Lokalsport Das Hermannsdenkmal an der Römerstraße

Straelen · Hermann Tecklenburg feiert heute seinen 70. Geburtstag. Der Präsident des SV Straelen gehört noch lange nicht zum alten Eisen.

 Den Blick immer optimistisch in die Zukunft gerichtet. Das Geburtstagskind freut sich auf Spiele gegen Traditionsvereine wie Rot-Weiß Essen, Alemannia Aachen und Rot-Weiß Oberhausen.

Den Blick immer optimistisch in die Zukunft gerichtet. Das Geburtstagskind freut sich auf Spiele gegen Traditionsvereine wie Rot-Weiß Essen, Alemannia Aachen und Rot-Weiß Oberhausen.

Foto: Gerhard Seybert (2)/Thomas Binn

Am 16. April 1948 müssen die Sterne in einer ganz besonderen Konstellation am Firmament über dem Niederrhein gestanden haben. An jenem Tag kam in Straelen ein neuer Erdenbürger zur Welt, der bis heute fast alle Stationen seines Lebens erfolgreich gemeistert hat: Hermann Tecklenburg.

 Familienmensch: Hermann Tecklenburg und Martina Voss-Tecklenburg sind seit 15 Jahren ein Paar. Rechts der Papa beim Kopfballtraining mit seinem jüngsten Sohn Hermann De Nhi ("der Zweite").

Familienmensch: Hermann Tecklenburg und Martina Voss-Tecklenburg sind seit 15 Jahren ein Paar. Rechts der Papa beim Kopfballtraining mit seinem jüngsten Sohn Hermann De Nhi ("der Zweite").

Foto: Thomas Binn

Die Karriere als Bauunternehmer wurde dem Mann, der heute in Nordafrika seinen 70. Geburtstag feiert, in die Wiege gelegt. Schließlich hatte Gerhard Tecklenburg seinen Sohn dazu auserkoren, den Familienbetrieb, den Gerhard Tecklenburg I. im Jahr 1878 gegründet hatte, fortzuführen. "Ich kenne nichts anderes. Ich bin praktisch schon als Maurer geboren worden", erzählt der heutige Firmenchef, der schon mit 14 Jahren zur Kelle griff und eine Ausbildung begann. Als 16-Jähriger absolvierte Tecklenburg die Gesellenprüfung, sechs Jahre später schaute bereits ein junger Maurermeister auf den Baustellen in der Umgebung nach dem Rechten. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. "Unsere Maurer stöhnen vorher schon, wenn ich eine Baustelle besuche. Weil der Chef immer alles besser weiß", erzählt das Geburtstagskind mit einem Augenzwinkern.

Lokalsport: Das Hermannsdenkmal an der Römerstraße
Foto: Seybert Gerhard

Schon in jungen Jahren diente der Fußballsport als perfekter Ausgleich. Unter Regie von Nachwuchstrainer Herbert Lampey, der gut ein halbes Jahrhundert später auch Tecklenburgs jüngsten Sohn Hermann De Nhi (vietnamesisch: "der Zweite") unter seine Fittiche nehmen sollte, reifte Hermann Tecklenburg zu einem pfeilschnellen Rechtsaußen heran. Der schon in seinem ersten Seniorenjahr zum Nachbarverein RSV Geldern wechselte. "Der SV Straelen spielte damals nur in der Kreisklasse. Also habe ich eine Herausforderung gesucht. Ich kann bis heute jeden jungen Spieler gut verstehen, der seinen Heimatverein verlässt, weil er sich sportlich entwickeln möchte", sagt Tecklenburg.

In der Nachbarstadt kickte der Stürmer vier Jahre, ehe er sich wieder das grün-gelbe Trikot überstreifte. Aus gutem Grund: Tecklenburg junior musste sportlich etwas kürzer treten, weil ihm der Senior eine Baufirma in Krefeld gekauft hatte. "Da stand ich nun mit meinem ersten eigenen Unternehmen. Aber mein Vater war ein sehr kluger Mann, der mich zum richtigen Zeitpunkt ins kalte Wasser geworfen hat. Der Vorbesitzer der Krefelder Firma war ein guter Geschäftsmann und hat mich noch ein Jahr begleitet. Von ihm hab ich das kaufmännische Rüstzeug erworben", erinnert sich Tecklenburg.

