Geldern O du fröhliche . . .

Geldern · Trostloser geht es kaum: Der stark geschrumpfte Nikolausmarkt in Geldern steht in der Kritik. Politik und Verwaltung wollen ein neues Konzept. Das kann auch etwas Geld kosten.

Geldern: O du fröhliche . . .
Foto: Seybert, Gerhard (seyb)

Man muss nicht die sozialen Netzwerke wie Facebook bemühen. Die Augen im eigenen Kopf reichen. Wer in diesen Tagen über den Gelderner Nikolausmarkt schlendert, der kann nur den Kopf schütteln. Selbst wenn schönes Wetter wäre: Weihnachtlich ist hier nur wenig. Kaum entsprechende Deko, Thai-Food, Döner und Mexikanisches als Teil des Essensangebotes, dazu einige leere Buden und eine Eisfläche, die zum Eisstockschießen genutzt werden soll. Soll. Denn einladend sieht anders aus - auch wenn Donnerstag, spätestens Freitag das Eisstockschießen gegen eine klassische kleine Eislaufbahn vor allem für den Nachwuchs ausgetauscht werden soll.

Blamiert sich Geldern mit diesem "Angebot" bis auf die Knochen?

Wenn es nach den Fraktionsspitzen im Gelderner Rat geht, ist die Antwort eindeutig. "Für Geldern als Mittelzentrum im Südkreis ist ein solches Ergebnis nicht hinnehmbar", wettert beispielsweise Karl-Heinz Lorenz. Der CDU-Fraktionsvorsitzende weiter: "Entweder wir leisten uns einen vernünftigen Markt oder wir lassen es." Es fehle an Größe. An Atmosphäre. An weihnachtlichen Angeboten.

Ähnlich sieht es Wieland Fischer. Der Grüne fordert wie alle Politiker ein neues Konzept, ein Gespräch mit allen Beteiligten. Auch das Engagement des Werberings, der vor einigen Jahren die Ausrichtung des Marktes entnervt wegen andauernder Kritik aufgegeben hatte, erwartet er wieder. Und eine Verkürzung der Laufzeit (derzeit zwei Wochen) könne er sich vorstellen.

"Das ist keine Werbung für Geldern, eher das Gegenteil", sagt der FDP-Fraktionsvorsitzender Alexander Alberts und nimmt damit den grünen Ball von Wieland Fischer auf: "Wenn sich ein solcher Markt wie in Issum oder Straelen auf ein Wochenende konzentriert, kommen auch andere Beschicker. Berufstätige, die einen eigenen Laden haben, schaffen beides während der Woche doch gar nicht." Auch ein kleine finanzielle Unterstützung des Marktes durch die Stadt kann sich Alberts theoretisch vorstellen.

Ein Gedanke, den Norbert Hayduk nicht kategorisch ablehnt. Es käme da schon auf die Summe an, so der Fraktions-Chef von Die Linke/Piraten. Hayduk plädiert ebenfalls für ein neues Konzept, bei dem wieder mehr Einheimische zum Zuge kämen. Auch er sieht eine Verkürzung der Laufzeit als etwas an, "über das man mal nachdenken muss".

Was Hejo Eicker bestätigt. Und: "Wenn wir einen solchen Markt in der Innenstadt haben, dann muss er gut sein. Sonst muss man es lassen", so der SPD-Fraktionsvorsitzende. Weiter fände er etwas Kultur für den Markt positiv.

Arno Ernst vom Veranstalter Ernst Rent & Event weiß um die Probleme: "Wir finden einfach keine Kunsthandwerker, die zwei Wochen mitmachen. Das würde atmosphärisch schon helfen." Deshalb schwebt dem Mann aus Bedburg (Erft) eine andere Art von Markt vor: ein Alpendorf. Eine Hütten-Gaudi. Oder ein Weihnachtsdorf. Begründung: "Die Gelderner feiern halt sehr gerne."

(RP)
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