Geldern Schüler sind auf das Huhn gekommen

Geldern · Morgens Mathe büffeln, mittags das Federvieh füttern. Die St.-Luzia-Grundschule Walbeck hat eine neue AG und sehr nette Nachbarn, die ihr Gelände zur Verfügung stellen für Bolzplatz und Schulgarten mit Kleinvieh.

 Von Montag bis Donnerstag kümmern sich Alexandra (vorne), Michelle, Jana Lea und Hannah (v.l.) um ihre Hühner.

Von Montag bis Donnerstag kümmern sich Alexandra (vorne), Michelle, Jana Lea und Hannah (v.l.) um ihre Hühner.

Foto: MVO

Das Mädchen im gelben Pullover drückt das Huhn ganz fest an sich, als wäre es ein Kuscheltier. Das Federvieh lässt es geschehen. "Luna ist die Liebste", bestätigt Alexandra den ersten Eindruck. Und natürlich kann sie ihr Lieblingshuhn von den zehn anderen, die um sie herumscharwenzeln, unterscheiden. "Weil die so rot-braun ist", sagt das Mädchen und schüttelt verständnislos den Kopf über denjenigen, der nicht sofort den Unterschied zu den anderen rot-braun aussehenden Hühnern erkennt.

Der Ganztag der St.-Luzia-Grundschule Walbeck ist um elf Hühner reicher. Von Montag bis Donnerstag gehen die Schüler des Ganztags nachmittags zu den Hühnern, füttern sie, versorgen sie mit Wasser. "Schon Eier gesammelt?", will Schulleiter Christian Pentzek wissen. "Ja, das sind drei plus vier", sagt Felix stolz. Der Schulleiter lächelt. "Das ist gelebte Mathematik."

Die Hühner waren über. "Die haben wir vor dem Beil gerettet", sagt Pentzek. Nun residieren sie auf dem Grundstück des Walbeckers Klaus Schopmans. Der hatte einen Bolzplatz hinter seinem Haus übrig. "Die Kinder sind groß", sagt er. Da sei die Idee entstanden, den Platz für einen Schulgarten zur Verfügung zu stellen. Die Hühner sind ein Teil davon, Hochbeete sollen folgen und Obstbäume, die der LVR stiftet.

Die Schule hat noch mehr Glück mit ihren Nachbarn. Seit fünf Jahren stellt auch Jürgen Grandt seinen Bolzplatz den Schülern zur Verfügung. Das ist dem 75-Jährigen eine Herzensangelegenheit. "Mehr als 50 Jahre bin ich Jugendtrainer im Fußballverband Niederrhein", sagt der Walbecker. Ob in den Pausen, für den Sportunterricht im Sommer oder das F-Jugendtraining im Rahmen des Ganztags, der Platz am Haus von Grandt ist stark frequentiert. Den Senior freut das. Stören ihn die Kinder nicht? Fehlanzeige. "Da fällt schon mal ein Ball rüber", sagt der 75-Jährige kopfnickend. "Aber da muss man mit klar kommen. Der muss einfach wieder zurück gegeben werden. Das ist eine ganz einfache Sache."

Die Sache mit den Hühnern bei Schopmans, die schaut er sich auch an und ist begeistert. "Das ist was Feines, das ist einmalig im Kreis Kleve, ach, in Deutschland." Er spricht von Teamarbeit.

Schule, Nachbarn, Ehrenamtliche, alle ziehen an einen Strang. "Hier arbeiten alle zusammen, alle interessiert, dass der Ganztag funktioniert", resümiert der Senior.

Einer von denen, die mitziehen, ist Ralf Hendrix. Er ist für die Hühner-AG verantwortlich. "Die Kinder sollen mit Tieren in Kontakt kommen, damit sie wissen, was auf ihren Frühstückstisch kommt", nennt er seine Intention. Keine Legebatterie, sondern heimische Hühner. "Bio-mäßig", sagt Hendrix. "Die Kinder lernen auch, wie ein Ei produziert wird", fährt Hendrix fort. "Ein Huhn produziert fünf Tage im Voraus, das fängt mit dem Ei ohne Schale an." Außerdem erfahren sie, dass die Eierfarbe nicht mit der Farbe der Federn zusammenhängt, sondern der des Ohrläppchens. Die Resonanz auf die Hühner-AG war übrigens groß. Gemeldet haben sich 35 Kinder. Von Montag bis Donnerstag sieht man sie von der Schule zu dem geliebten Federvieh laufen. Freitags kümmern sich die Kinder des Mühlenkindergartens um die Hühner, am Wochenende Klaus Schopmans.

Für Alexandra, Jana-Lea, Michelle, Hannah und Nils ist es Zeit, zu gehen. Dabei wären sie noch liebend gern bei ihren Freunden geblieben. Merke: Hühner plus Kinder plus nette Nachbarn, das ist eine unschlagbare Kombination.

(RP)
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