Geldern Schüler in Zeitnot: Musik rückt nach hinten

Geldern · Lange Schultage machen es für Kinder und Jugendliche schwieriger, Sportvereine oder den Musikunterricht zu besuchen. Die Kreismusikschule hofft, den Abwärtstrend dennoch stoppen zu können - mit Ideen und Flexibilität.

 Musikschulleiter Thomas Dieckmann (links) und sein Kollege Hans-Jürgen Schulte mit einem Kontrabass.

Musikschulleiter Thomas Dieckmann (links) und sein Kollege Hans-Jürgen Schulte mit einem Kontrabass.

Foto: Evers

Fünf Prozent weniger Schüler verzeichnet die Kreismusikschule für das gerade abgelaufene Jahr 2015. Leiter Thomas Dieckmann hat jedoch die Hoffnung, dass die Negativ-Entwicklung schon wieder gestoppt ist, denn im letzten Quartal seien die Anmeldungen besonders gut gelaufen. Überhaupt sei die über Jahre relativ konstante Zahl von jährlich rund 2000 Musikschülern auch im vergangenen Jahr nur wenig unterschritten worden, weil es aus früheren Jahren Wartelisten gab. "Die haben wir jetzt abarbeiten können, so dass trotz eines gewissen Rückgangs bei den Anmeldungen vergleichbare Ergebnisse erreicht wurden", sagt Dieckmann.

Der Umstand, dass die meisten Kinder und Jugendlichen heute durch den offenen Ganztag deutlich länger in der Schule bleiben als früher, mache sich aber durchaus bemerkbar und müsse bei der Planung berücksichtigt. "Früher war es durchaus üblich, schon um 13.30 Uhr mit dem Unterricht zu beginnen, das geht heute natürlich nicht mehr. Einige unserer Dozenten, die mit Grundschülern arbeiten, versuchen, zumindest einen Teil der Kurse in den sehr frühen Nachmittag zu legen, der Großteil aber beginnt frühestens um 15 Uhr", sagt Dieckmann.

Die Jungen und Mädchen - gerade auf den weiterführenden Schulen - hätten eindeutig weniger freie Zeit als früher. Ob durch den Ganztag oder "G 8", den schnelleren Weg zum Abitur, der mit längeren Schul- und Lerntagen einhergeht. Die Schüler kommen später nach Hause, viele müssen dann noch Hausaufgaben machen. "Das ist besonders für Sportvereine, aber auch für uns ein Problem." Über mangelnde "Übungsleiter" wie in vielen Sportvereinen könne die Musikschule immerhin nicht klagen: Sie arbeitet nicht mit Ehrenamtlern, sondern mit Festangestellten (zum Teil in Teilzeit), die sich auf die neuen Gegebenheiten einlassen müssen.

Die Schülerschaft der Kreismusikschule ist jünger geworden. Sehr viele Eltern wünschen, dass ihr Sprössling an der musikalischen Früherziehung teilnimmt, sich vielleicht im "Instrumentenkarussell" umhört, gerne werden auch Angebote in Schulen und Kindergärten im gesamten Kreisgebiet genutzt. "Mit älteren Schülern ist es da schon etwas schwieriger. Mit der vermehrten Belastung in der Schule wird doch immer öfter der Musikunterricht gestrichen, was wir natürlich bedauern", erklärt der Leiter der Musikschule. Dennoch bleibt ein fester Kern ambitionierter Schüler übrig, von denen zum Beispiel an diesem Wochenende 25 am Wettbewerb "Jugend musiziert" in Moers teilnehmen.

Welche Instrumente werden vorwiegend gelernt? "Die Klassiker sind nach wie vor Gitarre und Klavier, aber auch Geige, Flöte und Saxophon gehen recht gut. Das schwankt immer ein wenig", weiß Dieckmann.

Interessenten, die nicht nur in Kleve, sondern ebenso in Goch, Kevelaer, Geldern, Emmerich und Rees-Haldern Kurse besuchen oder Einzelunterricht bekommen können, sind jederzeit willkommen.

Wer sich Appetit holen will auf "selbst gemachte" Musik, ist eingeladen, sich eines der anstehenden Konzerte der Musikschule anzuhören: zum Beispiel die "Serenade" am Samstag, 6. Februar, ab 18 Uhr in der Tonhalle der Kreismusikschule in Geldern, das Preisträgerkonzert von "Jugend musiziert"am Sonntag, 14. Februar, ab 11 Uhr im Kammermusiksaal des Martinstifts in Moers. Am selben Tag gibt's "Kunst, Klassik und Aperitif" im Schlösschen Borghees in Emmerich - Beginn 11.30 Uhr.

(RP)
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