Wachtendonk Plätze für Wachtendonks Jugend

Wachtendonk · Der Bootssteg an der Moorenstraße hat sich zu einem Treffpunkt vor allem für die Altersgruppe Ü 17 entwickelt. Jugendarbeiterin stellt steigende Zahl von Cannabis-Konsumenten fest. Was wird aus dem Freizeitheim "Old School"?

 Am Bootssteg an der Moorenstraße treffen sich offenbar regelmäßig Jugendliche, um dort Cannabis zu konsumieren.

Am Bootssteg an der Moorenstraße treffen sich offenbar regelmäßig Jugendliche, um dort Cannabis zu konsumieren.

Foto: gerhard seybert

Claudia Holzemer-Hegger weiß, wo sie ihre Schützlinge findet: am Bootssteg an der Moorenstraße. Dort habe sich ein Treffpunkt etabliert für eine "Ü-17-Gruppierung", zu der sich unterschiedliche Cliquen verbunden haben, schreibt die Jugendarbeiterin der Gemeinde Wachtendonk in ihrem Jahresbericht 2014 an den Ausschuss für Bürger, Schule und Sport. Der konnte die Ausführungen in seiner jüngsten Sitzung zwar nicht zur Kenntnis nehmen, weil die elektronische Übermittlung der Unterlagen offensichtlich nicht klappte. An den Tatsachen ändert das nichts. Claudia Holzemer-Hegger stellt bei den über 17-Jährigen eine auffallend hohe Anzahl fest, die regelmäßig Cannabis konsumieren. "Es gibt nicht nur wie in den Vorjahren Einzelpersonen, die gelegentlich oder auch regelmäßig konsumieren, sondern es existiert innerhalb der ,Ü-17-Gruppierung' zumindest eine ,Alt-Clique', bei der der Konsum das verbindende Element zu sein scheint und in der alle zugehörigen Personen Cannabis konsumieren, und dies zum Teil täglich."

Die Cannabis-Clique bestätigt Günther Osthoff, der unter anderem für Wachtendonk zuständige Jugendpfleger des Kreises Kleve, gegenüber der RP. Von einer auffallend hohen Zahl von Drogenkonsumenten zu sprechen, hält er allerdings für "etwas unglücklich" formuliert. 20 Konsumenten seien bekannt, als Dunkelziffer kämen noch einige hinzu. Insgesamt sei in Wachtendonk von unter 30 auszugehen. "Gemessen an der Einwohnerzahl liegt das in dem in den Kommunen üblichen Rahmen", meint Osthoff. Die Jugendlichen wüssten, wo sie das Rauschgift her kriegen, berichtet der Jugendpfleger. In Wachtendonk spielen die nahen Niederlande als Quelle eine Rolle.

 Die Zukunft des Jugendzentrums "Old School" ist derzeit noch unklar. Im zweiten Halbjahr 2014 waren dort insgesamt 198 Kinder und Jugendliche zu Gast.

Die Zukunft des Jugendzentrums "Old School" ist derzeit noch unklar. Im zweiten Halbjahr 2014 waren dort insgesamt 198 Kinder und Jugendliche zu Gast.

Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Es sei gut, solche Entwicklungen mitzukriegen, urteilt Osthoff. Claudia Holzemer-Hegger sei am Puls der Jugend. Ansprechpartner sein, um Probleme und Ursachen für den Rauschgiftkonsum zu ermitteln, das sei eine wichtige Aufgabe der mobilen Jugendarbeit, des Streetwork. In Wachtendonk stellt Osthoff eine "gute Hinschauen-Kultur" fest. Das Einschalten der Eltern durch die Jugendarbeiterin sei von Fall zu Fall sinnvoll bei der Frage, ob der Griff zum Rauschgift nur ein Ausprobieren sei oder ob es sich um Dauerkiffen handle. Mit den vertraulichen Informationen zur Polizei zu laufen, bedeute das Ende des Vertrauensverhältnisses zwischen Jugendlichen und Jugendarbeiterin, denn: "Die Polizei hat den Zwang zur Strafverfolgung."

Als notwendig für die Jugendarbeit sieht Osthoff wie Holzemer-Hegger eine feste Anlaufstelle an. Da gibt es, was die Zukunft des Jugendzentrums "Old School" betrifft, Debatten. Die CDU will, wie Fraktionsvorsitzender Joachim Oomen während der Ratssitzung im Februar klarstellte, den Freizeittreff an der Wankumer Straße 2017 verkaufen. Die Kosten für das Gebäude aus den 1950er Jahren beziffert die Gemeinde auf rund 30 000 Euro jährlich, wovon ein großer Teil durch Betriebskostenzuschüsse von Kreis und Land gedeckt wird. Die Zahl der Stammbesucher in "Old School" bewegte sich im zweiten Halbjahr 2014 laut Bericht von Jugendarbeiterin Holzemer-Hegger bei acht, an Gesamtbesuchern wurden im gleichen Zeitraum 198 Kinder und Jugendliche gezählt.

"Die Gemeinde muss entscheiden, wie viel sie für die Jugendlichen investieren will", sagt Osthoff. Er räumt ein, dass "Old School" wegen schneller Personalwechsel in der Vergangenheit einen schlechten Ruf habe. "Offene Jugendarbeit lebt von Beziehungen", betont der Fachmann. Und eben von einem Domizil.

Eine gute Lösung ist aus seiner Sicht, als Ersatz für "Old School" ein neues Haus an der Skater-Anlage in Sichtweite der Sekundarschule zu bauen. "Davon würden beide Einrichtungen profitieren." Osthoff geht davon aus, dass der schätzungsweise 600 000 Euro teure Neubau gut angenommen wird.

Gar nichts hält er von Bestrebungen der CDU, eine halbe Stelle bei der Jugend- und Sozialarbeit einzusparen. "Das wäre ein dramatischer Einbruch. Dann ginge in der Jugendarbeit kaum noch etwas."

(RP)
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