Geldern Ökonomie und Ökologie vereinen

Geldern · NRW-Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking (CDU) sprach beim Bauerntag in Kleve über Flächenverbrauch, Nitratwerte, Schweinepest und Pflanzenschutz. Sie stellte sich den Fragen der Zuhörer.

 NRW-Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking war zu Gast beim Bauerntag.

NRW-Landwirtschaftsministerin Christina Schulze Föcking war zu Gast beim Bauerntag.

Foto: Markus van Offern

Nicht jeder Landwirt hört gerne Lobeshymnen über den ökologischen Landbau. Aber Christina Schulze Föcking, Landwirtschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen, war nicht nach Kleve gekommen, um es jedem recht zu machen. Beim Bauerntag auf der Wasserburg Rindern sprach sie sich vor mehr als 100 Gästen für eine Ausgewogenheit von Ökologie und Ökonomie aus. "Jeder muss seinen Beitrag leisten. Ich sehe konventionelle Betriebe und Biohöfe auf Augenhöhe, deswegen sollen sie auch gleich hohe Förderungen erhalten", sagte sie.

Mit Sorge blicke sie auf den steigenden Flächenverbrauch, sagte die Ministerin. Weil der Bedarf an Lebensmitteln aufgrund zunehmender Weltbevölkerung steige, sei die Landwirtschaft gezwungen, ihre Anbau- und Bewirtschaftungsfläche zu erweitern. Aber auch der Umweltschutz stelle hohe Anforderungen: "Für acht Hektar Straße müssen 52 Hektar Ausgleichsfläche geschaffen werden - so viel wie ein ganzer Bauernhof", sagte Schulze Föcking. Deswegen wolle sie sich dafür einsetzen, dass als Ausgleich verstärkt in Umweltprojekte investiert wird. "Euro statt Quadratmeter", laute ihre Devise.

Die Landwirte befänden sich zurzeit in einem "Dreikampf aus schwierigen Marktbedingungen, zu viel Bürokratie und mangelnder Anerkennung", sagte die Ministerin. Die Landwirtschaft werde ständig infrage gestellt. "Das macht mürbe. Sie stehen am Pranger, und da gehören Sie nicht hin", betonte Schulze Föcking. Viele Verbraucher sagen, dass sie bereit sind, mehr Geld für gute Lebensmittel auszugeben. "Daran muss man sich an der Kasse aber auch erinnern", betonte sie.

Zu den Herausforderungen der Branche zählten die Nitratwerte im Wasser, die vielerorts zu hoch seien, so die Rednerin. "Man muss aber auch sehen, dass die Werte, die wir heute messen, ihren Ursprung vor drei oder vier Jahrzehnten haben. Der Boden hat ein Langzeitgedächtnis", sagte Schulze Föcking. Viele Messstellen zeigten jetzt zurückgehende Werte, andere würden noch als "rot" eingestuft, weil sie hohe Werte aufweisen. "Wir müssen herausfinden, ob die Messstellen alle intakt sind und ob sie an den richtigen Stellen sind", sagte die Landwirtschaftsministerin.

Sorge bereitet ihr die afrikanische Schweinepest. "Die Frage ist nicht, ob sie kommt, sondern wann sie kommt. Und wenn sie nicht kommt, ist das umso besser", sagte Schulze Föcking. Fatal sei, dass man Nutztiere nicht gegen die Krankheit impfen könne. "Die afrikanische Schweinepest steht vor den Toren. Allerdings gibt es auch Hoffnung, dass wir verschont werden."

Eine große gesellschaftliche und politische Debatte gab es jüngst um das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat. Beim Thema Zulassung und Einsatz von Pflanzenschutz plädierte die Ministerin dafür, auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse zu entscheiden. "Unabhängige Behörden müssen das prüfen. Dabei darf nicht Ideologie entscheiden. Wir brauchen eine wissenschaftliche fundierte Zulassung, das dürfen wir nicht Politik oder Medien überlassen", betonte Schulze Föcking. Die Ergebnisse von wissenschaftlichen Untersuchungen sollten dann aber von Landwirten und Umweltschützern anerkannt werden, forderte sie.

Rund eine Stunde hatte die Ministerin für ihren Auftritt in Kleve eingeplant. Weil ihr Vortrag davon die meiste Zeit in Anspruch nahm, blieben dann noch zehn Minuten für die Fragen der Zuhörer.

(RP)
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