Geldern Pokémon: Bessere Stimmung in der City

Geldern · Etwa 300 "Pokémon Go"-Spieler streiften am Samstagabend über den Marktplatz und die Straßen Gelderns. Was ist die Faszination dahinter? Und wirkt sich das Handy-Spiel auf das Miteinander aus?

 So zeigt das Handy-Display die Welt. Ein wildes Kokuna lauert vorm Drachenbrunnen. Das programmierte Monster wird gleich mit dem rot-weißen Ball gefangen.

So zeigt das Handy-Display die Welt. Ein wildes Kokuna lauert vorm Drachenbrunnen. Das programmierte Monster wird gleich mit dem rot-weißen Ball gefangen.

Foto: Christoph Kellerbach

Das neue Gratis-Spiel fürs Handy "Pokémon Go": Es ist seit dem 13. Juli erhältlich und hat sich zu einem weltweiten Phänomen entwickelt. Auch Gelderns Marktplatz ist nun jeden Abend fest in der Hand der Pokémon-Trainer und -Sammler. Ein faszinierendes Bild bietet sich dort am Samstagabend: Ab 21 Uhr sammeln sich langsam aber sicher immer mehr junge Erwachsene von gut 18 bis 30 Jahren bei den Tischen und Stühlen vor der Bäckerei Hoenen. Jeder hat etwas zu trinken mit, eine Flasche Wasser oder auch Cola mit Schuss. Alle setzen sich gemütlich zusammen, tauschen sich aus und gehen gemeinsam vor Ort oder in Gruppen durch die Stadt per Handy auf die Jagd nach virtuellen Kreaturen.

"Früher bin ich von der Arbeit gekommen und habe mich dann einfach hingesetzt und so, aber jetzt mit Pokémon Go? Ich gehe mit meinem Freund lieber raus und abends noch eine Runde spazieren. Ich habe gemerkt, dass ich danach sogar einfach besser schlafe", verrät Sarah Waerder (24). Und Björn König (28) berichtet: "Es ist einfach die Geselligkeit. Und eigentlich alle hier haben früher mit dem Gameboy Pokémon gespielt, als sie klein waren. Die Idee, dass man jetzt einfach wirklich rausgehen und das machen kann, was vorher nur innerhalb der Spielewelt ging, das ist einfach faszinierend."

 Sarah Waerder (24) und Björn Plaep (19) im Kreis gleichgesinnter Spieler. Es wird nicht nur gespielt, man kommt auch ins Gespräch.

Sarah Waerder (24) und Björn Plaep (19) im Kreis gleichgesinnter Spieler. Es wird nicht nur gespielt, man kommt auch ins Gespräch.

Foto: Christoph Kellerbach

Sogenannte Poké-Stops, Anlaufstellen in der wirklichen Welt, die von Spielern festgelegt werden, versorgen die Benutzer mit Ressourcen. Zum Beispiel mit programmierten Bällen, mit denen die virtuellen Tiere gefangen werden können. Etwas Kritik kommt von Lisa Kölle (20): "Es kam schon vor, dass jemand einen Grabstein zu so einem Stop gemacht hat. Ich finde, das muss nicht sein."

Ansonsten habe die Idee mit den in der Realität verwurzelten Punkten aber mehr positive als negative Aspekte. Das meint auch ein Spielerpärchen von der Boeckelt, Mann und Frau um die 60 Jahre, ebenfalls unterwegs auf dem Markt. Die beiden wollen ihre Namen nicht verraten, weil es ihnen bis dato noch peinlich ist, sich als "Pokémon Go"-Spieler zu outen. Aber sie loben: "Diese Stops sind fast immer bei Wahrzeichen wie dem Marktbrunnen und Kunstwerken. So lernt man spielerisch die Stadt kennen und sogar manche Stellen, die man bislang noch gar nicht gesehen hat, obwohl man hier schon jahrelang wohnt." Sie kamen durch die eigenen Kinder auf die Idee, auch einmal "Pokémon Go" auszuprobieren, und machen jetzt fast jeden Abend eine Fahrradtour durch die Gegend. Sie betonen: "Wir sind überrascht, wie friedfertig hier alles zugeht. Früher glich es manchmal einer Mutprobe, nachts durch die Stadt zu gehen. Heute durch 'Pokémon Go' wirkt alles viel friedlicher!"

"Viele sind eben nun mit dem gleichen Ziel unterwegs, und man kommt ganz schnell ins Gespräch", erklärt Kevin Sleuser (22). "Zwar sind Veert, Twisteden und Herongen ziemlich tote Zonen für Pokémon, aber selbst da sind Leute unterwegs. Generell ist es toll, sich auszutauschen und mit seinen Pokémons die sogenannten 'Arenen' von einem der drei Teams einzunehmen. Wir waren etwa bei der Arena in Twisteden an der Kirche und hörten plötzlich aus der Nähe: 'Hey, wer hat denn grade die Arena eingenommen?' So etwas macht natürlich erst recht Spaß."

(cnk)
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