Geldern Siemes-Häuser bald voller Familien

Geldern · Für elf Familien ist das Eigenheim in Pont zum Greifen nah. Für die Pfarrei zählten bei der Vergabe der Bauten aus dem Millionen-Erbe Kinder und Einkommen. Was keine Rolle spielte: Herkunft, Lebensstil, Religionszugehörigkeit.

 Die Siemes-Häuser erwachen bald aus dem Dornröschenschlaf. Die ersten zugewucherten Gärten sind gerodet.

Die Siemes-Häuser erwachen bald aus dem Dornröschenschlaf. Die ersten zugewucherten Gärten sind gerodet.

Foto: mvo

In die Geistersiedlung der Straße "In der Schanz" wird bald eine Menge Leben einziehen. Elf Familien mit insgesamt 22 überwiegend kleinen Kindern stehen schon in den Startlöchern. Weitere werden folgen. Die Vorverträge zum Kauf der ersten elf Häuser sind aufgesetzt, hier und dort rodet schon ein Hausbesitzer in spe den Dschungel im verwilderten Garten. Und zur Veräußerung der übrigen sieben Gebäude, die etwas später in die Vermarktung gingen, starten demnächst die Gespräche zwischen der Kirchengemeinde St. Maria Magdalena und den Bewerbern.

Die "Siemes-Häuser" gehören zum Millionen-Erbe, das die Ponterin Christel Siemes der Kirchengemeinde St. Maria Magdalena in ihrem Testament vermacht hat. Es handelt sich neben einigen weiteren Liegenschaften um 18 Einfamilienhäuser mitsamt Gärten, die über Jahre leerstanden.

Im April war der erste große Besichtigungstermin, und Interessenten gab es viele. Dann 48 schriftliche Bewerbungen für die ersten elf Häuser, für die weiteren sieben kamen noch mal 24 dazu. "Da waren auch Kommerzielle bei, die uns schon auch mehr Geld geboten haben. Die haben wir aber sofort rausgezählt", erklärt Karl Roeling vom Kirchenvorstand.

Die Entscheidung für oder gegen einen Käufer liegt beim Kirchenvorstand. Und für dessen Mitglieder ging es um soziale Fragen. "Familien mit Kindern haben Vorrang, beziehungsweise Leute, die eine Familie gründen wollen", nennt Pfarrer Arndt Thielen den Grundsatz. Aus Prinzip habe man sich auch gegen Interessenten entschieden, die schon Wohneigentum besitzen. Stattdessen haben eher diejenigen die größeren Chancen, die finanziell nicht auf Rosen gebettet sind. "Es geht darum, dass wir die berücksichtigen, die vielleicht sonst nie Eigentum hätten, weil es das Einkommen nicht zulässt."

Man habe auch im Hinterkopf gehabt, dass Christel Siemes zu Lebzeiten für die Belange von Kindern immer wieder gespendet habe, ergänzt Roeling. Ohnehin seien Kinder für die Kirche einfach ein wichtiger Faktor. Viele Interessenten kamen aus Pont, und das begrüßte man. Immerhin habe die Erblasserin Christel Siemes sich "Gutes" für "ihre" Gemeinde gewünscht, und sie war nun mal Ponterin.

Aber ansonsten habe man überhaupt keine Unterschiede gemacht nach Herkunft oder Lebensstil der Bewerber, danach, ob Eltern beispielsweise verheiratet sind oder nicht, nach Zugehörigkeit zur Kirchengemeinde oder überhaupt nach Religionszugehörigkeit. "Da haben wir gar nicht nach geschaut", sagt Roeling schlicht. Und Pastor Thielen stellt ergänzend fest: "Das fände ich auch unpassend in unserer Zeit."

Die Vorverträge für die ersten elf Immobilien liegen derzeit beim Bistum Münster und warten auf die Genehmigung der zuständigen höheren Stellen. Wenn diese erfolgt, stehen Notartermine an. Und dann, so Pfarrer Thielen, "dann bekommen die Familien die Häuser". Schon im Juli könnte für die ersten Käufer alles Vertragliche unter Dach und Fach sein. Über die verbleibenden sieben Grundstücke beschließt der Kirchenvorstand am 27. Juni.

Für die Hausbesitzer gibt es viel zu tun: reichlich Arbeit mit Modernisierung und Instandsetzung. Aber Karl Roeling beruhigt: "Fast alle sind Handwerker, die mit Muskelhypothek eine preiswerte Familienbleibe haben können."

(RP)
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