Geldern Rewe an E-dry-Kreuzung ist vom Tisch

Geldern · Politik und Verwaltung einig: Die Pläne eines Kevelaerer Investors für Einzelhandel am Neray fliegen in die Tonne. Fleurkens-Brief an Ratsmitglieder zeigt, dass Kunden-Magneten in die City gehören. Gesamt-Entwicklung stimme.

 Die Kreuzung an der E-dry: Rechts im Vordergrund beginnt das Eckgrundstück, das Josef Schoofs für einen Rewe-Neubau ins Auge gefasst hatte.

Die Kreuzung an der E-dry: Rechts im Vordergrund beginnt das Eckgrundstück, das Josef Schoofs für einen Rewe-Neubau ins Auge gefasst hatte.

Foto: Markus van Offen

Kurzer Prozess im Gelderner Bauausschuss: Auch ohne Beschluss waren sich Politik und Verwaltung schnell einig, dass die Pläne von Josef Schoofs aus Kevelaer, der am Neray eine Rewe-Filiale projektiert hatte, nicht gewollt sind. Hintergrund ist bekanntlich der auslaufende Mietvertrag der Kette am Geldertor und der Wunsch, einen neuen und moderneren Laden in Geldern zu eröffnen. Da zeitgleich die Veerter CDU einen Nahversorger für den wachsenden Ortsteil sucht, hatte Schoofs seine Idee den Christdemokraten vorgestellt (die RP berichtete).

"Dieses Vorhaben an dieser Stelle - das wäre ein fataler Fehler", wetterte Jörg Grahl im Bauausschuss los. Zumal sich der Genosse sicher war, dass das Projekt an diversen Einwendungen, beispielsweise von Anwohnern, scheitern würde. Außerdem stehe dem Vorhaben sowohl der Einzelhandelserlass des Landes NRW als auch das Einzelhandelskonzept der Stadt Geldern entgegen, die beide als Ziel die Stärkung der Innenstadt verfolgen statt das Einkaufen auf der "Grünen Wiese". Für Grahl gehört Rewe zwischen die Gelderner Wälle - wie schon Kaufland, C & A sowie Medimax, wie bald H & M und Edeka/Aldi im Kapuziner Tor. Eine Entwicklung, von der sich die gesamte Politik eine lebendigere Innenstadt verspricht mit Einkaufsmöglichkeiten statt Leerstandes.

Auch SPD-Fraktions-Chef Hejo Eicker formulierte die Befürchtung, dass eine solche "Klitsche" an diesem Standort keinen Sinn mache. Bernd Bianchi (Grüne) stimmte Eicker zu: "Im Einzelhandelsgutachten steht klar drin, wo solche Vorhaben nicht hingehören. Der Neray gehört dazu." Bianchi kann sich den Nahversorger eher im Bereich Lidl/Vos im Kern von Veert vorstellen - eine Idee, die vor Ort nach RP-Informationen bereits verfolgt wird, derzeit aber noch an fehlenden Flächen scheitert. Abschließend lehnte auch die FDP den Rewe-Neubau an der E-dry-Kreuzung ab. Ivan Toskov: "Wir müssen uns darüber nicht aufregen. Das sind nur Wellenschläge von Herrn Schoofs." Lediglich Michael Manten von der CDU-Fraktion wollte die Pläne nicht grundsätzlich vom Tisch fegen: "Ich halte den Standort für prüffähig."

Was ganz sicher nicht die Meinung von Kapuziner-Tor-Investor Reinhard Fleurkens ist, der der Verwaltung und den Ratsmitgliedern am 12. Januar einen Brief geschrieben hatte, der der Redaktion vorliegt. Anlass war der RP-Artikel vom 22. Dezember vergangenen Jahres ("Rätselraten um Supermarkt für Veert"), der sich mit eben dieser Rewe-Neuansiedlung beschäftigte. Darin warnt der Walbecker eindringlich davor, die positive Entwicklung der Gelderner Innenstadt, die mit H & M sowie eben dem neuen Zentrum an Ostwall/Kapuzinerstraße auf einem guten Weg sei, durch Rewe am Neray zu schwächen. Er lobt die Bemühungen von Stadt und Verwaltung, den Handel innerhalb der Wälle zu halten. Dies hätten "überegional ausstrahlende Nutzer wie C & A zunächst längerfristig beobachtet und dann mit eigenem Investment als Mieter belohnt". Fleurkens gehört bekanntlich die Immobilie am Markt.

Ähnlich habe es sich bei H & M zugetragen, die bekanntlich im November im Ex-Woolworth-Gebäude am Markt eröffnen wollen. Dazu schreibt Fleurkens: "Auch H & M hat sich intensiv mit dem Standort Geldern befasst. Man muss dazu wissen, dass H & M bisher in Deutschland keinen Laden in einer vergleichsweise kleinen Stadt wie Geldern eröffnet hat. In der Regel sind 50.000 Einwohner die unterste Grenze für die Etablierung eines solchen Stores." Doch die in der Vergangenheit in Geldern umgesetzte "Stadt-Politik", wie der Immobilien-Experte schreibt, habe die schwedische Kette schließlich überzeugt, in Geldern als neuer Mieter einzusteigen.

Fleurkens glaubt weiterhin, dass nach H & M sowie der Entwicklung des Kapuziner-Tores die große Chance besteht, für "Gelderns Mitte" weitere attraktive Filialisten zu gewinnen - die Namen Drogerie Müller, Depot oder TK-Maxx (Mode und Wohn-Accessoires) fallen in diesem Zusammenhang. Dafür dürfe die Innenstadt aber nicht zersiedelt werden. Sie brauche weitere Magneten - wie eben einen Rewe-Markt innerhalb der Wälle, beispielsweise im Umfeld der Deutschen Bank, und nicht am Neray. Eine Ansiedlung an der E-dry-Kreuzung würde bei einer Verkaufsfläche von 1500 Quadratmetern bedeuten, dass pro Jahr mindestens 350.000 Besucher weniger in die Innenstadt kämen, rechnet der Experte vor.

Dass Fleurkens, der so vehement gegen die Schoofs-Pläne am Neray argumentiert, den Kevelaer als Kompagnon beim Kapuziner-Tor mit im Boot hat, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

(RP)
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