Geldern Prozess nach Messer-Angriff auf Ehefrau

Geldern · Im Februar soll der junge Mann seine damals 20-jährige Ehefrau auf offener Straße in Geldern niedergestochen und beinahe umgebracht haben. Drei Wochen lang war er danach auf der Flucht. Ab Montag steht er vor Gericht.

Vor dem Prozessauftakt am Landgericht in Kleve kommen mutmaßliche Hintergründe der Tat ans Licht, die im Februar in der Öffentlichkeit hohe Wellen geschlagen hat. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft hat der heute 24-Jährige am Mittag des 8. Februar auf seine Ehefrau eingestochen und dabei die Absicht gehabt, sie zu töten.

Das Paar habe zu dieser Zeit in Trennung gelebt, legt die Staatsanwaltschaft dar. Dennoch hätten sich Streitigkeiten weiter zugespitzt. Der junge Mann soll seiner Frau unter anderem Todesdrohungen per SMS geschickt haben. Außerdem soll sie im Internet für "sexuelle Dienstleistungen" angeboten und dabei persönliche Daten von ihr angegeben haben, auch zur Veröffentlichung von Nacktbildern soll es in ähnlichem Zusammenhang gekommen sein.

Am 8. Februar dann, einem Mittwoch, sei der damals 23-Jährige im Supermarkt an der Gelderner Annastraße auf seine Frau und deren Mutter getroffen. Er habe das Geschäft verlassen, ein Messer gezogen, am Fahrrad der Frauen einen Reifen zerstochen und sich davongemacht, heißt es in der Anklageschrift. Die damals 20-Jährige habe das gesehen und sei ihm hinterhergerannt, um ihn zur Rede zu stellen.

"Nach einer kurzen Verfolgung soll sich der Angeklagte umgedreht und mit einem Messer in der Hand in Angriffshaltung auf die Frau zugegangen sein, um auf diese einzustechen", gehen die Ausführungen des Landgerichts weiter. Die junge Frau sprühte ihm Pfefferspray entgegen, konnte ihn aber damit anscheinend nicht aufhalten. "Er soll sie sodann fest ergriffen haben und ihr wuchtig in die linke Körperseite gestochen haben, um sie zu töten." Dann sei er geflohen.

Die Ehefrau brach lebensgefährlich verletzt zusammen. Laut Veröffentlichung des Gerichts musste ihr bei einer Notoperation offenbar nicht nur, wie bislang bekannt, die linke Niere entfernt werden, sondern auch die Leber.

Die Polizei suchte den ganzen Februar über nach dem Verdächtigen. Eine Weile wurde befürchtet, er könne sich in die Niederlande abgesetzt haben. Dann wieder hieß es, er sei womöglich in Kleve gesichtet worden. Einen festen Wohnsitz hatte er nicht. Die schwer verletzte Frau wurde während ihres Krankenhausaufenthaltes zu ihrem Schutz von Polizisten bewacht.

In den sozialen Netzwerken im Internet entlud sich von zahllosen Menschen so viel Wut über die Gewalttat, dass die Polizei selbst zur Mäßigung mahnte. Auch Drohungen gegen den Gesuchten wurden verbreitet. Einen Gipfel erreichte diese Entwicklung, als über den Facebook-Account des jungen Mannes ein höhnischer Kommentar über die Polizei veröffentlicht wurde. Es führen Polizeiwagen direkt an ihm vorbei, ohne ihn zu fassen, stand darin: "Haben die keine Augen im Kopf?"

Am Morgen des 21. Tages seiner Flucht stellte sich der mutmaßliche Täter: Er marschierte in einen Bahnhofskiosk und bat darum, die Polizei zu rufen.

Der Prozessauftakt ist am Montag um 9 Uhr am Landgericht Kleve. Die Anklage lautet auf versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung. Weitere Verhandlungstermine sind geplant.

(RP)
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