelle. Viele Jungs hatten einen tollen Charakter. Ich denke da nur an Achim Tenhaft", erzählt er mit leuchtenden Augen. "Das war eine andere Generation. Alle blieben anschließend noch auf ein Bierchen. Heutzutage kümmern sich die Jüngeren um Handy und WhatsApp", bedauert Dickerboom ein wenig.

Wieviele Tore er in den Jahrzehnten seiner Karriere geschossen hat, das weiß er nicht. Einige Hundert waren es schon. "Beim Sportclub habe ich in der Landesliga mal in einer Saison 28 Tore gemacht", kann er sich noch erinnern. Seine Trainer in der Klever Oberstadt waren Manfred Priewe, Pille Gecks, Georg Mewes, Ralf Kessen, Ottmar Döllekes und Udo Kempkens. "Ganz heiß waren natürlich die Lokalderbys mit VfB Kleve. Das waren packende Spiele mit vielen Zuschauern. Und nach 90 Minuten waren wir wieder eine Fußballfamilie. Das gibt es heute nicht mehr", sagt Paul Dickerboom. Wehmut mischt sich unter seine Worte.

Als die Roten und die Blauen im Jahr 2000 zum 1. FC Kleve fusionierten, ging er wieder auf die andere Rheinseite. Weseler SV und SV Vrasselt waren weitere Stationen. Mit 38 Jahren war er Spielertrainer bei TuS Xanten, dann mal wieder Vrasselt, mit 41 wieder Spieler in Xanten mit Trainer Torben Sowinski. "Ein toller Mensch!" RSV Praest in der C-Liga und Vrasselts A-Jugend trainierte er, ehe er im vergangenen Jahr bei Fortuna Keppeln in der Kreisliga B engagiert wurde.

"Die Kameradschaft in Keppeln ist prima, aber sportlich muss es besser werden. In der B-Liga ist es halt anders, da steht die dritte Halbzeit im Vordergrund", betont Dickerboom, der auch mit 51 Jahren noch Stürmer ist. "Nicht mehr so schnell wie früher. Ich bin immer gerne gelaufen, trotz vieler Operationen." Er zählt die Verletzungen auf: "Kreuzband, Außenband, Leistenbruch, mehrfach Nasenbein gebrochen. Die Nase ist heute noch krumm", lacht der "Paule" und sagt einen Satz mit Nachdruck: "Solange es geht, spiele ich Fußball, dann eben bei den Altherren!"

Beruflich ist Paul Dickerboom übrigens deutlich treuer als im Fußballsport. "Ich bin Privatkundenbetreuer bei der Sparkasse Rhein-Maas. Da bin ist eine Konstante", sagt er und grinst.

(RP)
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