Davon sollte nicht nur das Familienunternehmen profitieren, das der Chef seit mittlerweile 42 Jahren leitet, sondern auch der SV Straelen. Mit 30 Jahren stieg Hermann Tecklenburg als Hauptsponsor des Sportvereins ein, der unter seiner Regie sehr schnell zur sportlichen Nummer eins im Gelderland avancieren sollte. Als 33-Jähriger beendete Tecklenburg, inzwischen ein beinharter Linksverteidiger, der keinen Zweikampf scheute, seine aktive Laufbahn.

Doch es sollte nicht allzu lange dauern, bis der Tausendsassa, seinerzeit auch als Gesellschafter der "E-dry" im Einsatz ("damals die größte Discothek in Deutschland"), einen Ausflug ins Trainergeschäft wagte. Das wäre allerdings - ausnahmsweise - beinahe in die Hose gegangen. "Ich war damals schon ein erfolgreicher Unternehmer und dachte nur, Trainer, dass schaffst du mit links. Da habe ich mich allerdings getäuscht. Seitdem habe ich enorm viel Respekt vor guten Trainern", erzählt Tecklenburg.

In jener Zeit wäre er mit seiner Mannschaft um ein Haar gescheitert - vor gut 25 Jahren drohte dem SV Straelen der Abstieg aus der Fußball-Landesliga. Aber Tecklenburg wäre nicht Tecklenburg, hätte es nicht doch noch ein Happy-End gegeben. "Am drittletzten Spieltag mussten wir in Emmerich beim SV Vrasselt gewinnen, der damals wegen des vielen Gelds nur ,Cosmos' genannt wurde. Und das haben wir geschafft", grinst Tecklenburg in der Erinnerung noch heute wie ein Lausejunge.

Mit 50 Jahren ging's in Richtung Profifußball. Der heimatverbundene Straelener kandidierte für den Vorsitz des KFC Uerdingen, der damals noch in der Zweiten Bundesliga kickte - und wurde prompt gewählt. "Seinen" Sportverein wusste Tecklenburg in guten Händen. Damals hielt ein gewisser Jos Luhukay die Grün-Gelben auf Erfolgskurs. Parallel zu seinem Engagement an der Krefelder Grotenburg endete die turbulente Zeit an der "E-dry". Schon damals kannte Tecklenburg die Mechanismen der Medien: "Ich wollte als Bauunternehmer in der Zeitung stehen. Und nicht als Disco-König."

Zu jener Zeit entschied er sich außerdem für einen gesunden Lebensstil. "Ich schwimme täglich vor der Arbeit mehrere Runden und mache mehrmals wöchentlich Fitnesstraining." Ab und zu schnorrt der Präsident noch eine Zigarette, wenn die Spiele des SV Straelen auf der Kippe stehen - das war's dann aber auch schon mit den Lastern. Folgerichtig ist Hermann Tecklenburg, der seit 15 Jahren mit der ehemaligen Fußballnationalspielerin Martina Voss liiert ist, nach wie vor topfit - der Mann mit dem markanten Glatzkopf sieht wenigstens zehn Jahre jünger aus.

Und er ist gerade dabei, sein ganz persönliches Hermannsdenkmal an der Römerstraße zu errichten. Die erste Mannschaft steht ganz dicht vor dem Aufstieg in die Regionalliga. Der Chef hat schon vor längerer Zeit durchblicken lassen, die Auflagen des Westdeutschen Fußball-Verbandes für die vierthöchste Spielklasse in jedem Fall erfüllen zu wollen, um im nächsten Jahr beispielsweise gegen Rot-Weiß Essen, Alemannia Aachen und Rot-Weiß Oberhausen antreten zu können. Und jemand wie Hermann Tecklenburg, der sein Leben lang Pläne erfolgreich in die Tat umgesetzt hat, kennt keine Zweifel: "Wir sind Favorit und schaffen das."

So soll's sein: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag !

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort