Handball ATV auf neuer Umlaufbahn

In einem von beiden Seiten engagiert geführten Spiel besiegte der TV Aldekerk mit 38:36 (20:15) Adler Königshof.Durch den Punktverlust der HG Remscheid führt der ATV jetzt die Tabelle in der Handball-Oberliga an.

Die Fernsehkritiker haben Recht, wenn sie behaupten, die Samstagabend-Unterhaltung, wie sie Kulenkampff oder Juhnke im Fernsehen populär gemacht hatten, sei tot. Wer sich jedoch die Mühe macht, die Couch, die Chips und die Kaltgetränke hinter sich zu lassen und sich in die Nacht zu begeben, der findet sie noch – die große Unterhaltung an einem Samstagabend.

Achterbahn der Gefühle

Die Sporthalle des Fischelner Gymnasiums an der Johannes-Blum-Straße lieferte dafür den Beleg: zwei Stunden lang gab es eine spannende Begegnung zweier Handball-Mannschaften, die sich nichts schenkten und unter den zahlreichen Zuschauern eine Achterbahnfahrt der Gefühle auslösten. Mit einem Hallensprecher, der das Herz so weit vorne auf der Zunge trug, dass ihm dabei schon einmal ein Ratschlag an die Schiedsrichter über die Lippen rutschte: "Sieben-Meeeeter – aaach, doch nicht." Aber auch das gehörte zu diesem Handballpaket – es war sogar ein unverzichtbarer Teil.

Auslöser des gelungenen Abends war zwar nur ein Handballspiel – aber was für eines. Da traf der seit zwei Jahren in eigener Halle unbesiegte Aufsteiger Königshof, der nicht zuletzt erst durch ehemalige Aldekerker Spieler auf dieses sportliche Niveau gehoben worden war, auf den in der Oberliga etablierten TV Aldekerk, der zudem noch heißer Anwärter auf die Meisterschaft ist. Diese Mischung förderte ein Spiel zutage, das insbesondere auf Königshofer Seite 30 Minuten Anlaufzeit benötigte, ehe es in der unterhaltsamen Kategorie angekommen war.

Zu diesem Zeitpunkt lag der ATV mit 20:15 in Front, weil er da weiter machte, wo er gegen Remscheid vor einer Woche aufgehört hatte. Marian Kurtz zog mit tollen Ideen und nicht alltäglichen Anspielen die Fäden, Stefan Pietralla zeigte zu seiner mittlerweile bekannt guten Wurfausbeute ein geradezu katapultartiges Sprungvermögen, Keeper Florian Lindenau gelangen tolle Reaktionen, und Can Greven war ein weiteres Mal von einem schier unerschöpflichen Selbstvertrauen beseelt. ATV-Keeper Sebastian van Hall hat Recht, als er feststellte: "Vor zwei Jahren hätten wir einen Ausfall von Christoph Kleinelützum noch nicht aufgefangen." Dass es jetzt anders ist, darf sich auch der junge Can Greven zuschreiben.

Nachdem Trainer Olaf Mast die Spoo-Zwillinge auf die Platte beordert hatte ("Zwei Maschinen", meinte ATV-Coach Heesen anerkennend), gewann das Adler-Spiel an Qualität. Dazu verwandelte Fabian Bednarzik nahezu alles, was ihm in die Hände kam. Diese Wucht beeindruckte den ATV, der Vorsprung schmolz dahin. In der 41. Minute führten die Gastgeber ein erstes Mal in diesem Spiel: 24:23.

Heranrauschende Adler

Von dieser Minute an wurde die Begegnung zu einem offenen Schlagabtausch. Der ATV bot den heranrauschenden Adlern Paroli, eroberte schon nach 46 Minuten die Führung zurück und verteidigte diese mit großer Leidenschaft. Zum Rückhalt während dieser Phase wurde Sebastian van Hall, der 20 Minuten vor Schluss ins Aldekerker Tor kam und mit Klasse und dem Glück des Tüchtigen eine Königshofer Nuss nach der anderen knackte. Der TV Aldekerk ließ sich die Führung nun nicht mehr nehmen, nicht durch offene Manndeckung und auch nicht nach der roten Karte gegen Simon Welzel.

38:36 lautete schließlich das Endergebnis, das den TV Aldekerk durch den gleichzeitigen Punktverlust der HG Remscheid zum Tabellenführer machte.

(RP)
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