Geldern Ponter übernehmen "Lünebörger" selbst

Geldern · Der Heimat- und Förderverein öffnet die Kneipe "Zum Lünebörger" wieder. Ehrenamtler stellen sich hinter die Theke, schon Sonntag könnte es losgehen. Außerdem gibt es Pläne für eine Freizeitstätte auf dem Tennisclub-Gelände.

 Josef Goebel, Sebastian Kleinen, Patrick Deckers mit Matz, Ulli Janssen, Hein Lemmen und Thomas Kleinen (von links) stoßen - noch mit leeren Gläsern- auf die Wiedereröffnung des "Lünebörger" an.

Josef Goebel, Sebastian Kleinen, Patrick Deckers mit Matz, Ulli Janssen, Hein Lemmen und Thomas Kleinen (von links) stoßen - noch mit leeren Gläsern- auf die Wiedereröffnung des "Lünebörger" an.

Foto: Gerhard Seybert

Wenn die Wirte abwandern, dann wird eben selbst gezapft: Die Ponter nehmen das Kneipensterben in ihrem Dorf nicht hin. Der Heimat- und Förderverein übernimmt Betrieb und Instandhaltung der Gaststätte "Zum Lünebörger". Und zwar quasi ab sofort. Übers Wochenende wird noch renoviert, aber wenn nichts dazwischen kommt, ist die Eröffnung am Sonntag. "Wir wollen ein möglichst kurze kneipenlose Zeit in Pont haben", damit die Gäste gar nicht erst anderswohin abwandern, sagt der Vereinsvorsitzende Hein Lemmen.

Ende 2013 hat der Lünebörger zugemacht, und vor ein paar Wochen schloss auch noch das letzte Gasthaus von Pont. "Innerhalb von acht Monaten haben wir drei Kneipenschließungen erlebt", so Lemmen.

Bürgermeister Ulrich Janssen würdigte bei der Verkündung der Pläne das große Engagement der Ponter. Sie könnten damit die Gäste im Ort halten: "Wenn die einmal weg sind, ist es schwer, sie zurückzuholen." In dem Lob ist er sich einig mit seinem Konkurrenten ums Bürgermeisteramt, Sven Kaiser (CDU). Auch der zeigte sich vom Einsatz der Ponter begeistert.

Das Gasthaus gehört der Familie Deckers vom gleichnamigen Champignon-Zuchtbetrieb. Die Deckers hatten es gekauft, um im ehemaligen Hotel Saisonarbeiter unterzubringen. Die Kneipe im Erdgeschoss stellt die Familie dem Heimatverein jetzt einfach mietfrei zur Verfügung.

"Wir sind alle Ponter", begründet Patrick Deckers. "In Pont soll man nicht nur wohnen und arbeiten, sondern auch noch ein bisschen leben." Und die Voraussetzungen seien ja schließlich gut: "Es ist nicht so, dass wir unsererseits größere Investitionen tätigen müssten, um die Sache in Schwung zu bringen."

Die Öffnungszeiten sollen so sein wie in Pont gewohnt: montags und donnerstags abends bis etwa 22 Uhr, Freitags und Samstags länger, sonntags zum Frühschoppen. Nach und nach wolle man das an den Bedarf der Leute anpassen, erklärt Hein Lemmen. Ein vierköpfiges Theken-Team steht bereit - weitere Kräfte sind mehr als willkommen. Auch die Kegelbahn könnte reaktiviert werden, dafür gibt es schon eine Reihe von Anfragen. Ulrich Janssen kündigte an, zu prüfen, ob der Betrieb nicht auch als Leader-Projekt gefördert werden könnte.

Weitere Pläne gibt es für die Plätze und das Gebäude des aufgelösten Ponter Tennisclubs. Dazu steht Sebastian Kleinen mit dem Verein "Kulturunterstützung linker Niederrhein" in den Startlöchern. Er ist unter anderem als Leiter des Ponter Kinderhauses und Vertreter der Deutschen Tolkien-Gesellschaft bekannt. Die Vision: Aus dem Gelände könnte ein "Erlebnispädagogikzentrum" werden, zugleich ein Veranstaltungsplatz für Pont. Ferien-Freizeiten, Aktivitäten von Jugendeinrichtungen und Vereinen, die Kirmes, aber auch private Feiern könnten darauf stattfinden.

Auf lange Sicht könnte ein Tolkien-Fantasy-Dorf darauf wachsen - ein Abenteuerspielplatz für junge Leute und Fantasy-Fans.

Dazu müsste man diese nur machen lassen: "Sie glauben gar nicht, wie schnell Leute in ihrer Freizeit kommen und da was bauen", so Kleinen.

Als ersten Schritt würden die Ponter die Fläche aber mal zur großen Wiese machen: "Mutterboden drauf und Rasen einsäen", sagt Kleinen. Am Vereinsheim müssten irgendwann Heizung und Terrasse erneuert werden - dafür bietet es Räume und sanitäre Anlagen.

"Das ist eine ganz konkrete Perspektive", sagt Bürgermeister Ulrich Janssen. "Wir als Stadt haben ein Interesse an der Folgenutzung." Und die Nutzung würde die öffentliche Hand kein Geld kosten: Die Ponter würden Eigenleistung und Spendenmittel einbringen.

(RP)
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