Regina Kampmann So hilft Second-Hand den Flüchtlingen

Geldern · Läden wie Ki-Iss und Schuub in Issum handeln nicht nur mit Gebrauchtem. Sie leisten mehr.

 Regina Kampmann, Initiatorin der Second-Hand-Shops Ki-Iss und Schuub, erklärt, wie der Betrieb der Geschäfte den Flüchtlingen umfassend zugutekommt.

Regina Kampmann, Initiatorin der Second-Hand-Shops Ki-Iss und Schuub, erklärt, wie der Betrieb der Geschäfte den Flüchtlingen umfassend zugutekommt.

Foto: Binn

Die Hilfsbereitschaft der Issumer für die Flüchtlinge ist sehr groß. Wie kommt die Hilfe an, wenn Sachen beim Second-Hand-Shop abgegeben werden?

Regina Kampmann Sachen, die bei uns abgegeben werden, werden sortiert, ausgezeichnet und eingeräumt. Was nicht sauber ist, wird gewaschen. Das gibt es leider häufiger.

Die Sachen werden demnach nicht unmittelbar an die Flüchtlinge verschenkt?

Kampmann Nein, die Flüchtlinge kommen in das Geschäft und wählen selber aus, was sie haben möchten. Ich finde, das hat mit der Würde des Menschen zu tun, dass er eine Auswahl bekommt. Das einzige, was wir machen, ist, dass wir bei der Erstausstattung helfen.

Was gehört zu so einer Erstausstattung?

Kampmann Im Auftrag der Gemeinde Issum packen wir Bettwäsche zusammen, eine warme, eine leichte, drei Handtücher, Badetücher, Waschhandschuhe, Teller, Becher, Teetassen, doppeltes Besteck, eine Pfanne, zwei Töpfe, Schüssel, Rührwerkzeug und einen warmen Schal. Als Extra obendrauf packen wir eine Mokkatasse ein. Das ist eine Geste, weil sie das von ihrer alten Heimat her kennen.

Wenn die Flüchtlinge in das Geschäft kommen, zahlen sie, wie alle anderen, für die Dinge, die sie aussuchen. Warum ist das so?

Kampmann Was das Finanzielle angeht, so bekommt jeder Flüchtling von der Gemeinde 360 Euro. Etwas im Second-Hand-Shop für Geld zu bekommen, eine Gegenleistung geben zu können, auch das hat etwas mit Menschenwürde zu tun. Die Flüchtligen zahlen die gleichen Preise wie alle, gegebenenfalls wird auch reduziert. Wir finanzieren aus den Kleinstpreisen von 50 Cent bis zu fünf Euro die Deutschkurse für die Flüchtlinge und Förderkurse für Kinder. Denn was ein Mensch braucht, ist Bildung. Außerdem entsteht in den Second-Hand-Geschäften der Kontakt zu den Issumern. Wir vermitteln dort nicht nur die Deutschkurse, es findet auch ganz viel auf der persönlichen Ebene statt.

Zum Beispiel?

Kampmann In den letzten zehn Tagen wurden bei zwei Wohnungseinrichtungen mitgewirkt, eine Leihoma vermittelt. Jetzt kann die Mutti in den Deutschkurs beim Internationalen Bund nach Geldern fahren, den wir aus Schuub finanzieren. Ein Herr bekam die Zusage zum dreimonatigen Praktikum, wir werden die erforderlichen Untersuchungen finanzieren. Lebensläufe werden geschrieben. In den Herbstferien lernen sechs Kinder eine Woche lang spielerisch intensiv Deutsch. Paten werden vermittelt und vieles mehr.

Es gibt auch Menschen, die mit Unverständnis darauf reagieren, dass die gespendeten Sachen nicht direkt zu den Flüchtlingen gebracht werden?

Kampmann Am Telefon erleben wir oft, dass die Menschen sagen, sie haben die Garage voll mit Sachen und wollen es den Flüchtlingen bringen. Aber wir bitten darum, dass die Dinge nicht einfach zur Lindenau in Issum gebracht werden und da abgestellt werden. Unser Ziel ist, die Flüchtlinge bedarfsgerecht mit dem zu versorgen, was sie wirklich brauchen. Wenn jeder einfach Sachen abstellt, ist das nicht hilfreich. Ein Teil wird dann entsorgt, weil nicht mehr unterschieden werden kann, was verwendbar ist.

Was wird denn aktuell dringend gebraucht in den Flüchtlingsunterkünften?

Kampmann Wir brauchen unbedingt Fußballschuhe, in den Größen 36, 41 und 43/44. Die können beim Ki-Iss Second-Hand-Shop auf der Gelderner Straße 11 abgegeben werden oder bei Schuub auf der Gelderner Straße 10.

DIE FRAGEN STELLTE BIANCA MOKWA.

(RP)
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