Geldern Schlappe für SV Veert in der Politik

Geldern · Der Verein muss weiter um seinen ersehnten Kunstrasenplatz bangen. Kriegt er ihn, muss er ihn mit allen anderen Clubs teilen. Unappetitlich: SPD-Politiker Axel Heinitz wurde im Vorfeld der Entscheidung massiv unter Druck gesetzt.

Die Entscheidung, die die Lokalpolitiker im Sportausschuss des Stadtrates einstimmig gefällt haben, lautet: Es wird wohl ein neuer Kunstrasenplatz in Geldern gebaut, denn der Bedarf der Sportvereine ist drängend. Vielleicht kommt der Platz nach Veert. Vielleicht aber auch anderswohin. Und wohin auch immer: Alle Vereine werden dann Anspruch auf Trainingszeiten auf diesem Platz haben. Den "Stundenplan" für die Nutzung erstellt die Stadtverwaltung als neutrale Stelle. Nicht zuletzt: Der Verein, der die Anlage vor die Tür gebaut bekommt, muss dafür - wie üblich - ein Drittel der Kosten tragen.

Der Beschluss dürfte dem SV Veert nicht schmecken. Er kämpft schon lange dafür, dass sein Naturrasen- durch einen Kunstrasenplatz ersetzt wird, und hat einen entsprechenden Antrag gestellt.

Aber die Politik wartet auf eine umfassende "Sport-Entwicklungsplanung" für ganz Geldern. Erklärtes Ziel: Es soll umgesetzt werden, was am Ende für alle Vereine das Beste ist, unabhängig von Begehrlichkeiten einzelner. Und bis so ein Konzept vorliegt, will die Politik sich alles offenhalten.

"Wir können uns schon vorstellen, dass der Kunstrasenplatz in Veert gut aufgehoben ist", sagte Melanie Croonenbrock (SPD). Aber sicher sei das eben nicht. Und Lucas van Stephoudt (FDP) betonte, die Verteilung der Spielzeiten müsse von Anfang an "fair und neutral" erfolgen. Dabei soll es ausdrücklich nicht nur um die "freien Kapazitäten" gehen, die beim betreffenden Verein ohnehin übrigbleiben würden. Denn, so Reinhard Winkler vom Stadtsportverband mit Blick auf Veert: "Bei 21 Mannschaften bin ich geneigt zu sagen: Es werden keine freien Kapazitäten da sein, die wir anderen Vereinen zu vernünftigen Zeiten zur Verfügung stellen können."

Hintergrund der Diskussion sind auch Unzufriedenheiten darüber, wie es bei dem Kunstrasenplatz des GSV Geldern läuft. Dort vergibt der Verein die Trainingszeiten, und zwar gegen Entgelt auch an auswärtige Vereine, während andere städtische Mannschaften leer ausgehen.

Unappetitliche Dinge hatten sich im Vorfeld des Sportausschusses ereignet. So wurde der Veerter SPD-Politiker Axel Heinitz aus Vereinskreisen gedrängt, sich "richtig" zu entscheiden - also für den Platz in Veert. Man ging dabei davon aus, dass die CDU schon überzeugt sei und im Ausschuss nur noch eine Stimme fürs positive Votum fehle. "Wenn jemand guten Kontakt zu Axel hat, sollte man den nutzen, damit der für die Veerter beziehungsweise SV-Veerter Sache stimmt", hatte der Geschäftsführer des Vereins, Hans Schraets, in einer Mail an Dutzende Mitglieder angeregt.

Wegen des Drucks von Außen erklärte sich Axel Heinitz für befangen und nahm an der Abstimmung nicht Teil. Er sei bis hinein in sein Privatleben und seine Familie "massiv" angegangen worden: "Ich habe gegenüber der Wahl der Mittel des SV Veert ein anderes Politik- und Demokratieverständnis."

Politiker aller Fraktionen zeigten sich von dem Vorgang abgestoßen. "Unerträglich", urteilte Jörg Grahl (SPD). Michael Cools (CDU) ergänzte, man habe "mit Erschrecken" davon gehört, dass "eine Praxis angewandt wurde, die wir in keiner Weise gutheißen können". Heinz Manten, SV-Veert-Vorsitzender und Ortsbürgermeister, beteuerte, er sei "schockiert" gewesen, davon zu erfahren: "In aller Offenheit möchte ich mich dafür entschuldigen."

Auch Hans Schraets zeigte sich gestern auf Anfrage unserer Redaktion betroffen. Er habe seine Mail "in guter Absicht" geschrieben, versicherte er. Ziel sei gewesen, dass Freunde das lockere Gespräch mit Heinitz suchen würden, nicht, dass "Schwachmaten" ihn bedrängen würden, sagte er. Sein Satz hätte dazu seiner Ansicht nach auch niemanden verleiten können. Nichtsdestotrotz: "So, wie es gelaufen ist, tut es mir leid. Ich habe mich bei Axel entschuldigt."

(RP)
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