Arndt Thielen Priester - gemeinsam einsam?

Geldern · Die Entpflichtung eines Klever Pfarrers wegen "unangemessenen Kommunikationsverhaltens" lässt die Frage auftauchen, ob nicht auch Priester Recht auf ein Gegenüber haben. Der Pfarrer von St. Maria Magdalena Geldern nimmt Stellung.

 Pfarrer Arndt Thielen ist wie alle anderen während der Priesterausbildung aufs Alleinsein vorbereitet worden.

Pfarrer Arndt Thielen ist wie alle anderen während der Priesterausbildung aufs Alleinsein vorbereitet worden.

Foto: Binn

Ist das Zölibat noch zeitgemäß?

Arndt Thielen Das Zölibat trifft heutzutage bei vielen auf Unverständnis, weil das Thema Beziehungen eine große Rolle spielt und vieles sexualisiert ist. Aber ich werde ja nicht zum Zölibat gezwungen, ich weiß ja als Priester, worauf ich mich da einlasse. Und: Ich lebe zwar ehelos, aber durchaus nicht beziehungslos, ich habe natürlich Freunde und Freundinnen, aber eben nur bis zu einem gewissen Grad. Sie wissen, wie ich das meine.

Wird man denn in seiner Priesterausbildung auf das Alleinsein vorbereitet?

Thielen Ja, definitiv.

Inwiefern?

Thielen Es gibt Wüstenwochen und Exerzitien, klassischerweise verbringt man eine Woche im Kloster, schweigend unter geistlicher Begleitung. Es gibt Wochenenden, die man letztlich in Gemeinschaft, aber jeder für sich alleine, ist. Außerdem gibt es Praktika, die jeder Priesterkandidat machen muss.

Gibt es auch Leute, die während ihrer Priesterausbildung abspringen?

Thielen Ja, die gibt es. Früher sagte man, dass die Hälfte aufhört, aber das war zu meiner Ausbildungszeit. Den Stand heute weiß ich nicht. Wir sind mit 13 Leuten angefangen, zu neunt geweiht worden, einer ist nach der Weihe ins Kloster gegangen, einer ist Professor in Rom geworden, letztlich sind wir noch mit sieben Leuten.

Hatten Sie nie Zweifel?

Thielen (lacht) Natürlich, es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich von 1992 an immer Feuer und Flamme war. Natürlich gibt es Tage, an denen ich nach Hause komme und es schön wäre, wenn jemand da wäre. Aber nach langen Tagen, wie in der Weihnachts- und Osterzeit, genieße ich auch die Ruhe. Man muss sein Leben ein Stück weit gestalten, das muss jede alleinstehende Frau oder Mann auch, dass müssen auch Ehepaare immer wieder neu.

Ist der Beruf des Priesters denn besonders dafür geeignet, überfordert zu werden?

Thielen Man muss wie in jedem Beruf Grenzen setzen. Eine Mutter mit vier Kindern hat auch einen Vollzeit-Job, ein berufstätiger Vater hat auch Stress. In meinem Beruf sind es Wellenbewegungen, zu Ostern und Weihnachten ist besonders viel zu tun. Aber ich bin auch nicht alleine, sondern arbeite mit einem Team.

Wo gehen denn Priester hin, wenn sie mal ihre Sorgen loswerden wollen?

Thielen Jeder Priester sollte einen geistlichen Begleiter haben, mit dem er über das Leben spricht. Ich persönlich habe gute Freunde, die kann man zwar an einer Hand abzählen, aber ich kann mich auf sie verlassen und die sich auf mich.

Was ist denn mit regelmäßiger Beichte?

Thielen Klar, die gehört dazu. Ich kann doch die Leute nicht davon überzeugen, bei Gott Versöhnung zu empfangen, wenn ich das nicht selber mache.

Gibt es eigentlich eine biblische Grundlage für das Zölibat?

Thielen Ja, das ist zum einen, dass Jesus Christus auch nicht geheiratet hat und die Apostel alles haben stehen und liegen lassen nach Christi Himmelfahrt und in die Welt gegangen sind. Man muss es aus der Perspektive des Glaubens sehen, sonst kann man das Zölibat nicht verstehen.

Was ist Ihre persönliche Motivation für das Priesterleben?

Thielen Die Botschaft von Jesus Christus hat mich ins Herz getroffen und hat mich völlig überzeugt. Die Versöhnung mit Gott durch Jesus Christus ist heilsam und gut, das will ich den Menschen weitergeben.

DIE FRAGEN STELLTE BIANCA MOKWA.

(RP)
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